Zum Inhalt springen

ADB:Kausler, Eduard von

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Kausler, Eduard von“ von Paul Friedrich von Stälin in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 15 (1882), S. 508–509, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Kausler,_Eduard_von&oldid=- (Version vom 21. November 2024, 17:06 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Band 15 (1882), S. 508–509 (Quelle).
Eduard Kausler bei Wikisource
Eduard von Kausler in der Wikipedia
Eduard von Kausler in Wikidata
GND-Nummer 100505155
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|15|508|509|Kausler, Eduard von|Paul Friedrich von Stälin|ADB:Kausler, Eduard von}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=100505155}}    

Kausler: Heinrich Eduard v. K., geb. am 20. August 1801 in Winnenden (württemberg. O.A. Waiblingen), † in Stuttgart am 27. Aug. 1873, verdienter würtembergischer Spezialhistoriker und romanisch-germanistischer Sprachforscher. Nachdem er sich auf den Universitäten Tübingen, Göttingen und Berlin der Jurisprudenz, aber auch dem Studium des Mittelalters, des deutschen und des romanischen, gewidmet hatte, wurde er im J. 1826 an dem geh. königl. Haus- und Staatsarchive zu Stuttgart angestellt. Er rückte hier allmählich zum Rath und da bei dieser Anstalt in Würtemberg Fachmänner die leitende Stelle nicht erhalten, zum Vicedirector vor. Seine tiefen Kenntnisse, sein feines Verständniß für die Urkunden, nicht nur in Betreff des Aeußeren, sondern auch hinsichtlich der Auffassung ihres Inhalts, seine Bekanntschaft mit dem Costume des Mittelalters in Verbindung mit seiner wohlwollenden, aufopfernden Gefälligkeit erwarben ihm in seiner amtlichen Stellung reichlichen Dank und viele Freunde. Von seinen litterarischen Arbeiten ist die wichtigste das „Wirtembergische Urkundenbuch“, welches 1849–71 in drei großen Quartbänden erschien, den Urkundenschatz für die Geschichte des Hauses und Landes Würtemberg bis zum J. 1240 herab mittheilt und allgemein als eine sehr tüchtige, für ihre Zeit wahrhaft mustergiltige Leistung anerkannt ist. Die Herausgabe von Burkhart Stickel’s Tagebuch seiner Kriegs- und anderer Verrichtungen auf dem europäischen Festland, im Mittelmeer und in Afrika von 1566–98 nach einer Handschrift des Stuttgarter Staatsarchivs (Würtemberg. Jahrbücher für Statistik und Landeskunde, Jahrg. 1866), ein anziehendes Seitenstück zu den Selbstbiographien von Götz von Berlichingen, Schärtlin von Burtenbach und Hans von Schweinichen, reiht sich dieser Thätigkeit an. Der Briefwechsel des im Dienste Herzog Christophs von Würtemberg für die Ausbreitung der Reformation vielfach thätigen früheren Bischofs P. P. Vergerius mit dem genannten Herzog, welchen K. unter Beihülfe des Professors Dr. Th. Schott in Stuttgart vorbereitete, wurde von letzterem zum Abschluß gebracht und im J. 1875 publicirt. In keiner Verbindung mit der Geschichte seines engeren Vaterlandes stehen dagegen die „Denkmäler altniederländischer Sprache und Literatur“ (3 Bde., 1840–66), welche nach einer Handschrift der königl. öffentlichen Bibliothek zu Stuttgart in sorgfältiger, kritischer, sprachlicher und litterar-historischer Behandlung als wesentliche Ergänzung unserer älteren deutschen Nationallitteratur eine Reihe mittelniederländischer [509] Dichtwerke veröffentlichen, ein in den fachkundigen Kreisen der Niederlande hochgeschätztes Werk, während das in großer Ausdehnung angelegte Wörterbuch der mittelniederländischen Sprache leider nicht mehr zum Druck gelangte. Sodann eine große kritische Ausgabe des umfangreichen altfranzösischen Rechtsbuchs „Assisses du royaume de Jérusalem“, von welchem nur der erste Band (1839) erschien, da französische, durch das deutsche Unternehmen hervorgerufene und von reicheren Mitteln unterstützte Concurrenz der Fortsetzung hemmend in den Weg trat. Mit dieser Arbeit hing zusammen die „Geschichte der Kreuzzüge und des Königreichs Jerusalem, aus dem Lateinischen des Erzbischofs Wilhelm von Tyrus von E. und R. Kausler“ (1840), eine Arbeit, an welcher übrigens der später noch zu nennende Bruder Kausler’s, Rudolf Kausler, den Haupttheil der Aufgabe zu lösen übernahm. Der romanischen Forschung war weiter gewidmet die kritische Ausgabe des Cancioneiro geral, des altportugiesischen Liederbuchs des Edlen Garcia de Resende, einer Hauptquelle der älteren portugiesischen Lyrik aus der Zeit ihrer freiesten und glücklichsten Entfaltung (3 Bde., 1846–52). Bei der Gründung des zur Herausgabe älterer Drucke und Handschriften im J. 1839 unter dem Namen „Literarischer Verein zu Stuttgart“ zusammengetretenen Bibliophilenvereins war K. besonders betheiligt und blieb ihm, als die Verwaltung später nach Tübingen verlegt wurde, als Ausschußmitglied und Mitarbeiter treu. Aber auch eine Reihe anderer geschichtlicher oder sonstiger gelehrter Gesellschaften, wie außer denen der engeren Heimath, z. B. die Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde, die baierische Akademie der Wissenschaften, die allgemeine geschichtforschende Gesellschaft der Schweiz, das archäologische Institut in Lüttich, die Gesellschaft der niederländischen Litteratur zu Leyden, nahmen ihn in ihre Mitte auf, Anerkennungen der einheimischen, wie fremder Regierungen fehlten nicht und ein ausgebreiteter litterarischer Briefwechsel mit auswärtigen Pflegern mittelalterlicher Studien wirkte vielfach belebend. – Der bereits genannte Bruder, Rudolf K., geb. am 26. Aug. 1811, † am 27. Nov. 1874, protestantischer Pfarrer zuletzt in Klein-Eislingen bei Göppingen, hat sich außer der Theilnahme an der Uebersetzung des Wilhelm von Tyrus durch einen Band Novellen, die er 1851 unter dem Pseudonym „K. Rudolf“ herausgab, einen guten Namen gemacht. Sonst sind von ihm zu erwähnen: „Umrisse zur Geschichte der Liebe“ in der Zeitung für die elegante Welt, 1839, Nr. 148–153; „Ludwig Tieck und die deutsche Romantik“ im „Freihafen“, 1839, Heft 3 u. 4; Arbeiten für die 1837 und 38 erschienene Zeitschrift: „Der Spiegel“.

Vgl. Nekrologe Ed. v. Kausler’s in: Würtembergischer Staatsanzeiger, Jahrg. 1874, Nr. 85, S. 573 u. Germania von Pfeiffer-Bartsch, Bd. XIX. 1874, S. 242–244.