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ADB:Hesselbach, Franz Kaspar

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Artikel „Hesselbach, Franz Kaspar“ von Ernst Gurlt in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 12 (1880), S. 312–313, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Hesselbach,_Franz_Kaspar&oldid=- (Version vom 16. Dezember 2024, 10:50 Uhr UTC)
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Hesselbach: Franz Kaspar H., Prosektor am anatomischen Theater zu Würzburg, wurde am 27. Januar 1759 zu Hammelburg im Fürstenthum Fulda geboren. Er erhielt seine erste wissenschaftliche Bildung auf dem Gymnasium seiner Vaterstadt, ging nach vollendetem Curse nach Fulda zum Studium der Philosophie und 1778 nach Würzburg, um sich dem der Heilkunde zu widmen. Er hatte das Glück, Privatschüler von Karl Kaspar von Siebold zu werden, der die Professuren der Anatomie, Chirurgie und Geburtshilfe in seiner Person vereinigte. H., bald darauf auch chirurgischer Assistent im Juliusspital geworden, erwarb sich durch rastlosen Fleiß und immer gleiche Aufmerksamkeit die Zuneigung seines Lehrers in hohem Grade. Bei Hesselbach’s Vorliebe für die Anatomie, der er alle seine freien Stunden, ja halbe Nächte widmete, war es erklärlich, daß Siebold, der ohne die Beihülfe eines Prosektors auch den Unterricht im anatomischen Seciren zu leiten hatte, H. das Geschäft eines Prosektors übertrug, das er 6 Jahre lang zur größten Zufriedenheit seines Lehrers, ohne jede Gratification, versah. Am 29. April 1789 erhielt er endlich, als eine Belohnung seines Eifers und seiner Verdienste um die anatomische Anstalt, vom Fürstbischof Franz Ludwig die wirkliche Anstellung als Prosektor mit einem jährlichen Gehalte von 300 Gulden, das im Jahre 1797 um 50 Gulden erhöht wurde. Als H. sein Amt antrat, befand sich das anatomische Museum in einem sehr dürftigen Zustande und bestanden dessen nicht eben zahlreiche Präparate fast nur in getrockneten erkrankten Knochen; die feuchten Präparate waren nur in geringer Zahl vorhanden und meistens schlecht aufbewahrt, so daß sie größtentheils bald als unbrauchbar verworfen werden mußten. Hesselbach’s Thätigkeit nun gelang es, neben der ihm obliegenden Anleitung zum Seciren und den Vorbereitungen für die anatomischen Vorlesungen, die anatomische Sammlung in dem Maße zu verbessern und zu vermehren, daß dieselbe am Ende des Studienjahres 1815–16 sich auf 1252 Präparate belief, darunter 553 feuchte und 699 trockene. Dabei vernachlässigte er auch nicht die Chirurgie, machte z. B. (1795) ein verbessertes Steinschnittmesser bekannt, ertheilte Privatunterricht in der Anatomie und im Steinschnitt; [313] er zählte zu seinen Schülern u. A. den späteren berühmten Göttinger Chirurgen K. J. M. Langenbeck. – Nach der Besitznahme Würzburgs durch Bayern wurde Hesselbach’s keineswegs glänzende Lage durch Gehaltserhöhungen, die ihm 1804 und 1805 zu Theil wurden, nicht unwesentlich verbessert. Er gewann Muße, eine anatomische und eine chirurgische Schrift („Vollständige Anleitung zur Zergliederungskunde des menschlichen Körpers“. 3 Hefte mit Kupfern. 1805–8. 4. – „Anatomisch-chirurgische Abhandlung über den Ursprung der Leistenbrüche“, mit Kupfern. 1806. 4.) herauszugeben. – Am 14. Mai 1807 ertheilte ihm die Würzburger medicinische Facultät wegen seiner Verdienste um die anatomische Anstalt und wegen seiner anatomisch-chirurgischen Schriften die medicinische Doctorwürde. Im Mai 1811 erhielt er von dem Senate der russischen Universität zu Charkow einen Ruf als Professor ordinarius der Anatomie, Physiologie und gerichtlichen Medicin, den er jedoch aus Liebe zum Vaterlande ablehnte. – Er setzte seine Untersuchungen über die Leisten- und Schenkelbrüche, deren genauere anatomische Kenntniß in Deutschland ihm vorzugsweise zu danken ist, fort, und veröffentlichte darüber zwei Schriften („Neueste anatomisch-pathologische Untersuchungen über den Ursprung und das Fortschreiten der Leisten- und Schenkelbrüche“, mit 15 Kupfertafeln. 1814. 4., die 1816 auch in lateinischer Uebersetzung von Th. A. Ruland erschienen, und: „Beschreibung und Abbildung eines neuen Instrumentes zur sicheren Entdeckung und Stillung einer bei dem Bruchschnitte entstandenen gefährlichen Blutung“, mit 2 Kupfern. 1815. 4.). – Während der Krankheit des Professors der Chirurgie Markard und nach dem Tode desselben ertheilte er Unterricht in sämmtlichen chirurgischen Operationen und versah die Stelle eines Oberwundarztes im Juliusspitale, bis zur Ankunft des Prof. Textor. – Am 24. Juli 1816 erfolgte sein Tod in Folge eines Rothlaufes. – Unter denjenigen Anatomen und Chirurgen, welche sich um die genauere Kenntniß der Unterleibsbrüche besonders verdient gemacht haben, ist neben dem Italiener Scarpa und dem Engländer Astley Cooper der Deutsche H. vor allen Dingen zu nennen.

Vgl. (Salzburger) Medicinisch-chirurgische Zeitung. 1817. Band 1. S. 350.