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ADB:Krafft, Johann Gottlob

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Artikel „Krafft, Johann Gottlob“ von Carl Krafft in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 17 (1883), S. 14–15, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Krafft,_Johann_Gottlob&oldid=- (Version vom 21. November 2024, 16:54 Uhr UTC)
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Krafft: Johann Gottlob K., Consistorialrath, Superintendent und Pfarrer zu Köln am Rhein, wurde am 11. October 1789 zu Duisburg geboren, wo sein Vater reformirter Pastor, sein Großvater mütterlicherseits Joh. Gottlob Leidenfrost, ein bekannter Mediciner, Professor an der Universität war. Er besuchte das Gymnasium unter dem Rector Nonne und von 1808–1811 als Theologie Studirender die in ihren letzten Zügen liegende Universität zu Duisburg, welche trotz ihrer vom damaligen französischen Gouvernement beinahe völlig vernachlässigten Verhältnisse doch einige ausgezeichnete Lehrer (wie A. W. Möller, Fr. A. Krummacher etc.) und eine Anzahl trefflicher Schüler hatte. (Nachweis einiger derselben in Evertsbusch, Theol. Arbeiten V, 130.) Der kleine Kreis von Alters- und Berufsgenossen gab innerhalb der beschränkten häuslichen und bürgerlichen Verhältnisse, welche den Besuch einer auswärtigen Universität nicht gestatteten, doch eine Fülle geistiger Anregungen. Schon im J. 1811 kam K. als reformirter Prediger nach dem Dorfe Schöller bei Elberfeld, welche Stellung Muße zu Studien darbot. Ein Kreis einiger von edler Begeisterung erfüllten jüngeren Gelehrten schloß sich damals eng aneinander; wir nennen aus demselben: [15] Kohlrausch, damals Vorsteher einer weiblichen Bildungsanstalt zu Barmen, Verfasser der Teutschen Geschichte für Schulen; Strauß, Pastor zu Ronsdorf, später Oberhofprediger zu Berlin, Verfasser der vielgelesenen „Glockentöne. Erinnerungen aus dem Leben eines jungen Geistlichen“ (3 Bdchn. 1814–1819, 7. Aufl. 1868); A. Rauschenbusch, Verfasser von Lehrbüchern und Historiker; Fr. Franz Gräber, Pfarrer zu Düssel, später langjähriger Präses der rheinischen Provinzialsynode und Generalsuperintendent zu Münster; J. A. Küpper, Pfarrer zu Mettmann, später Generalsuperintendent der Rheinprovinz. K. gab sich in diesen Jahren hauptsächlich einer ästhetischen Richtung hin und arbeitete an der von Kohlrausch redigirten Zeitschrift „Aehrenlese“ und dem westphälischen Archiv. Der große politische Umschwung seit der Schlacht von Leipzig 1813 machte den ästhetischen Studien ein Ende und gab die mächtigsten Impulse, um an der Erneuerung des deutschen Vaterlandes und der evangelischen Kirche insbesondere thätig mitzuarbeiten. Schon im J. 1814 wurde K. nach der damals soeben von der französischen Herrschaft freigewordenen Stadt Köln als reformirter Pastor berufen und bald nach der preußischen Occupation (im J. 1815) als Mitglied des neugebildeten Consistoriums für die damalige Provinz Jülich-Cleve-Berg (die nördliche Hälfte der jetzigen preußischen Rheinprovinz) angestellt. Die mannigfachen Arbeiten für die neue Organisation der evangelischen Kirche in dieser Provinz, die Gründung mancher Vereine zur Belebung der Gemeindethätigkeit, treue Seelsorge in der ihm anvertrauten Gemeinde, wozu auch noch bis zum J. 1819 die Mitsorge für die Militärgemeinde kam, angestrengte homiletische Thätigkeit und lebhafter amtlicher und freundschaftlicher Briefwechsel, alles dies verzehrte bald die Kräfte, welche schon 1815 durch ein Typhusfieber, das sich K. in den großen Militärlazarethen zu Köln zugezogen hatte, geschwächt waren, sodaß bereits am 5. Januar 1830 ein durch seelsorgerlichen Besuch bei einer Kranken entstandenes Nervenfieber seinem irdischen Leben im 41. Jahre ein Ende machte, zum größten Schmerz der ihm mit seltener Liebe anhangenden Gemeinde und der gesammten evangelischen Kirche seiner Heimath. Herausgegeben wurden von ihm während seines Kölner Aufenthaltes: „Die Einheit der protestantischen Kirche, dargestellt in den Lehren derselben vom göttlichen Worte und der christlichen Kirche“, 1817; „Erbauliche Schriften für Gefangene“ (an deren Loos K. besonderen Antheil nahm), religiöse Tractate, ein Katechismus etc. Nach seinem Tode erschienen 2 Bände Predigten, herausgegeben von den Collegen im Amte Dr. Bruch und Jacobi (Enkel des Philosophen), Köln 1830. Vor der Sammlung findet sich eine kurze Biographie, verfaßt von dem Bruder August K. – Ueber die Persönlichkeit Krafft’s hat sich in schöner Weise Oberconsistorialrath Nitzsch ausgesprochen in der von ihm und Sack herausgegebenen Monatsschrift für die evangelische Kirche in Rheinprovinz und Westphalen, 1843, 204 ff. Der noch vorhandene, meist noch ungedruckte Briefwechsel Krafft’s mit seinem Bruder Dr. K. zu Erlangen, sowie mit Sack, Kohlrausch, Ehrenberg. Strauß, Bischof Roß, E. Moritz Arndt (mit letzterem war K. in patriotischer Hinsicht und in Beziehung auf die Gründung der evangelischen Gemeinde zu Bonn in Verbindung) und vielen anderen Zeitgenossen bietet manches Interessante für die Zeit von 1813–1830 dar.