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ADB:Huygens, Constantin

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Artikel „Huygens, Constantin“ von Ernst Martin in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 13 (1881), S. 486–487, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Huygens,_Constantin&oldid=- (Version vom 19. Dezember 2024, 01:54 Uhr UTC)
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Huygens: Constantin H. Als Staatsmann und Dichter ein vorzüglicher Vertreter der goldenen Zeit Hollands. Sein Vater Christian, der als Secretär bei Wilhelm und Moriz von Oranien sich hochverdient gemacht hatte und 1624 starb, gab seinen Söhnen, von denen Constantin als der zweite am 4. September 1596 im Haag geboren war, eine ausgezeichnete Erziehung. H. studirte 1616 und 1617 in Leyden und besuchte 1618 England, wo er mit den vornehmsten Staatsmännern verkehrte. 1620 begleitete er als Gesandtschaftssecretär den bedeutendsten Träger der oranischen Politik Aerssen van Sommelsdyck nach Venedig und verweilte in gleicher Eigenschaft 1621–24 meist in London. Wie beliebt er sich am dortigen Hofe gemacht hatte, bewies Jakob I., indem er ihn 1622 zum Ritter schlug. Zurückgekehrt erhielt er neben seinem älteren Bruder Moriz den Auftrag, die Stelle seines Vaters einzunehmen. Im Dienste des trefflichen Friedrich Heinrich (s. Bd. VII S. 576), der 1625 auf Moriz von Oranien gefolgt war, hatte er auf eine Reihe von Jahren die Sommerfeldzüge des „Städtebezwingers“ zu begleiten, erwarb sich aber auch die volle Anerkennung seines Herrn, der ihn 1630 zum Rath und Rechenmeister ernannte. Auch seine eigenen Vermögensverhältuisse wußte H. trefflich zu fördern. 1630 kaufte er die Herrschaft Zuilichem an. Bereits 1627 hatte er sich vermählt, mit Susanna van Baerle, die ihm vier Söhne gebar, unter denen der zweite, Christian, sich als Mathematiker ausgezeichnet hat, und eine Tochter, bei deren Geburt 1637 sie starb. H. suchte Trost in seinen Amtspflichten. Nachdem die letzten Jahre Friedrich Heinrichs seine Stellung gefährdet hatten, ward nach dem frühen Tode Wilhelms II. seine Thätigkeit für den unmündigen Wilhelm III. vielfach in Anspruch genommen. Er verhandelte mit den Erzherzögen in Brüssel und mit Ludwig XIV., [487] welcher ihm gestattete 1665 das Fürstenthum Orange für Wilhelm in Besitz zu nehmen. Seine Geschäfte könnte er später mehr und mehr seinem Sohn Constantin überlassen und sich auf sein geliebtes Landgut Hofwyk zurückziehen. Er starb im Haag am 28. März 1687, noch bis in die letzten Jahre als Dichter thätig. Seine ersterschienenen Gedichte wurden durch Cats veröffentlicht, zu Middelburgh 1622: zwei schildernde Dichtungen, die eine „Costelick mal“, eine Satire gegen die Mode, das andere „Batava Tempe d. i. ’tVoorhot van ’sGravenhage“, ein Preis der heimathlichen Promenaden, wobei der jugendliche Dichter besonders die Liebesgespräche im Schatten der Linden geistreich wiedergegeben hat. Diese und andere Studien vereinigte H. als „Otia“ oder „Ledige Uren“, Haag 1625, zusammen mit späteren in den „Korenbloemen“, Haag 1658. Dazu kommen noch seine lateinischen Gedichte, gesammelt von Barlaeus, 1644, unter dem Titel „Momenta Desultoria“. Später erschienen „De Zeestraet van ’sGravenhage en Scheveningen“, Haag 1667; und, erst 1841 von Jonckbloet herausgegeben „Cluyswerk“, sowie, 1817 von Hofman Peerlcamp edirt „De vita propria sermonum inter liberos libri II“. Huygens’ Dichtungen sind zu einem guten Theil Gelegenheitsgedichte, denen jedoch öfters durch das Hereinziehen allgemeiner Gedanken der Charakter von Lehrgedichten verliehen wird. H. stand mit dem Kreise, der sich um Hooft, den Drost von Muyden, versammelt hatte, in lebhafter poetischer Correspondenz. Für seine Frau dichtete er „Daghwerck“, eine Schilderung des Lebens an ihrer Seite, welche in Folge ihres Todes unvollendet blieb; für eine erblindete Freundin „Oogentroost“, 1651, worin er ausführte, daß die meisten Menschen wegen ihrer Leidenschaften blind zu nennen seien. Andere Gedichte haben ein lokales Interesse, insbesondere Hofwyck oder Vitaulium, 1653, die Schilderung seines Landguts, dessen echt holländische Anlage, mit schnurgeraden Linien der hier aus Eichen, dort aus Birken etc. bestehenden Boskette überdies durch einen Plan verdeutlicht wird. Zahlreich sind die Epigramme, Sneldicht, zum Theil nach gelehrten Quellen, auch aus dem Hochdeutschen. H. selbst hat in verschiedenen lebenden Sprachen gedichtet, ja Zeilen aus verschiedenen Sprachen scherzhaft zu einem Gedicht vereinigt. So beherrscht er auch die niederländischen Dialecte. Trefflich stellt er Saardammer Schiffer und Antwerpener schlechtes Volk gegenüber in der Klucht van Tryntje Cornelis, die zugleich ein überraschendes Zeugniß ablegt von dem derben Geschmack auch der edelsten Kreise Hollands in jener Zeit. Seinen kirchlichen und zugleich freieren Sinn bewährte H., indem er den Gebrauch der Orgel für den calvinistischen Gottesdienst durch eine 1641 erschienene Schrift durchsetzte.

Theod. Jorissen, Constantin Huygens. Studien. I. Arnhem 1871. – Van der Aa, Biogr. Woordenb., wesentlich Auszug aus W. Geysbeek, Biogr. Wb. (1822).