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ADB:Holtzendorf, Georg Ernst von

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Artikel „Holtzendorf, Georg Ernst von“ von Ernst Graf zur Lippe-Weißenfeld in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 13 (1881), S. 15, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Holtzendorf,_Georg_Ernst_von&oldid=- (Version vom 5. November 2024, 15:33 Uhr UTC)
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Holtzendorf: Georg Ernst v. H., preußischer Generalmajor und Inspecteur des gesammten Artilleriewesens, geb. am 14. Febr. 1714 in Calbe a. d. Saale, nobilitirt den 21. Januar 1767, † den 10. Decbr. 1785 in Berlin. Sein Vater war Ernst Konrad H. (s. o.), seine Mutter, eine geb. v. Senneville, entstammte einem Brabant’schen Adelsgeschlecht. Unser H., 1746 in der preuß. Artillerie zum Premierlieutenant aufgerückt, wurde vom König im folgenden Jahre als Volontär zum Heere des Marschalls von Sachsen entsendet und empfahl sich durch seine genauen Berichte, namentlich über die Schlacht von Laffeld. Am Tage von Lobositz erwarb H. sich den Verdienstorden. Bei Leuthen wurde er schwer verwundet. Fußend auf reichhaltigen praktischen Erfahrungen (10 Schlachten, 9 Belagerungen etc.) und theoretisch ein nicht minder bewanderter Officier, stieg H. auf zum Oberst, 1771, sodann zum Adlatus des altersschwachen Artilleriechefs v. Dieskau und im September 1777 zu dessen Nachfolger. Der König zeichnete ihn, gleichzeitig mit letzterer Beförderung aus durch das Geschenk „eines schönen Pferdes mit Sattel und Zeug“ (Berliner Zeitung). Fortan trat H. als Gesetzgeber für seine Waffe in volle Thätigkeit. Aeußerst arbeitsam, lebte er nur dem Dienst. Nach dem Vorbild seines Kriegsherrn ehrte und beeiferte er väterlich den Berufsfleiß seiner Untergebenen. An seine Tafel zog er auch Unterofficiere und Bombardiere. H. hat großes Verdienst um die verbesserte Beweglichkeit und Brauchbarkeit des Geschützes. So z. B. verringerte er das Kaliber der alten schwerfälligen „Brummer“. Auch vereinfachte er die Munitionsanfertigung. Seine Artillerie-Mannschaftsschule theilte er in fünf Classen; in die unterste kamen diejenigen, welche nicht schreiben und rechnen konnten, gleichviel ob sie alte Dienstthuer; in der obersten wurden meisterhafte Pläne gezeichnet. Die ältesten Stabsofficiere besuchten ohne Scheu Holtzendorf’s winterliche Vorlesungen für Officiere. Das gesammte Artilleriecorps erhielt jetzt einen erhöheten Bildungsstand, und der invalide Unterofficier demgemäß eine bessere Civilversorgung. Beim „Wedding“, in der Nähe Berlins, erbaute H. eine bastionirte Front, gegen die er alljährlich den Angriff übte. Durch Versuchs-Schüsse und Würfe im Hügelland bei Freienwalde, an der Oder und im Ufergelände bei Köpenick, erläuterte H. praktisch das im Winter Erlernte. Außerdem war H. der Schöpfer der artilleristischen „Manövrirfähigkeit“. Daß der König entschieden den Holtzendorf’schen Ernst begünstigte, wissen wir aus einer Instruction, in welcher Friedrich an H. befahl, nur junge Leute „mit einem Barte“ Ihm zum Officier vorzuschlagen und „Selbige immer nach Potsdam zu schicken; Ich will sie Selbst sehen und aussuchen“. – Der General v. Ramin, Gouverneur von Berlin, wollte H. anschwärzen, indem er dem Könige beim Vorübermarsch der Artilleristen sagte: „Wie sie die Köpfe hängen“, worauf der alte Fritz erwiderte: „Laß er das; sie studiren“. – Holtzendorf’s Ableben berührte den König sehr schmerzlich. Er ehrte dessen vielseitige treue Berufserfüllung, indem er eine Theilung der Artillerie-Generalinspectionsgeschäfte anbefahl. Aehnliches geschah nach dem Tode des Reiterfürsten Seydlitz. Ein Bild Holtzendorf’s findet sich in der Krünizschen Encyklopädie.

Mars. Eine allgem. milit. Zeitung. Berlin 1805, Bd. II.