ADB:Friedrich Wilhelm II. (Herzog von Sachsen-Altenburg)

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Artikel „Friedrich Wilhelm II., Herzog von Sachsen-Altenburg“ von August Beck in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 7 (1878), S. 792–794, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Friedrich_Wilhelm_II._(Herzog_von_Sachsen-Altenburg)&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 17:12 Uhr UTC)
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Friedrich Wilhelm II., Posthumus genannt, weil er erst nach seines Vaters Tode geboren wurde, Herzog von Sachsen-Altenburg, geb. am 12. Febr. 1603 zu Weimar, † am 22. April 1669 zu Altenburg, war der Sohn Friedrich Wilhelms I. und der Prinzessin Anna Maria, Tochter des Pfalzgrafen Philipp Ludwig von Neuburg. Durch den Erbtheilungsvertrag vom 13. Novbr. 1603 wurden die ernestinischen Länder in zwei Theile, den altenburgischen und den weimarischen, getheilt; den weimarischen erhielt Johann, den altenburgischen die Söhne seines Bruders, Johann Philipp, Friedrich, Johann Wilhelm und F. W. II. Die verwittwete Herzogin Anna Maria zog im J. 1604 mit ihren Söhnen nach Altenburg. Die Mutter wurde schwermüthig, bezog im J. 1612 ihren Wittwensitz Dornburg und starb daselbst am 1. Febr. 1643. Die Erziehung der Kinder wurde von Dr. Caspar Facius und dem klugen Kanzler Dr. Marcus Gerstenberger geleitet. Im J. 1612 bezog F. W. II. mit seinen [793] älteren Brudern die Universität Leipzig, dann 1615 das Fürstencollegium zu Tübingen. 1620 und 1621 bereiste er zu seiner weiteren Ausbildung Italien. 1624 überließ er seinem älteren Bruder Johann Philipp die Alleinregierung auf unbestimmte Zeit gegen Empfang einer Apanage von 6000 Thalern. Er bereiste nun die Niederlande, England und Frankreich. Im J. 1631 nahm er kursächsische Kriegsdienste und führte eine Schwadron Kürassiere im Regiment seines Bruders Johann Wilhelm. In der Schlacht bei Leipzig (am 7. Sept. 1631) wurde ihm ein Pferd unter dem Leibe erschossen, und seine Rüstung erhielt einen Schuß. 1633 wurde er Oberst, dann unter Arnim Reiter-General. Er berannte Bautzen und nahm den Platz, ebenso wie andere Städte und feste Plätze. In Arnim’s Abwesenheit erhielt er den Oberbefehl über das kursächsische Heer. 1635 trat er vom Kriegsschauplatze zurück. Nach dem Tode seines Bruders Johann Philipp trat er die Regierung seines Landes an und ließ sich am 12. Juni von den Landständen huldigen. Sein Land hatte unter ihm und schon vor ihm außerordentlich viele Drangsale durch den Krieg zu erdulden. Er suchte dieselben nach Kräften zu lindern, aber nur mit geringem Erfolge, weil weder Freund noch Feind mit Schonung zu Werke gingen. Rauben, Plündern und Verheeren der Felder waren an der Tagesordnung. Er steuerte dem Luxus und unnützen Aufwande, veröffentlichte eine Gesinde-, Taglöhner- und Handwerksordnung, ferner eine Kleiderordnung (1659), ein Sportelgesetz (1652), verbesserte das Polizei-, Medicinal- und Apothekerwesen, das Jagd- und Forstwesen und richtete überhaupt alle Aufmerksamkeit auf das allgemeine Wohl seiner Unterthanen. Besonders verdient machte er sich um das in Verfall gerathene Bergwerk zu Saalfeld, dessen Silber- und Kupferminen er wieder in Gang brachte. Nach dem Tode des Herzogs Johann Ernst (am 23. Oct. 1638) wurden dessen Lande, die koburgischen, gothaischen und eisenachischen durch den Erbtheilungsvertrag vom 13. Febr. 1640 zu Altenburg zwischen den Herzogen von Weimar und Altenburg getheilt. F. W. II. erhielt durchs Loos den koburgischen Antheil mit einem