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ADB:Konrad von Hohenburg

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Artikel „Konrad von Hohenburg“ von Jakob Franck in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 12 (1880), S. 669–671, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Konrad_von_Hohenburg&oldid=- (Version vom 27. November 2024, 07:31 Uhr UTC)
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Band 12 (1880), S. 669–671 (Quelle).
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Hohenburg: Konrad v. H., genannt Puller, Minnesänger in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Die jetzt in Ruinen liegende Stammburg des ritterlichen Geschlechtes H. findet sich im unteren Elsaß, hart an der ehemaligen französisch-pfälzischen Grenze und zwei Stunden von Weißenburg entfernt. Die meisten Glieder der Familie von der Mitte des 13. Jahrhunderts an, um welche Zeit dieses Dynastengeschlecht zuerst urkundlich in der Geschichte auftritt, bis fast zu dessen Aussterben, führten den Beinamen „Puller“, „Püller“, „Pullere“ oder auch „Buller“, vielleicht so viel als Polterer wegen des heftigen [670] aufbrausenden Gemüthes der ersten Familienglieder als mannhafter Ritter. Der erste Hohenburger, der jedoch erst seit 1276 mit diesem Beinamen erscheint (in einer bischöflich-speierschen Urkunde vom J. 1262 für das Nonnenkloster Heilsbrücke bei Edenkoben in der Pfalz führte er denselben noch nicht), ist der Minnesänger Konrad v. H., über welchen Hagen (Minnesänger, II. 69–71 und IV. 411) keine Auskunft zu geben wußte und seine Heimath lieber in das Ausland verlegte, obgleich Puller in einem seiner Lieder seine Heimath ausdrücklich als eine deutsche bezeichnete. Allein schon Adelung in seinem Magazin (Leipzig 1789, II. 3, 69) bezweifelt die gewöhnliche Annahme einer ausländischen Abkunft und fügt dann bei, „er war auch mit vor Wien, hatte aber eine Schöne? im Elsaß“; ein weiteres wußte aber auch er über ihn nicht zu sagen. Ich vervollständige deshalb auf Grund der allerdings wenigen uns erhaltenen urkundlichen Belege die Lebensgeschichte Hohenburg’s durch nachfolgende Mittheilungen. Als Rudolf von Habsburg 1276 gegen Ottokar von Böhmen zog, schloß sich ihm vorzugsweise die zahlreiche elsässische, oberrheinische und schwäbische Ritterschaft an, und unter der ersteren auch H., obgleich er, wie aus seinen Liedern erhellt, in seiner Heimath durch die Liebe zu einer edlen Jungfrau, deren Namen und Geschlecht uns jedoch nicht überliefert ist, gebunden war. Ohne Zweifel hegte H. bei seinem Abschied von der Geliebten die Hoffnung, daß der Krieg wol in Jahresfrist werde beendigt sein, allein derselbe zog sich, wie bekannt, bis zum 26. August 1278 in die Länge, wo Ottokar in der Schlacht auf dem Marchfelde Krone und Leben verlor. In diese Zeit fallen seine fünf Minnelieder, in denen er seine Gefühle auf eine sinnige Weise kund gibt und seiner rheinischen Heimath, des Elsasses, und seiner fernen Freunde sich erinnert. Zugleich scheint er während dieser Feldzüge seiner mannhaften Heldenthaten wegen von dem ihm schon früher befreundeten Rudolf die Benennung „Puller“ erhalten zu haben, den dann seine Nachkommen Jahrhunderte lang als Ehrennamen fortführten. Für seine späteren Lebensjahre erscheint er 1283 als „Püller“ (Widder, Geogr.-histor. Beschreibung der Kurpfalz, I. 65) durch König Rudolf und Pfalzgraf Ludwig in einem Rechtsstreite als Richter ernannt; als „Her Conrat der Buller von Hohenburg“ kommt er mit Friedrich v. Wasichenstein, der mit ihm den Feldzug gegen Ottokar mitgemacht hatte, 1288 in einer Urkunde der Markgrafen Hermann, Hasse und Rudolf von Baden vor und zuletzt in einer anderen vom J. 1301 (Mone, Zeitschr. f. d. Gesch. d. Oberrh., VIII. 177) als „Conrat der Pullere“. Und mit diesem Jahre verschwindet sein Name. Ein Bruder unseres Konrad H., Heinrich v. H., der zugleich mit dem ersteren in der oben erwähnten Urkunde vom J. 1262 als „Frater Henricus de Hohenburg“ erscheint, adoptirte noch nicht seines Bruders Namen „Puller“, war zu dieser Zeit schon hochbejahrt und Mitglied einer straßburgischen religiösen Genossenschaft. Seine religiöse Gesinnung bethätigte er u. a. 1309 durch Ankauf mehrerer Häuser und Bauplätze vor der Spitalpforte zu Straßburg behufs Aufnahme fahrender Weiber, „die sich aber wieder zu gutem sittlichen Leben bekehrt hatten“. Aus diesen Liegenschaften, die er 1315 dem Straßburger Magistrate zum Geschenk machte, wurde noch zu seinen Lebzeiten das neue Spital erbaut und er selbst wurde der erste Verwalter und Rechner dieser Anstalt, die später eines so guten Fortgangs sich erfreute, daß laut einer Straßburger Chronik „dieser Spital also zugenommen hat, vnd seind von der Statt ettliche gefell darzu verordnet worden, das Järlichen auff 20 oder 30000 frembde Menschen darinnen vber nacht gespeisset werden mögen“. Einem späteren Konrad Puller wurden durch Ruprecht von der Pfalz 1401–7 zu seiner Veste Hohenburg noch sieben umliegende Dörfer als Lehen verliehen, wie denn die Besitzungen des Geschlechts mehrere Jahrhunderte lang in stetem Zunehmen begriffen waren, bis mit Wirich Puller, der zwischen 1450–53 starb, der so glänzende Stern des alten und ruhmvollen [671] Stammes unterging. Sein einziger Sohn nämlich, Richart (Trithemius nennt ihn „vir bellicosus et inquietus“, Chron. Hirs. II. 420) entzweite sich nicht nur mit seinem Lehensherm, dem tüchtigen und einsichtsvollen pfälzischen Kurfürsten Friedrich I., dem Siegreichen, so daß ihm dieser 1455 seiner Widersetzlichkeit wegen die Stammveste Hohenburg entzog, sondern diesem letzten Sprößlinge des Geschlechtes war auch ein schreckliches Loos und Ende bereitet. Seiner väterlichen Güter entsetzt, war er zu Straßburg in einen geistlichen Orden getreten, wurde 1482 der Sodomiterei angeklagt und flüchtete deshalb aus dem Elsaß nach Zürich. Hier erhielt er das Bürgerrecht und gelangte zu so hohem Ansehen, daß es, als die Züricher den Straßburgern wegen durch Richart bei den letzteren verübten Frevels keine Genugthuung geben wollten, fast zu einem Kriege zwischen beiden Städten kam. Allein nicht lange darauf wurde er auch in Zürich dieses unnatürlichen Verbrechens überführt und daselbst vor dem Stadtthore lebendig verbrannt (Leu, Helvet. Lexikon voce Hohenburg; Schöpflin, Alsat. illustr. II. 146). Mit ihm erlosch das Geschlecht der Puller und die Veste „Hohenburgk“ gelangte in den Besitz der Sickinger Familie, als welche sie zuerst 1504 dem Schweikart v. Sickingen, dem Vater des Franz, durch Heirath mit Margaretha v. H. durch Erbschaft zufiel und erscheint sowol nach einer in J. G. Lehmann’s Burgen der Pfalz, I. 16, angeführten Urkunde „Geschehen zu Hohenburgk vff Zinstagk den IX. Nouembris 1546“, um diese Zeit als auch noch 1673 (das. S. 21) als deren Eigenthum. Eine „Elisabet v. H.“ war (nach J. P. Foppens’ Biblioth. belgica, II. 737) die dritte Frau des in der Geschichte der Pädagogik so ausgezeichneten Straßburger Schulmanns und Rectors Johannes Sturm, † 1586, die ihn überlebte. Die Burg selbst aber wurde zuerst durch die verbündeten Fürsten in der Fehde mit Franz erobert (12. Mai 1523) und dann nach dem Abschluß des Nymwegener Friedens 1679 durch den berüchtigten französischen General Montclair vollends zerstört. Das Wappen der Puller war nach dem Bilde der alten handschriftlichen Minnelieder ein getheilter Schild, rechts golden oder gelb, links blau. In einer Urkunde vom J. 1288 führt die Familie noch ihr altes Wappen, in einer anderen von 1337 hat es sechs abgehauene rechte Hände. Der Einfluß der Heldensage auf diese Aenderung ist also ziemlich spät erfolgt und es scheint beinahe, als habe die Familie davon früher nichts gewußt.

Nach handschriftlichen und gedruckten Quellen. Vergl. meinen Aufsatz: „Zur Geschichte des Minnesängers Puller von Hohenburg und der Burg Wasichenstein im Elsaß“ in Bartsch’s Germania, XXV. 3. S. 329–335.