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ADB:Konrad von Wallenrodt

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Artikel „Wallenrod, Konrad von“ von Karl Lohmeyer in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 40 (1896), S. 732–733, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Konrad_von_Wallenrodt&oldid=- (Version vom 20. Dezember 2024, 06:05 Uhr UTC)
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Wallenrod: Konrad v. W., aus einem bedeutenden fränkischen Adelsgeschlechte entsprossen, Hochmeister des Deutschen Ordens vom 12. März 1391 bis an seinen Tod, 25. Juli 1393. Diese kurze Regierung Wallenrod’s, welcher, nachdem er Pfleger, Komtur, oberster Marschall, Großkomtur und zuletzt fast sieben Monate lang Ordensstatthalter gewesen war, in einer Versammlung von drittehalbhundert Rittern einhellig auf den hochmeisterlichen Stuhl erhoben wurde, ist eine der unheilvollsten gewesen, die je ein Hochmeister geführt hat. Als ein [733] tapferer und kriegslustiger Ritter hat er sowol als Statthalter wie als Meister mehrfache große Kriegszüge nach Litthauen theils selbst geleitet, theils durch andere Gebietiger ausführen lassen, aber auch seine Reisen blieben trotz manches gelungenen Schlages ohne jeden ernsten, nachhaltigen Erfolg, und die oft außerordentlich zahlreich dazu erschienenen Fürsten und Herren aus Deutschland, Frankreich und England mußten sich mit der hochgepriesenen Ehre begnügen, an dem im Feindeslande gehaltenen Ehrentische die Ritterwürde empfangen zu haben. Daß der politisch gewandte, stets zielbewußte Litthauerfürst Witowd sich durch seinen Vetter, den Polenkönig Wladislaw Jagiello, wieder einmal vom Bunde mit dem Orden abziehen ließ, daß die piastischen Herzöge von Masowien, bisher des Ordens Freunde, sich mehr und mehr dem neuen Polenkönige näherten, endlich daß auch von den Pommernherzögen einer und der andere bisweilen mit diesem trotz vertragsmäßiger Verpflichtung gegen den Orden in Bündniß trat, wodurch den Ordenslanden gerade die Verbindung mit Deutschland gefährdet, selbst völlig abgeschnitten werden konnte, war doch nicht des Meisters Schuld. Auch als die Neumark von dem eigenen Markgrafen, dem luxemburgischen Ungarnkönige Sigismund, wieder zum Kaufe angeboten wurde, ging auch K. v. W. nicht darauf ein, und ebenso wies er den anscheinend von derselben Quelle ausgegangenen, damals doch nur noch abenteuerlichen Plan einer Theilung Polens vorsichtig zurück. Dafür aber ließ er sich durch den Herzog Wladislaw von Oppeln, einen verbitterten Feind des litthauischen Polenkönigs und Parteigänger der Luxemburger, verleiten, unbestritten polnisches Gebiet zunächst nur in Pfandschaft, zuletzt aber durch Kauf in festen Besitz zu nehmen: zuerst einen wichtigen Brückenkopf am linken Ufer des polnisch-kulmischen Grenzflusses Drewenz, dann sogar das ganze polnische Herzogthum Dobrzin (zwischen Drewenz und Weichsel und bis nach Bromberg hin); unzureichende polnische Truppen wurden durch ein Ritterheer leicht hinausgeschoben. Dadurch gewann König Wladislaw, der als christlicher Polenkönig dem Orden nicht weniger feindlich gesonnen war wie ehemals als heidnischer Litthauerfürst, berechtigten Grund zu bitteren Klagen. Bei den eigenen Unterthanen, zumal in den maßgebenden städtischen Kreisen, begann dieser Hochmeister die Unzufriedenheit mit der ritterlichen Fremdherrschaft zu erwecken, indem er, anders wie seine Vorgänger und wie auch noch sein nächster Nachfolger, bei dem gewaltig anwachsenden Eigenhandel des Ordens die rücksichtsloseste Konkurrenz gegen jene ausüben ließ. Vollen Haß aber hegten gegen ihn die Mönche und alle ihnen nahestehenden Kreise, und es mag wol sein, daß er, wenn auch Thatsachen nicht vorliegen, gegen die Klöster und ihre Insassen, die vom Deutschen Orden niemals sonderliche Förderung erfahren haben, seiner Abneigung kein Hehl gemacht hat. Wegen „seines Charakters und seiner Tyrannei“ nannte man ihn dort Julian (den Abtrünnigen) und beglückwünschte sich ob seines frühen Todes. Ueber seinen Tod, der anscheinend die Folge einer schweren inneren Entzündung gewesen war und erschreckend schnell erfolgte, gingen schon gleichzeitig die allerbösesten Gerüchte. – Daß er sich selbst „in seinen Urkunden Conradus Tiber v. W.“ und dazu „von Gottes Gnaden“ genannt hätte, ist eine der zahllosen lügnerischen Erfindungen Simon Grunau’s, der bekanntlich aus Haß gegen die Reformation und den Deutschen Orden die preußische Geschichte auf das ärgste gefälscht hat.

J. Voigt, Geschichte Preußens V (1832). – Caro, Geschichte Polens III (1869). – Scriptores rerum Prussicarum II u. III (1863, 1866). – Scr. r. Warmiensium I (1866), S. 81.