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ADB:Krantz, Martin

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Artikel „Krantz, Martin“ von Jakob Franck in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 17 (1883), S. 45–47, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Krantz,_Martin&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 12:06 Uhr UTC)
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Krantz: Martin K. (Crantz), einer der drei Deutschen, welche 1470 zuerst die Buchdruckerkunst in Paris einführten. Als in Folge des blutigen Aufruhrs in Mainz, der wegen der Besetzung des erzbischöflichen Stuhles daselbst 1462 sich erhoben hatte, die Buchdruckergesellen nach allen Richtungen geflohen waren, war wenige Jahre später ein Deutscher, Johannes a Lapide (Bd. XII S. 379) Rector der hohen Schule zu Paris. In Frankreich und namentlich in Paris hatte bis dahin der Verkauf gedruckter Bücher mit den größten Hindernissen zu kämpfen gehabt, sie wurden als Ausgeburten einer schwarzen, einer Teufelskunst verschrieen, und Fust, welcher den Pariser Markt damit bezogen hatte, mochte sich glücklich schätzen, durch die Flucht dem Ketzergericht zu entgehen. Alle Mittel wurden versucht, dem Buchdrucke den Zugang in die Hauptstadt und dadurch in ganz Frankreich zu verwehren. Dennoch wagte es Joh. a Lapide, mit der deutschen Kunst vertraut und in Verbindung und einverstanden mit Wilhelm Fichet, einem Collegen an der Sorbonne, allen Vorurtheilen und Gefahren Trotz zu bieten. Er berief nämlich 1469 drei seiner Landsleute nach Paris, um durch sie daselbst die Buchdruckerkunst einzuführen. Es waren dies Martin K., Michael Freiburger von Colmar (de Colombaria) und Ulrich Gering (auch blos Ulricus, cognomento Gering) von Constanz und diesen wies er, wie man annimmt, Wohnung und Platz für ihre Officin im Gebäude der Sorbonne selbst an. K. und seine beiden Landsleute begannen sofort ihre Arbeit und legten sich den Namen Societas fratrum Allemanorum (Gesellschaft der allemanischen Brüder) bei, hierdurch auf gleiche Weise sich selbst und ihr Vaterland ehrend. Leider fehlen über die äußeren Lebensverhältnisse des K. sowohl als des Freiburger alle und jede Nachrichten und selbst französischen Schriftstellern ist es bis jetzt nicht gelungen, diese Lücke auszufüllen, während über jene des Gering die Quellen reichlicher fließen. Nach Denis, Bücherkunde I, 120 sollen die drei Freunde zu Straßburg ihre Kunst gelernt haben. Die ersten Werke [46] aus der Presse der alemannischen Brüder erschienen im J. 1470 und von da bis einschließlich 1473 waren bereits 16 Bücher gedruckt worden und das Wohlgefallen der Pariser Gelehrten an diesem Unternehmen war so groß, daß die drei Drucker bereits 1474 das Indigenat in Frankreich erhielten. Die Urkunde hierüber findet sich in „Catalogue de la bibliothèque du Duc de la Vallière“ abgedruckt (T. III. p. 341) und wir lassen sie ihrer Wichtigkeit wegen und weil nur wenigen Lesern diese Quellenschrift zugänglich sein möchte, hier auszüglich folgen: „Loys par la grace de Dieu Roi de France. Savoir faisons que nous avons reçu humble suplication de nos bien amis Michiel Friburger, Udalric Guering et Martin Grantz (sic) du pais d’allemaigne contenant qu’ils sont venus demourer en nostre Royaume puis ancien temps en la pour lexercise de leurs ars et mestiers de faire livres de plusieurs manières d’escriptures en mosle et autrement et de les vendre en ceste nostre ville de Paris …“ und schließt: „Donnes a Paris au mois de Fevrier l’an de grace mil quatre cent soixante quatorze …“ Das erste gedruckte Buch der drei „Brüder“ war: „Gasparini Bergamensis Epist. opus. Praemissa est Guillermi Ficheti ad Joann. Lapidanum … epistola“ o. J. (jedoch zuverlässig 1470). Diesem folgten von 1475 (aus dem J. 1474 hat sich bis jetzt kein Erzeugniß ihrer Presse gefunden) bis einschließlich 1477, bis wohin sie gemeinschaftlich arbeiteten, noch weitere 14 Drucke, unter welchen sich besonders: „Guil. Duranti Rationale div. offic.