Zum Inhalt springen

ADB:Kodde, Johann van der

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Kodde, Johann van der“ von Jacob Cornelis van Slee in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 16 (1882), S. 417–418, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Kodde,_Johann_van_der&oldid=- (Version vom 25. November 2024, 11:17 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Band 16 (1882), S. 417–418 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Kein Wikipedia-Artikel
(Stand Oktober 2015, suchen)
Johann van der Kodde in Wikidata
GND-Nummer 138887179
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|16|417|418|Kodde, Johann van der|Jacob Cornelis van Slee|ADB:Kodde, Johann van der}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=138887179}}    

Kodde: Johann, Adrian und Gisbert van der K., Gerber und Ackerbauer in den Dörfern Oegstgeest, Rynsburg und Warmund bei Leiden, und Brüder des Leidener Professors Wilhelm Coddaeus (s. u.). Von Haus aus von zwinglischen und anabaptistischen Ansichten durchdrungen und daher dem Remonstrantismus zugethan, wurden diese zwar einfachen, aber doch wissenschaftlich erzogenen Männer die Gründer einer neuen Kirchengemeinschaft. Als nämlich die Warmunder Gemeinde 1619 ihren Prediger Christian Sopingius, nach dessen Unterzeichnung der sogenannten „Acte van Stilstand“ verloren hatte und keine Hoffnung war, ihn durch einen remonstrantisch gesinnten Nachfolger ersetzt zu sehen, machte Gisbert K., als Kirchenältester, den Vorschlag, den wöchentlichen Gottesdienst auch ohne geordneten Prediger zu halten, so daß dabei Jedermann die Freiheit haben sollte, in Wort oder Gebet vorzubringen, was zur Erbauung dienen könnte. Als die Warmunder Gemeinde nun in der That mehrere Wochen ihren Gottesdienst in dieser Weise abgehalten hatte, kam man zu der Ansicht, ein Prediger sei überhaupt entbehrlich. Umsonst versuchten mehrere heimlich wiedergekehrte remonstrantische Prediger, wie der bekannte Paschier de Fyne, solchen Vorsätzen entgegenzutreten. Die Brüder K. verpflanzten die Zusammenkünfte ihrer Gleichgesinnten nach Rynsburg und stifteten also eine neue Secte, welche sich unter dem Namen der Gemeinschaft der Rynsburger Propheten oder Collegianten bis ans Ende des 18. Jahrhunderts zu erhalten wußte und ihre Zweiggemeinden oder Collegien in mehreren Städten der Niederlande, wie in Amsterdam, Rotterdam, Leiden, Haarlem, Groningen, Harlingen etc., hatte. Diese Gesellschaft zählte einst viel ansehnliche Leute, merkwürdiger Weise namentlich viele Aerzte zu ihren Mitgliedern, wie D. R. Camphuyzen, Konrad van Beuningen, Adam Boreel, Jacob van Halmael, Paulus van Hemert, J. Wagenaar, Isaac Tirion, Johann Bredenburg, Dr. Abraham Galenus, Dr. Laurens Klinkhamer etc. Als ihr Grundprinzip erkannten sie eine weitgehende gegenseitige Verträglichkeit, weßhalb sie in sehr freisinniger Weise jedem Confessionalismus, Klerikalismus und Formalismus Feind waren. Sie hatten gar keine verordneten Prediger und Kirchenverwalter, wie Aelteste oder Diaconen, keine für alle bindende Confession, keine kirchliche Armenpflege und waren im Betreff der kirchlichen Formen höchst ungebunden. Sie hatten außer ihren wöchentlichen Collegien zwei jährliche Zusammenkünfte zu Rynsburg zur Feier des Abendmahles, wo sie Alle zur Theilnahme einluden, welche in Liebe und Einigkeit mit den Brüdern leben wollten; es war für Niemanden ein Hinderniß, ihnen anzugehören, daß er Mitglied einer reformirten, lutherischen, remonstrantischen oder mennonitischen Gemeinde war und blieb. Manchmal sind sie als Socinianer, Quäker und Anabaptisten betrachtet worden, auch hat es wirklich an solchen unter den Collegianten nicht gefehlt. Niemals aber hat die Gesellschaft im Allgemeinen die eine oder die andere dieser Richtungen für sich in Anspruch genommen und für Alle geltend gemacht, indem sie sich vor allem befleißigte, die Fahne des freien Geistes hoch zu halten. Am Ende des 18. Jahrhunderts löste sich aber die Stiftung der Gebrüder K. allmählich unter den Taufgesinnten auf und verschwand endlich ganz und gar.

[418] P. de Fyne, Kort verhaal van’t eerste begin der Rynsburgers, 1672, G. van Nymegen, Gesch. d. Rynsb. Colleg., 1775, Wagenaar, Beschr. v. Amsterdam, VIII. bl. 76 v.v. etc.