ADB:Karsten, Wenceslaus Johann Gustav

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Artikel „Karsten, Wenceslaus Johann Gustav“ von Siegmund Günther in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 15 (1882), S. 430–431, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Karsten,_Wenceslaus_Johann_Gustav&oldid=- (Version vom 27. April 2024, 05:11 Uhr UTC)
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Karsten: Wenceslaus Johann Gustav K., geb. den 15. December 1732 in Neubrandenburg (Mecklenburg-Strelitz), † den 17. April 1787 in Halle a. S. Seit 1750 zu Rostock, später zu Jena, Mathematik und Theologie studirend, erwarb sich K. im J. 1755 die Magisterwürde an der erstgenannten Hochschule und habilitirte sich sofort daselbst als Docent der philosophischen Disciplinen im allgemeinsten Sinne des Wortes. 1758 erhielt er eine Professur der Logik und ging 1760 an die neugegründete Universität zu Bützow über. Hier lehrte er 18 Jahre lang mit großem Erfolge, folgte aber dann einem Rufe nach Halle, wo er sich blos noch speciell mit den mathematischen Wissenschaften [431] zu beschäftigen hatte. Mit dem Charakter eines mecklenburgischen und preußischen Hofrathes ausgestattet, starb er daselbst im frühen Alter von wenig über 54 Jahren. Die wissenschaftliche Thätigkeit Karsten’s war eine äußerst umfassende, wenn sie uns auch nach unseren heutigen Anschauungen als eine etwas zersplitterte erscheinen muß. Getreu dem ursprünglich erwählten Lebensberuf, bethätigte er sich mehrfach als Schriftsteller im theologischen Fache und zwar im ausgeprägt orthodoxen Sinne, wie besonders sein „Beweis für die Wahrheit der christlichen Religion“ (Rostock 1759) darthut. Auch für die, damals erst zu größerer Bedeutung sich emporringenden naturwissenschaftlichen Studien legte K. reges Interesse an den Tag; vgl. die, von seinem Sohne Diedrich zum Abschluß gebrachten „Physisch-chemischen Abhandlungen“ (Halle 1786). Von seinen mathematischen Leistungen können hier natürlich nur die wichtigsten angeführt werden. Hieher rechnen wir die Rostocker Dissertation (1759) „Regulae pro differentiandis functionibus duarum variabilium“, hierher den manche gesunde Ansichten enthaltenden „Versuch einer neuen Parallelentheorie“ (Greifswald 1779); hierher besonders die in den Denkschriften der kurbaierischen Akademie (1768) erschienene Abhandlung über die Logarithmen der negativen Größen, welche mit Glück in diese damals äußerst lebhaft ventilirte Streitfrage eingreift und die Lehre des Imaginären beträchtlich fördert. Die photometrischen Untersuchungen Karsten’s sind die ersten, welche in Deutschland an Lambert’s berühmtes Werk über diesen Gegenstand anknüpfen. Auch die technische Mechanik bereicherte er mit verschiedenen Arbeiten, von denen besonders die „Abhandlung über die vortheilhafteste Anordnung der Feuersprützen“ (Greifswald 1773) sich Anerkennung erwarb. In der mathematischen Lehrbücherlitteratur endlich bezeichnet Karsten’s Name einen sehr entschiedenen Fortschritt; den damals auf allen Mittel- und Hochschulen eingeführten Compendien C. v. Wolf’s und Kaestner’s erwuchs durch den achtbändigen „Lehrbegriff der gesammten Mathematik“ (Greifswald 1767 bis 1777) eine gefährliche Concurrenz. Für die Richtigkeit der Grundsätze, auf welchen dieses ungewöhnlich stoffreiche Werk beruht, zeugt wohl der Umstand, daß noch nach des Autors Tode verschiedene Neubearbeitungen desselben veröffentlicht wurden.

Meusel, Lexikon der von 1750–1800 verstorbenen teutschen Schriftsteller, 6. Band. – Allgemeine deutsche Bibliothek, 1788. – Denkwürdigkeiten aus dem Leben ausgezeichneter Deutschen des 18. Jahrhunderts.