ADB:Johann (Bischof von Gurk und Brixen)

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Johann, Bischof von Gurk und von Brixen“ von Alfons Huber in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 14 (1881), S. 200–202, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Johann_(Bischof_von_Gurk_und_Brixen)&oldid=- (Version vom 27. März 2024, 18:30 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Johann Christian
Nächster>>>
Johann Ohnefurcht
Band 14 (1881), S. 200–202 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Johann Ribi von Lenzburg in der Wikipedia
Johann Ribi von Lenzburg in Wikidata
GND-Nummer 136293131
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|14|200|202|Johann, Bischof von Gurk und von Brixen|Alfons Huber|ADB:Johann (Bischof von Gurk und Brixen)}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=136293131}}    

Johann, Bischof von Gurk (1359–1363) und dann von Brixen (1363–1374) war der (älteste?) Sohn des Meister Konrad Ribi in Seengen am Hallwyler See, Bruders des Bischofs Ulrich V. von Chur (1331–1355), der vom Herzoge von Oesterreich um 1350 zum Schultheißen von Lenzburg ernannt wurde und 1377 noch am Leben ist. Schon im Jahre 1341 finden wir J. als Propst von Churwalden unweit Chur, 1347 als Kirchherrn zu Blatzheim oder Bladolzheim im Ober-Elsaß, weswegen er von dieser Zeit an gewöhnlich „Johann von Platzheim“ heißt. Seit 1351 ist er auch Kirchherr zu St. Serien oder Desiderius im Amte Delle oder Dattenried, 1359 Juli 25 Pfarrer in Ehingen. Daß er (vielleicht in Paris) Universitätsstudien gemacht habe, ergibt sich daraus, daß er seit 1341 den Titel eines Magisters oder Meisters führt. Für eine nicht ganz gewöhnliche Bildung spricht auch, daß er als Dichter erscheint. Denn als Herzog Rudolf IV. von Oesterreich den Canonikern [201] des von ihm 1365 bei der Stephanskirche in Wien gegründeten Collegiatstiftes ihre kirchlichen Verrichtungen vorschrieb, bestimmte er, es sollten „die drei Gebete, die unser lieber Fürst und Kanzler, Herr Bischof Johann von Brixen, gedichtet hat, alle Tag laut gelesen werden, eine zur Metten, eine zur Terz und eine zur Vesper.“ Es dürften diese „Gebete“ wol lateinische Lieder oder Hymnen gewesen sein. Schon früh war er an den österreichischen Hof gebracht worden, er wurde dort „erzogen“, wie später Leopold III. sich ausdrückt, und stieg im Dienste der Herzoge schnell empor. Am 20. September 1352 erscheint er als Notar, am 3. Juli 1353 schon als Kanzler Herzog Albrechts II. Dieselbe Stelle bekleidet er auch noch unter Albrechts Sohne Rudolf IV., sowie unter dessen Brüdern Albrecht III. und Leopold III. bis zu ihrer Ländertheilung im J. 1373 und dann unter Albrecht allein bis zu seinem Tode. Welchen Antheil er an den Regierungshandlungen dieser Herzoge, besonders an der Ende 1358 oder Anfangs 1359 vollzogenen Fälschung der sogenannten österrreichischen Hausprivilegien hatte, wie weit sein Einfluß auf die Herzoge und deren Politik reichte, läßt sich auch nicht annähernd bestimmen. Sicher ist, daß er namentlich mit Rudolph IV., der ihn einmal seinen „lieben Freund“ nennt, auf das engste Hand in Hand ging. Dagegen verschaffte ihm dieser schon bald nach seiner Thronbesteigung das Bisthum Gurk, nachdem dessen früherer Bischof Paul in der zweiten Hälfte des Jahres 1358 nach Freising versetzt worden war. Am 30. August 1359 heißt er zum erstenmale „erwählter und bestätigter Bischof von Gurk“, welchen Titel er dann über ein Jahr führt, bis er sich endlich weihen und vom Kaiser die Regalien ertheilen läßt. Als Rudolf IV. sich die Ungnade des Kaisers zuzog, weil er im Jänner 1361 in Zofingen bei Verleihung von Lehen als Herzog von Schwaben aufgetreten war und sich solcher Zierden bedient hatte, die ihm nicht zustanden, schickte er Anfangs April seinen Kanzler zum Kaiser nach Nürnberg. Sein Verdienst ist es wol, wenn die Sache keine weiteren Folgen hatte und der Kaiser im Juni mit Rudolf sogar ein Bündniß schloß und ihn in seinem Kampfe mit dem Patriarchen von Aquileja mit Hilfstruppen unterstützte. Auch Bischof J. führte den Herzogen 86 Ritter und Knechte mit Helmen zu. Als Rudolf bald darauf mit dem Kaiser neuerdings zerfiel und Ende 1361 mit den Königen von Ungarn und Polen gegen denselben