Zum Inhalt springen

ADB:Heynlin de Lapide, Johannes

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Heynlin, Johann“ von Carl von Prantl in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 12 (1880), S. 379, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Heynlin_de_Lapide,_Johannes&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 16:40 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Band 12 (1880), S. 379 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Johannes Heynlin in der Wikipedia
Johannes Heynlin in Wikidata
GND-Nummer 119011700
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|12|379|379|Heynlin, Johann|Carl von Prantl|ADB:Heynlin de Lapide, Johannes}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=119011700}}    

Heynlin: Johann H., genannt a Lapide, geb. wahrscheinlich um das J. 1425 (vielleicht doch in Stein bei Schaffhausen?), gest. in Basel am 12. März 1496, begegnet uns zum ersten Male als reiferer Student in Leipzig (1452); ob er dann 1461 in Freiburg i. Br. sich aufgehalten und dort die Magisterwürde erworben habe, kann bezweifelt werden. Gewiß ist, daß er vor 1464 bereits in Paris war und hierauf in den Jahren 1464 und 65 in Basel an der Artisten-Facultät als eifriger Vertreter der sogenannten Via antiqua eine lebhafte Bewegung hervorrief. Im J. 1466 ging er abermals nach Paris, wo er 1469 Rector der Universität war und bald darauf die theologische Doctorwürde und eine Professur an der Sorbonne erhielt. Er wirkte bei den strengen Maßregeln mit, welche dort 1473 gegen die Via moderna (die Nominalisten) ergriffen wurden, erwarb sich aber auch das Verdienst, daß er die ersten Buchdrucker, nämlich die sogenannten Alamanischen Brüder[WS 1], nach Paris rief, wo auch Joh. Amerbach sein Schüler war. Nach Basel im J. 1474 zurückgekehrt, wirkte er nicht mehr an der Universität, sondern als sehr beliebter Prediger, nahm aber 1478 einen Ruf als Professor der Theologie nach Tübingen an, wo er im folgenden Jahre Rector war; auch begab er sich mehrmals zu vorübergehendem Aufenthalte (1477, 11.–20. März 1480 und infolge einer Berufung vom 7. April 1480 zum Leutpriester der Stadt nochmals in diesem Jahre) nach Bern, um ebenso, wie er in Basel gethan, durch Predigten die Sittenverderbniß zu bekämpfen. Dann übernahm er die Vorstandschaft des Chorherrenstiftes in Baden-Baden, von wo er 1484 als Canonicus und Prediger (am Münster) wieder nach Basel umsiedelte; seine letzten Lebensjahre seit 1487 verbrachte er in Zurückgezogenhit im dortigen Karthäuserkloster, welchem er eine Büchersammlung von 283 Bänden, auf 1000 Goldgulden geschätzt, zum Geschenke machte. Innig befreundet mit Amerbach, Geiler von Keysersberg, Sebastian Brant, gehörte er zu den vielen hervorragenden Männern, deren Auftreten damals in Südwestdeutschland den Anbruch einer neuen Zeit verkündete. – Gedruckt besitzen wir von H. „Libri artis logicae“, worin sich keine strenge Parteistellung, sondern gerade ein Syncretismus der älteren und der neueren Richtung kundgibt; andere Commentare zu aristotelischen Schriften und insbesondere die zahlreichen Predigten Heynlin’s sind handschriftlich in Basel vorhanden.

Fr. Fischer, Johannes Heynlin, Basel 1851 (ungenügend); hingegen eine gründliche Untersuchung bei Wilh. Vischer, Geschichte der Universität Basel, S. 158 ff. (über die logischen Streitigkeiten s. m. Gesch. d. Logik, Bd. IV, S. 186 ff. und 229). Blösch im Anzeiger f. Schweiz. Geschichte, 1880. Nr. 1.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. „alemannische „Brüder“: Ulrich Gering, Martin Krantz und Michael Freiburger