“ (1475 die 13. Aprilis, „Jacobi de Voragine aurea legenda“ (1475. 1. Sept.) und die „Biblia latina“ auszeichnen. Das letzte in Gemeinschaft besorgte Buch ist: „Jac. Magni Sopholoquiens“, 1477. Die ersten aus ihrer Officin hervorgegangenen Werke hatte der gelehrte Rector Fichet entweder selbst ausgearbeitet oder doch zum Abdrucke vorbereitet. Ihre Werkstätte, welche sich, wie bereits erwähnt, in dem Collegium der Sorbonne befand „apud inclytam Sorbonam“, hatten sie 1476 außerhalb dieses Collegiums in ein Haus der Jakobs- oder Sorbonnestraße verlegt, welches das Schild (intersignium) „Zur goldenen Sonne“ führte Franc de Platea, Tract. de usuris … Impr. in sole aureo“[WS 1] 1476), wobei es jedoch immer noch eine Streitfrage ist, ob anfänglich die Druckerei wirklich, wie ältere Bibliographen annehmen, in dem Gebäude der Sorbonne selbst oder nur in der Nähe in einem der Sorbonne gehörenden Hause sich befunden habe. Denn beispielsweise wiederholt auch Joh. Froben sehr oft, daß er „apud inclytam Basileam“ gedruckt habe und selbst gute Lateiner wie Petrus Mosellanus und Joh. Reuchlinus drücken sich eben so aus. Der erstere sagt in seiner Praef. ad Aristoph. Plutum: „Nostra vero memoria tum plerique principatum imprimendi tenent, et imprimis apud inclytam Basileam hoc jam strenue molitur Jo. Frobenius“ und der letztere in einer Epistola ad Jac. Fabrum: „Joh. Lapidanum, Theologiae Doctorem, in Grammaticis apud inclytam Sorbonam audivi“. Zu Ende des J. 1477 verließen sowohl K. als auch Freiburger wieder Paris und kehrten nach Deutschland zurück und mit ihrer Abreise erlosch auch die Gesellschaft der „alemannischen Brüder“ und in den Jahren 1478 und 1479 druckte Gering (s. Bd. VIII, S. 785) allein (der erste solcher Drucke ist datirt vom 23. Januar 1478). Was K. und Freiburger bewogen, nachdem sie doch erst drei Jahre zuvor das Indigenatsrecht in Frankreich erhalten hatten, nach Deutschland zurückzukehren, entzieht sich völlig der Erhebung, wie auch ihr fernerer Lebensgang eben so dunkel ist. Aber es liegt die Vermuthung nahe, daß die Ursache ihrer Heimkehr in der schon bald nach ihrer Ankunft in Paris sowie an anderen Orten Frankreichs durch Landsleute sowohl als durch Franzosen verbreiteten Druckerpresse die Veranlassung dazu gegeben habe, wie denn schon 1482 nach Schöpflin, Vindic. p. 104 abermals zwei Straßburger Drucker, Marcus Reinhart und Nikolaus Philippi von [47] Bensheim nach Paris ausgewandert waren. Denn das Beispiel der drei ersten Typographen blieb natürlich bei dem geistreichen und technisch gewandten Volke der Franzosen nicht verloren, und während schon 1473 neben den fratres alemanici unter dem Deutschen Peter Caesaris oder Keysere (vgl. Bd. XV S. 696) eine zweite Druckerei, der im folgenden Jahre auch Johann Stol sich anschloß, in Paris im Hause „Zum grünen Blasebalg“ thätig war, druckte auch in demselben Jahre zu Lyon als erster Drucker Guillaume le Roi (König) ein „Compendium Lotharii“, und bis zum Schluß des 15. Jahrhunderts wurden in dieser Stadt gegen 240 Bücherdrucke von ungefähr 40 Typographen ausgeführt; in Paris selbst aber gab es um 1510 schon mehr als 20 Officinen.

Chevillier, Orig. de l’Imprimerie de Paris I. c. 2–3. Hist. de l’Académie royale des inscript. et belles lettres IV, 484 et suiv. Crevier, hist. de l’université de Paris IV, 326. Maittaire, Ann. typ. I, 42. Chr. Wolfii Monum. typ., Hamb. 1748. II, 254. Lambinet, Orig. de l’imprim. Par. 1870. (Walchner), Die allemannischen Brüder, Freib. 1824. S. 14 ff.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. kein öffnendes Anführungszeichen