ADB:Hinrichs, Hermann Friedrich Wilhelm

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Artikel „Hinrichs, Hermann Friedrich Wilhelm“ von Carl von Prantl in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 12 (1880), S. 462–463, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Hinrichs,_Hermann_Friedrich_Wilhelm&oldid=- (Version vom 19. April 2024, 04:05 Uhr UTC)
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Hinrichs: Hermann Friedrich Wilhelm H., geb. am 22. April 1794 in Karlseck im Oldenburgischen, † in Friedrichroda (im Thüringer Wald) am 17. Septbr. 1861, widmete sich, nachdem er das Gymnasium zu Jever besucht hatte, in Straßburg dem Studium der Theologie, wurde aber hierauf in Heidelberg, wohin er sich 1816 begab, durch Hegel’s Vorlesungen so sehr begeistert, daß er die Vertretung der Philosophie desselben zur Lebensaufgabe wählte. Bald nachdem Hegel nach Berlin abgegangen war, habilitirte er sich (1819) als Privatdocent in Heidelberg, worauf er 1822 als außerordentlicher Professor nach Breslau und dann 1824 als Ordinarius nach Halle kam, woselbst er bis zu seinem Tode wirkte. Seine Erstlingsschrift „Die Religion im inneren Verhältnisse zur Philosophie“ (1822) verdiente es, von Hegel durch eine Vorrede empfohlen zu werden, denn letzterer durfte bezüglich seines Versteckenspielens mit dem christlichen Dogma in jenem Buche eine Morgenröthe der Vereinigung des Wissens und des Glaubens begrüßen. Ueberhaupt gehörte H. zu jenen Hegelianern, welche einen orthodoxen und conservativen Standpunkt durch Hegel’schen Formelkram aufputzten. So bewegen sich seine „Grundlinien der Philosophie der Logik“ (1826) und die unvollendete Schrift „Genesis des Wissens“ (1. Thl. 1835) lediglich im Fahrwasser Hegel’s. Auch die der Philosophie der Kunst angehörigen Schriften „Aesthetische Vorlesungen über Goethe’s Faust“ (1825), „Das Wesen der antiken Tragödie“ (1827) und „Schiller’s Dichtungen nach ihren historischen Beziehungen und ihrem inneren Zusammenhange“ (1837 f.) [463] zeigen durch ihre schwerfällige und minder genießbare Darstellung mehr den Formalismus der Schule, als den ästhetischen Sinn des Meisters. Ansprechender sind seine „Politischen Vorlesungen“ (1843), in welchen sich auch inhaltlich eine wohlmeinende Gesinnung kund gibt, und die beste seiner Leistungen ist sicher die „Geschichte der Rechts- und Staatsprinzipien seit der Reformation bis auf die Gegenwart“ (3 Bde., 1848–52), wobei nur zu beklagen ist, daß in Folge eines nicht sehr vorsichtigen Vertrages mit dem Verleger die Darstellung am Schlusse des Werkes unverhältnißmäßig kurz und dürftig gerathen ist. Zur Richtung aber der Alt-Hegelianer kehrte er wieder zurück, indem er in „Die Könige, eine Entwickelungsgeschichte des Königthumes“ (1852) die geschichtlich auftretenden Formen der Monarchie als vorübergehende Entwickelungsmomente construirte, welche ihren dialektischen Abschluß in der damaligen preußischen Gestaltung des Staates finden sollten. Auch sein letztes Werk „Das Leben in der Natur; Bildungs- und Entwickelungsstufen desselben in Pflanze, Thier und Mensch“ (1854), welches als Vorarbeit zu einer Geschichte der Erde beabsichtigt war, enthält, was die Grundsätze betrifft, nur eine Wiederholung der Naturphilosophie Hegel’s.

Einige Notizen in „Der Gedanke“, herausgegeben von Michelet, Bd. I. S. 256 f. u. Bd. II. S. 269.