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ADB:Korner, Hermann

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Artikel „Korner, Hermann“ von Andreas Ludwig Jakob Michelsen in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 16 (1882), S. 707–708, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Korner,_Hermann&oldid=- (Version vom 16. November 2024, 13:55 Uhr UTC)
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Korner: Hermann K., einer der in Norddeutschland beliebtesten mittelalterlichen Chronisten, unzweifelhaft ein Lübecker, in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts geboren, wahrscheinlich im J. 1438 gestorben, als Mitglied des Dominicanerordens. Er bezeichnete sich selbst als ehemaligen Cursor sententiarum zu Magdeburg, erwähnt, daß er 1406 in Hamburg einer Provinzialsynode beigewohnt, 1421 aber, vielleicht im Auftrage seines Ordens, sich in Trier aufgehalten habe. Im J. 1420 war er aber nachweislich Lector oder Lesemeister im St. Marien-Magdalenen-Kloster (oder Burgkloster) zu Lübeck. In den Jahren 1426 und 1429 wird er schon den Senioren desselben zugezählt, 1432 als Baccalaureus, 1436 und 1437 als Magister, oder „Meister in der heiligen Schrift“ (ein damals dem Doctor gleichbedeutender akademischer Titel). In dem Liber Copialis Monasterii Lubecensis ad Arcem kommt seit dem Jahre 1437 sein bisher vielerwähnter Name nicht mehr vor, statt dessen aber der eines anderen Lesemeisters. Er hat sich berühmt gemacht durch Abfassung einer „Chronica novella“, wie er seine Arbeit zum Unterschiede von den zahlreichen älteren, vor ihm hergestellten Geschichtsbüchern bezeichnet, denen sie sich als „die jüngste“ und geringste anschließe. Mit der Schöpfung der Welt anhebend, geht sie bis zum J. 1435. Kein eigentlicher Fortsetzer der früheren lübeckischen Chroniken, macht K. sich's zur Aufgabe, eine kurze, übersichtliche Weltgeschichte zusammenzustellen, jedoch immer wieder den Blick auf die Vaterstadt und ihre Geschicke richtend. „K. gehört in die Reihe der Universalhistoriker mit localer Tendenz“ (O. Lorenz). Er führt in der Vorrede die lange Reihe der von ihm benutzten Quellen an, aber vom Jahre 1424 an beruft er sich auf keinen Gewährsmann mehr, weil er als Augenzeuge und Zeitgenosse erzählt. Seine Darstellung ist, namentlich in der gleichfalls von ihm herrührenden deutschen, mehr populären Redaction lebhaft, anschaulich, farbenreich. „Auch in Beziehung auf die Gesinnung kam K. der allgemeinen Stimmung seiner Zeit entgegen. – Seine kirchliche Richtung zeigt an mehr als einer Stelle eine gewisse demokratische Richtung, die zwar in seinem Orden nicht ungewöhnlich, aber doch nicht immer in gleicher Ausprägung vorhanden war“ (Lorenz). Er stellt die wichtigeren Begebenheiten [708] seiner nächsten Umgebungen so dar, wie die lübischen Bürger sie auffaßten („alse velen Kloken luden duchte“). Was die Glaubwürdigkeit und den historischen Werth der Chronica novella betrifft, so ist ihr von Männern wie Lappenberg und Waitz (im Gegensatze gegen Grautoff, auch Lorenz) besondere Anerkennung zu Theil geworden, so daß K. weit über die zweite Fortsetzung der Detmarischen Chronik gestellt wird. Sie urtheilen, daß dem Detmar die Chronica novella vorlag, von ihm vielfach ausgeschrieben, aber mißverstanden und entstellt worden sei. „Von den drei deutschen Bearbeitungen können weder die in der Chronik des sogenannten Rufus, noch die in der Fortsetzung des Detmar, wahrscheinlich auch nicht die im hannoverschen Codex, dem K. selbst beigelegt werden; dieser ist nur die gemeinsame Quelle für alle“ (Waitz). Eine genaue Bestimmung des Verhältnisses der von einander sehr abweichenden lateinischen und deutschen Redactionen des K. und eine darnach zu bearbeitende kritische Ausgabe desselben ist der Zukunft vorbehalten.

J. H. a Seelen, Selecta literaria. Lubecae ed. 2, 1726, p. 77–133 (wo auch auf Leibnitz’ betreffende Forschungen zurückgewiesen wird); G. Waitz, Ueber Herm. Korner und die Lübecker Chroniken, Göttingen 1850, 4°; Lappenberg, Ueber Hermanni Corneri Chronicon (Archiv der Gesellschaft für ältere Geschichtskunde VI, 585–624); Ottokar Lorenz, Deutsche Geschichtsquellen im Mittelalter, 2. umgearb. Aufl. 1877, II. 162–172. – In dem 6. Bande des Lübeck. Urkundenbuches, sowie dem (in Vorbereitung befindlichen) 7. Bde. begegnet man öfteren Erwähnungen des Hermannus mester in der hilghen scrift (welche zum Theil schon v. Seelen aus dem Copiale monasterii Lubec. ad arcem mitgetheilt hat). Vgl. Nachrichten von der G. A. Universität u. der Ges. d. Wiss. zu Göttingen, 1851 Nr. 3, 1857 Nr. 6 und 1859 Nr. 5. (Preisaufgabe, betr. H. Korner). In letztgenannter Nummer S. 57–63 G. Waitz, Ueber eine bisher unbekannte Handschrift des H. Korner.