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ADB:Homphäus, Peter

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Artikel „Homphaeus, Peter“ von Carl Krafft in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 13 (1881), S. 66–67, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Homph%C3%A4us,_Peter&oldid=- (Version vom 26. November 2024, 15:05 Uhr UTC)
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Homphaeus: Peter H., Rector der berühmten humanistischen Stiftsschule zu Emmerich am Niederrhein, geboren zu Cochem an der Mosel, daher auch Petrus Cochemensis genannt, im letzten Drittel des 15. Jahrhunderts, starb als Decan des Collegiatstiftes zu St. Martin in Emmerich am 28. August 1556. H. gilt als ein Schüler des Alex. Hegius, des bekannten hervorragenden humanistischen Schulmanns zu Deventer, welcher auch eine kurze Zeit die Schule zu Emmerich geleitet hatte (Bd. XI, S. 283). Ausgezeichneter Vorgänger des Homphaeus an dieser Schule waren Antonius Liber von Soest, Arnold von Hildesheim († 1580) und Lambert von Venrad. Wann H. das Rectorat der Schule zu Emmerich übernommen hat, ist ungewiß, sie erfreute sich aber schon in den ersten Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts eines ungemeinen Rufes, so daß Tausende von Schülern aus der Nähe und Ferne, insbesondere auch aus der Schweiz die Anstalt besuchten. Ein überaus anziehendes Bild von der Lehre und von der ernsten Disciplin der Anstalt entwirft der berühmte Schweizer Heinrich Bullinger [67] (Bd. III, S. 513), welcher von 1516–1519 ihr Schüler war. Beinahe gleichzeitig besuchten die Schule die später berühmt gewordenen Männer Theodor Fabricius aus Anhalt, später Superintendent zu Zerbst und Peter Medmann aus Köln, der spätere Bürgermeister von Emden. Zur Zeit der Anwesenheit Bullinger’s gab H. eine Auswahl von den Briefen des jüngeren Plinius für seine Schule heraus, später ließ er „Aldi Manutii Romani institutionum grammaticarum etc.“ in einem Auszuge als Schulbuch drucken. Unter der Leitung des Homphaeus unterrichteten an der Anstalt die humanistischen Gelehrten Caspar von Glogau, Johann Aelius, sowie später seit 1525 Matthias Bredenbach von Kierspe, der im J. 1533 der Nachfolger des Homphaeus wurde, indem der letztere ein Canonicat an dem Stifte St. Martin zu Emmerich erhielt, dessen Dekan er im J. 1547 wurde. In der Stiftskirche zu St. Martin liegt sein Grabstein mit der Inschrift: Petrus Homphaeus huius eccles. Decanus sibi soli hanc sedem posuit et iure manium vult esse inviolabilem donec ad vocem Domini Dei resurgat. Obiit autem die 28. Aug. a. D. 1556. Die von Homphaeus geleitete Schule ist als eine Blüthe des westfälischen und niederländischen Humanismus zu betrachten, ihr wissenschaftlicher Charakter war erasmisch, die ernste Disciplin der Anstalt geht über den erasmischen Standpunkt hinaus, und brachte derselben weit und breit einen solchen Ruf zuwege, daß beim Rücktritt des H. von der Schularbeit sein Nachfolger Bredenbach behaupten konnte: „Concreditur nobis iuventus, non unius alicuius urbis, sed orbis“. Nach dem Tode des Bredenbach, welcher 1559 starb, sank die berühmte Anstalt allmählich, so daß um das J. 1590 nur ungefähr 50 Schüler vorhanden waren, worauf die Schule den Jesuiten übergeben wurde. Es haben übrigens im Laufe des 16. Jahrhunderts noch 2 andere Männer gleichen Namens an der Schule zu Emmerich unterrichtet: nämlich Peter H. (II), der Freund Bullinger’s, ein Geschwistersohn seines berühmten Oheims, der als Pfarrer in der Nähe von Oberlahnstein bei Coblenz um das J. 1534 gestorben ist, und Peter H. (III), ebenfalls ein Vetter von H. (I), später Dekan eines Stiftes bei Trier (inscribirt bei der Kölner Universität Octbr. 1519).

Vorrede des Homphaeus zu seiner Ausgabe der Briefe des Plinius, 1519. – Bullinger’s Aufzeichnungen über sein Studium zu Emmerich und Köln (1516–1522), Elberfeld 1870, herausgegeben u. commentirt vom Referent. Vorrede des Matthias Bredenbach zu seiner griechischen Grammatik, Köln 1543. – Hamelmanni Opp. genealog.E. Wassenbergi Embrica Clivis 1669 Fol. – A. Dederich, Annalen der Stadt Emmerich, 1867, und ein Gymnasialprogramm von 1846 von Director Dillenburger.