einen Bund einging, da glaubte er die Verwaltung und Vertheidigung der isolirten und durch die Eidgenossen gefährdeten Vorlande Niemandem mit größerer Beruhigung anvertrauen zu können, als seinem Kanzler. Am 7. Februar 1362 ernannte er ihn zu seinem Statthalter daselbst mit fast unbeschränkter Vollmacht. Bischof J. stellt sogar seine Urkunden in der Regel im Namen der Herzoge aus, wenn auch am Schlusse öfter bemerkt ist „durch die Hände unseres Kanzlers gegeben“. Zum Dienste der Herzoge warb er eine Menge von Grafen und Herren an, so daß die Ruhe in den Vorlanden nicht gestört wurde. Im Herbste 1362 kehrte er nach Wien zurück und begleitete dann in der ersten Hälfte des Jänner den Herzog Rudolf auf seiner merkwürdigen und lebensgefährlichen Reise nach Tirol, wo mitten im Winter der 8000 Fuß hohe Krimmler Tauern überstiegen wurde. Während Rudolf, sobald ihm der künftige Besitz von Tirol gesichert war, nach Oesterreich zurückkehrte, begab sich Bischof J. wieder nach den Vorlanden. Beim Ausbruche des Krieges zwischen Oesterreich und Baiern im Herbste 1363 finden wir ihn in Tirol, wohin er wol die Grafen und Ritter aus den Vorlanden geführt hat. Es war ein außerordentlich glücklicher Zufall, daß am 27. October der Bischof Matthäus von Brixen starb, worauf Herzog Rudolf das Capitel bewog, Mitte December seinen Kanzler auf den erledigten Stuhl zu berufen. Im folgenden Sommer, wo Rudolf an der österreichisch-baierischen Grenze mit seinen Gegnern kämpfte, scheint sein Kanzler die Vertheidigung [202] Tirols geleitet zu haben; acht Wochen lag er mit 100 Rittern und Knechten, die er selbst besoldete, zu Hall im Innthal. Noch größere Verdienste erwarb er sich um Oesterreich, als nach langer Waffenruhe im Spätsommer des Jahres 1368 ganz unvermuthet ein bairisches Heer in Tirol einfiel, mehrere Schlösser eroberte und siegreich über den Brenner bis Sterzing vordrang. Bischof J. bot die Bürger seiner Städte Brixen und Bruneck und die Bauern seiner Gerichte auf, nahm über hundert Ritter in Sold, ließ im engen Eisackthale zwischen Brixen und Sterzing fünf Schanzen anlegen und stark besetzen und hielt dadurch die Feinde so lange auf, bis Herzog Leopold in den östlichen Herzogthümern ein Heer gesammelt hatte und durchs Pusterthal herbeiführte, mit welchem er die Baiern zurückzudrängen vermochte. Wenige Monate vorher hatte ihn Albrecht III. zum Oberanführer jener 1400 Ritter ernannt, die er dem Kaiser und Papste im Kampfe gegen Bernabò Visconti und dessen Verbündeten Cansignore della Scala zu Hilfe schickte. Noch war der Friede mit Baiern nicht ganz gesichert, so zog J. mit dem Herzoge Leopold im August 1369 nach den Vorlanden zur Bekriegung des Grafen von Mömpelgard. Wieder wurde dann, als Leopold im Jänner 1370 nach Tirol zurückreiste, der Bischof J. zum obersten Statthalter in den Vorlanden ernannt, wo er mit einer kurzen Unterbrechung ein ganzes Jahr verweilte. Als die Herzoge Albrecht und Leopold Anfangs 1374 mit ihm abrechneten, hatte er für seine verschiedenen Dienstleistungen nicht weniger als 49 900 Gulden zu fordern, die er aber denselben bis auf 6000 Gulden vollständig erließ. So ist es begreiflich, daß er wiederholt in großer Geldverlegenheit war und namentlich die Geldsummen nicht zahlen konnte, welche er der päpstlichen Curie für seine Bestätigung als Bischof wie unter verschiedenen andern Titeln zahlen sollte. Wie damals der Kirchenbann als gewöhnliches Steuerexecutionsmittel diente, so wurde auch er deswegen vom Papste wiederholt excommunicirt. Doch war seine Stellung und sein Einfluß zu hervorragend, als daß dies für ihn besonders lästige Folgen gehabt hätte. Seine kirchlichen Pflichten mußten jedenfalls unter dem Herrendienste leiden. Aber den bedeutendsten Staatsmännern des vierzehnten Jahrhunderts dürfen wir ihn unbedingt beizählen. Am 6. August 1374 ist er nach seinem in Brixen noch vorhandenen Grabsteine aus dem Leben geschieden.

Sinnacher, Beiträge zur Geschichte der bischöflichen Kirche Säben und Brixen V, 414–500. Th. v. Liebenau, Bischof Johann von Gurk, Brixen und Cur (?) und die Familie Schultheiß von Lenzburg. Aarau, 1874 (Separat-Abdruck aus der Argovia Bd. VIII). Vgl. Huber, Geschichte des Herzogs Rudolph IV. von Oesterreich. Innsbruck 1865.