Flächenraum von mehr als 50 Quadratmeilen, in welchem die Städte und Aemter Koburg, Römhild, Hildburghausen, Sonneberg, Kloster Mönchröden, Rodach, Gestungshausen, Neustadt an der Heyde, Schalkau und Kloster Sonnefeld lagen. Hierzu kam noch (am 9. August 1660) ein Theil der Grafschaft Henneberg, etwa 5 Quadratmeilen mit den Aemtern und Städten Themar, Maßfeld, Meiningen, Behrungen und die Kammergüter Henneberg und Milz. Mit Sachsen-Weimar gerieth er sowol wegen der Präcedenz, als auch wegen der Grenzberichtigungen, Territorialansprüchen, Bestimmungen zur Jagd, Zoll- und Steuersachen, Lehnsherrlichkeit, Vertheilung der Kammerschulden und anderer Dinge in lange Streitigkeiten, die zum Theil durch seine Nachgiebigkeit geschlichtet wurden. – Schon kurz nach seinem Regierungsantritte hatte er eine Kirchen- und Schulvisitation angeordnet; der Krieg aber hinderte die Ausführung, deshalb ließ er durch die Geistlichen katechetische Prüfungen halten und vom Generalsuperintendent Caselius die „Lutherische Katechismusschule“ schreiben, welcher der Altenburgische Katechismus folgte. Die Kirchen- und Schulvisitation kam endlich im J. 1657 zu Stande. Die Kirmsen ließ er vom Sonntage auf die Wochentage verlegen. Eine Ausgabe der Schriften Luther’s wurde auf seine Anordnung in 10 Folianten zu Altenburg (1661–64) gedruckt. Den Aufbau neuer Kirchen förderte er ebenso, wie er die Schulen verbesserte; dem Gymnasium zu Altenburg wurde eine oberste Classe zugesetzt und der Lehrerfonds vergrößert (1662), die Stadtschule wurde erweitert (1657), das Gymnasium zu Koburg erfreute sich seiner Huld. Zur Gründung eines Waisenhauses in Altenburg, das aber erst nach seinem Tode zu Stande kam, schenkte er 1000 Gülden, und in seinem Testamente setzte er den Armen [794] 1000 Gülden, den Schullehrern und Geistlichen 2200 Thaler, zu einer Bürgerschule in Altenburg 4000 Gülden, der Universität zu Jena ebensoviel, dem Gymnasium zu Koburg 2000 Gülden, den Pfarrwittwen die Zinsen von 11000 Gülden aus. Außerdem stiftete er für zwei Adeliche, welche zu Jena studiren würden, reichliche Stipendien aus. Bei aller Sparsamkeit ließ es der Herzog doch nicht fehlen, wo es galt, bei wichtigen Gelegenheiten seine fürstliche Pracht zu zeigen. So zog er bei seiner zweiten Vermählung mit 900 Pferden in Dresden ein. 33 Fuder des besten Frankenweins wurden gekauft und 300 Eimer anderen Weins von Altenburg noch dazu geliefert. 2000 Scheffel Hafer wurden nach Dresden geschafft, und 11000 Thaler für Ketten, Brustbilder und Ringe zu Geschenken „für die Officianten“ verausgabt. Bei dem Einzuge in Altenburg folgten 1000 Pferde dem Wagen des fürstlichen Ehepaars und die Wagen waren statt des Eisens mit Silber beschlagen. – F. W. II. war zuerst mit der Prinzessin Sophie Elisabeth, Tochter des Markgrafen Christian Wilhelm von Brandenburg, vermählt (18. Sept. 1638 bis 5. März 1650). Die Ehe war unfruchtbar. Zum zweiten Male vermählte er sich (11. Octbr. 1652) mit der Wittwe des dänischen Kronprinzen Christian, Magdalene Sibylle (geb. am 23. Septbr. 1617), Tochter des Kurfürsten Johann Georg I. von Sachsen. Sie war die Mutter 1) Christians (geb. 1653, † am 5. Juni 1663); 2) Johanna Magdalenas (geb. am 14. Jan. 1656, vermählt am 25.Oct. 1671 mit Herzog Johann Adolf I. von Sachsen-Weißenfels; 3) Friedrich Wilhelms III. (geb. am 12. Juli 1657), welcher seinem Vater in der Regierung folgte.

Joh. Gerhard Gruner, Biographie Friedrich Wilhelms II. Koburg 1789. Vgl. B. Röse in Ersch und Gruber’s Encyklopädie unter F. W. mit der dort angegebenen Litteratur.