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ADB:Johann Philipp (Herzog von Sachsen-Altenburg)

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Artikel „Johann Philipp (Herzog von Sachsen-Altenburg)“ von Franz Eduard Pasch in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 14 (1881), S. 366–368, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Johann_Philipp_(Herzog_von_Sachsen-Altenburg)&oldid=- (Version vom 12. Dezember 2024, 13:57 Uhr UTC)
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Johann Philipp, Herzog zu Sachsen-(Altenburg), Jülich, Cleve, Berg etc., geboren am 25. Januar 1597 zu Torgau, wo sein Vater, Herzog Friedrich Wilhelm I. zu Sachsen-Weimar, zugleich Vormund des jungen Kurfürsten Christian II. von Sachsen, residirte. Als Herzog Friedrich Wilhelm zu Weimar 1602 starb, erbte Johann Philipp mit seinen 3 jüngeren Brüdern Friedrich, Johann Wilhelm und Friedrich Wilhelm (die Mutter dieser 4 Brüder war ihres [367] Vaters zweite Gemahlin, Anna Maria, Tochter des Pfalzgrafen bei Rhein Philipp Ludwig) nur die Hälfte der väterlichen Lande, nämlich das nunmehrige Herzogthum Altenburg, da infolge eines vom Vater schon seit 10 Jahren angebahnten Erbtheilungsvertrages Weimar 1603 an dessen Bruder Johann fiel. Dieser übernahm auch die Vormundschaft über seine Neffen mit Kurfürst Christian II. von Sachsen; da Johann schon 1605 starb, fiel letzterem allein und nach seinem 1611 erfolgten Tode dem Kurfürsten Johann Georg I. die Vormundschaft zu. Der junge Herzog wohnte seit 1604 mit der Mutter und seinen Geschwistern zu Altenburg. Mit Weimar gab es während der Vormundschaft Auseinandersetzungen über einiges einstweilen gemeinsam Verbliebene des ehemaligen Gesammtbesitzes: den Antheil an der Grafschaft Henneberg, die Universität Jena, das Gerichts- und Schutzgeld zu Erfurt, die Münze zu Saalfeld. Auch über den Vorrang kam es unter den beiden Fürstenhäusern, namentlich in Betreff der event. Nachfolge in der Kurwürde zu einem Streit, dem sogen. Präcedenzstreit. Obwohl rechtlich 1607 vom Kaiser zu Gunsten der Altenburger als der Nachkommen des älteren Bruders entschieden, dauerte derselbe dennoch fort und zwar so erbittert, daß er sogar in Münzen seinen Ausdruck fand und erst mit dem Aussterben der Altenburger Linie 1672 thatsächlich erlosch. An dem 1609 beginnenden Jülich-Cleve’schen Streit war Altenburg mit Weimar und den Albertinern betheiligt. Zwar entschied 1610 der Kaiser zu ihren Gunsten, indem er sie mit Jülich, Cleve, Berg belehnte, aber freilich salvo jure aliorum interessentium, so daß es ihnen schließlich weiter nichts, als den Titel und das Wappen eintrug. – 1612 bezog Hans Lips, wie ihn der Vater zu nennen pflegte, mit seinen Brüdern die Universität Leipzig. 1618 mündig gesprochen, übernahm er die Regierung, zugleich für die mit einem Leibgedinge abgefundenen Brüder. Altenburg hat ihm manches zu verdanken, z. B. 1621 den Ankauf der Herrschaft Gräfenthal vom Grafen Max von Pappenheim, 1622 eine verbesserte Landesordnung und, was für die damalige Zeit einen Fortschritt bezeichnet, eine gedruckte Taxordnung für sämmtliche Handwerker, 1632 beim Aussterben des gräfl. Hauses Gleichen den Erwerb der Herrschaft Remda, welche dann der Universität Jena geschenkt ward, und als 1640 die Linie Coburg ausstarb, kamen infolge einer 1634 zu Eisenberg mit Weimar vereinbarten Erbtheilung 2/6 des Coburger Landes an Altenburg. Gleichwol kann man seine Regierung nichts weniger als glücklich nennen, denn abgesehen von einer großen Münzverschlechterung gleich im Beginn derselben, hatte das Land schwer unter den Folgen des 30jährigen Krieges zu leiden. 1628–32 war die Stadt mehrfach Lagerplatz kaiserl. Heerhaufen. Vor der Schlacht bei Lützen brandschatzte Wallenstein sie um 22 000 Gulden; als der Herzog sich dagegen auf ein Versprechen Holk’s berief, wies ihn Wallenstein mit den höhnischen Worten zurück: „Wenn der Herr Christus selber kommt, müssen die Apostel schweigen.“ Nach der Schlacht kamen auch Bernhard von Weimar und Oxenstierna nach Altenburg. Zum Ueberfluß wüthete 1633 noch die Pest: „Wenn man in die Stadt kam, sah man keinen Menschen auf der Gasse, als die Todtengräber mit den Todtenwagen oder Karren, alle Häuser waren zugeschlossen, und war ein sehr erbärmlicher Zustand.“ 1634 räumte ein durchziehendes Kroatenregiment die Rüst- und Silberkammer aus. Allerdings nahm Altenburg 1635 am Prager Frieden Theil; besser aber ward es auch dadurch kaum. Ja, als 1639 eine schwedische Besatzung in Altenburg von einem kursächsischen Oberstlieutenant überfallen und gefangen genommen ward, befahl Torstenson, der dem Herzog die Schuld davon beimaß, 3 Regimentern die Stadt zu plündern und dem Erdboden gleich zu machen. Dies ward zwar durch den Nachweis der Schuldlosigkeit des Herzogs abgewendet; doch aber mußten 18 000 Thaler Kriegssteuer gezahlt [368] werden. Der tieferschütterte Herzog starb zwei Tage nach dem Abzug der Schweden, am 1. April 1639. Seine letzte Ruhestätte fand er, den 5. April 1640, in der Brüderkirche zu Altenburg. Er war „ein sanftmüthiger, gütiger, frommer und gottesfürchtiger Herr“, und nach einem anderen Berichte: „sehr uneigennützig, vortrefflich erzogen, Herz und Verstand ausgebildet“. Nur war er in seiner Politik, namentlich von der Zeit des Leipziger Fürstentages an, nicht fest genug.

Dan. Friesii Acta Altenburgica ab anno 1631 ad annum 1676 deducta (Abschr. einer Handschr. in der Herz. Hausbibliothek); Sagittarius, der Schüler Jesu Christi Prognosticum, 1671; J. G. Gruner, Gesch. Friedrich Wilh. I. zu Sachsen, Cob. 1791; derselbe, Biogr. Friedrich Wilh. II., Cob. 1789; J. S. Müller, Annales des Kur- und fürstl. Hauses Sachsen von anno 1400 bis 1700, Leipz. 1700; Lünig, Reichsarchiv, Abth. Sachsen; Rüdiger, Sächs. Merkwürdigkeiten, Leipz. 1724; A. Beck, Gesch. des Gothaischen Landes, 1868.