ADB:Hermes, Johann Timotheus

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Artikel „Hermes, Johann Timotheus“ von Adolf Schimmelpfennig in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 12 (1880), S. 197–198, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Hermes,_Johann_Timotheus&oldid=- (Version vom 20. April 2024, 04:15 Uhr UTC)
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Hermes: Johann Timotheus H., des vorigen jüngerer Bruder und zu besserer Unterscheidung „Sophien-H.“ genannt, ist 1738 in Petznik geboren und den 24. Juli 1821 als Pastor von St. Elisabeth und Inspector der Breslauer Kirchen und Schulen gestorben. Von seinem Vater für die Universität vorbereitet, studirte er von 1758–61 in Königsberg, wurde alsdann Lehrer an der Ritterakademie in Brandenburg, 1763 Feldprediger bei einem in Schlesien stehenden Reiterregiment und 1769 fürstlich anhaltischer Hofprediger und deutscher Pastor in Pleß in Oberschlesien. Durch seine Romane „Miß Fanny Wilkes“, 1766, zweite Auflage 1770 (nach dem Vorbilde Fielding’s) und „Sophiens Reise von Memel nach Sachsen“, 1769–73, mit der er den psychologischen Roman in der Manier Richardson’s in Deutschland einbürgerte, bereits berühmt, wurde H. vom Rathe in Breslau 1771 in die durch seines Bruders Beförderung zum Propste in der Neustadt vacant gewordene Professur am Magdalenäum berufen. [198] Mag der Werth seiner sittlich-empfindsamen Romane auch sehr vergänglich erscheinen, so haben sie doch zur Bildung eines besseren Geschmacks nicht wenig beigetragen, und mit welchem Beifall sie von der feineren Lesewelt aufgenommen worden sind, ist aus den wiederholten Auflagen ersichtlich, welche in kurzer Zeit nöthig wurden; von Sophiens Reise erschienen bis 1778 bereits fünf Auflagen; bald auch Uebersetzungen ins Holländische und Dänische. Die „Lieder und Arien“ daraus erschienen 1779 mit Musik von J. A. Hiller. Kein Wunder, wenn sich H. über die Größe seines Ruhmes täuschte; als er sich 1790 während Goethe’s Aufenthalt in Breslau diesem als Verfasser von Sophiens Reise vorstellte, mußte er die laconische Frage hören: „und wer ist der?“ Wie in der Professur am Magdalenäum folgte H. seinem Bruder 1775 auch als Propst in der Neustadt und 1791 im Pastorat an der Magdalenenkirche nach, welches er nach Gerhards Tode 1809 mit dem von Elisabeth vertauschte. Als Theologe ist H. ohne Bedeutung, und seine Weigerung, sich an der Gerhard übertragenen Redaction des neuen Breslauer Gesangbuchs zu betheiligen, wird ihm schwerlich als Verdienst angerechnet werden können. Auch seine weiteren Schriften („Für Töchter edler Herkunft“, 1787; „Manch Hermäon“, 1788; „Für Eltern und Ehelustige“, 1789; „Zween litterar. Märtyrer und deren Frauen“, 1789; „Anne Winterfeld“, 1801; „Verheimlichung und Eile“, 1802; „Mutter, Amme und Kind“, 1811, die letzteren unter[WS 1] den anagrammatischen Pseudonymen H. Meister und T. S. Jemehr, fanden wenig Beachtung.

Ehrhardt, Presbyterologie, I. 393. Kahlert, Schlesiens Antheil an deutscher Poesie, Bresl. 1835, S. 85, 89. Goedeke, Grundr.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: unten