ADB:Kraft, Johann Melchior

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Kraft, Johann Melchior“ von Carsten Erich Carstens in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 17 (1883), S. 13–14, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Kraft,_Johann_Melchior&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 19:01 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Kraft, Johannes
Band 17 (1883), S. 13–14 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Johann Melchior Kraft in der Wikipedia
Johann Melchior Kraft in Wikidata
GND-Nummer 116356766
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|17|13|14|Kraft, Johann Melchior|Carsten Erich Carstens|ADB:Kraft, Johann Melchior}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=116356766}}    

Kraft: Johann Melchior K., war geboren den 11. Juni 1673 zu Wetzlar in der Wetterau, wo sein Vater ältester Schöffe und Rathsverwandter war. Nachdem er erst die Schulen der Vaterstadt besucht, kam er 1688 auf das paedagogium illustre in Gießen bis 1690. Den folgenden Winter brachte er wieder im elterlichen Hause zu und wurde in der Zeit von dem Pastor Schulze, der Privatdocent an der Universität Wittenberg gewesen war, in philosophicis unterrichtet. 1691 bezog er die Universität Wittenberg und promovirte hier 1693 zum Magister. Er reiste dann nach Hamburg den berühmten Lic. Edzard in rabbinicis zu hören. Dieser rieth ihm indeß lieber eine Hauslehrerstelle anzunehmen. Die Gelegenheit dazu bot sich bald dar, nämlich bei dem Pastor Wattenbach in Barlt in Dithmarschen. Jedoch verweilte er hier nur zwei Monate, da er in derselben Stelle zu einem Herrn Luden, der ein Privatgelehrter war, in Altenwörden ging, dessen Söhne er nachher auf die Universität Kiel begleitete. Hier hörte er wieder Vorlesungen, besonders bei den Professoren Dr. Christoph Frank, der ihn auf Spener aufmerksam machte, bei Opitius, Reyher, Seb. Kortholt. Hierauf, 1696, nahm er wiederum eine Hauslehrerstelle an bei dem General Rantzau auf Puttlos. Nach einem Jahr siedelte er von hier nach Hamburg über, Frühjahr 1697, in Dr. Willich’s Haus und gab verschiedentlich Privatunterricht. Darauf aber ward er Hofmeister eines jungen Herrn v. Oppenbusch, mit dem er erst dreiviertel Jahr in Lübeck lebte, dann in Bremen und weiter. Währenddeß erhielt er auf Vorschlag des Landraths und Amtmanns Fr. v. Rantzau zu Gottorf die Vocation des Herzogs Friedrich zum Compastor in Süderstapel in der Landschaft Stapelholm in Schleswig-Holstein. Obwol er keine besondere Neigung zu diesem Amte spürte, glaubte er doch dieser Vocation sich nicht entziehen zu dürfen. Er nahm sie an. Er ward von dem fürstlichen Generalsuperintendenten Dr. Muhlius examinirt und ordinirt 1698. Er schreibt selbst von seinem dortigen Aufenthalt, daß er „unter Gottes Verhängniß dort [14] viel ausgestanden.“ 1705 ward er zum Pastor in Schwesing ernannt, kam aber nicht zum Antritt dieses Amtes, indem er ungefähr gleichzeitig durch den Geheimrathspräsidenten Magnus v. Wedderkop zum Prediger in Sandesneben im Lauenburgischen berufen ward, welches er vorzog. Doch schon nach drei Jahren ward er zum Compastor in der Stadt Husum vocirt und am 24. Juni 1709 daselbst introducirt, 1712 ward er zugleich zum inspector scholae und bald nachher zum Hauptpastor daselbst bestellt. 1736 wurde er zum Consistorialrath und Mitglied des Oberconsistoriums auf Gottorp ernannt. Er starb am 22. Juli 1751.

K. war ein gelehrter Theologe und hat sich durch Schriften vielfach bekannt gemacht. Zuerst erschien seine „Disp. de vita aeterna“, Wittenb. 1692. Dann nahm er eifrig Theil an den theologischen Streitigkeiten seiner Zeit, namentlich in Schleswig-Holstein. Er schrieb: „Die gerettete Unschuld zweier hochfürstlichen holsteinischen Generalsuperintendenten Sandhagens und Muhlius wider die falschen Beschuldigungen des königlichen Generalsuperintendenten Dr. Schwarz“, 1702, und unter dem Pseudonym Krato, „Wahrer Bericht von den schleswig-holsteinischen Kirchenstreitigkeiten und Spaltungen, entgegengesetzt Dr. Schwarz, ein Tractat von den chiliastischen Vorspielen“, 1705; „Nothdringende Anrede an Dr. Schwarz wegen des offenbaren Unrechts so derselbe etc.“, 1709. Auch beschäftigte ihn sehr die Geschichte der deutschen Bibelübersetzung. Dazu erschien von ihm: „Diss. de emendandis et corrigendis quibusdam in Dr. J. F. Mayeri historia versionis Germ. Bibliorum Dr. M. Lutheri etc.“, 1704; „Prodromus historiae versionis Germ. Bibl., d. i. vorläufige Anzeige und Abhandlung der in die teutsche Sprache übersetzten Bibel“, 1714; „Continuatio“, 1716; „Zweifacher Anhang, Nachricht von der 1534 in Wittenberg gedruckten verteutschten Bibel Luther’s“, 1735. Ferner erschien von ihm: „Das anderthalbhundertjährige Jubeljahr der evangelischen Kirche“, 1717, und das für die Specialkirchengeschichte wichtige: „Zwiefaches zweihundertjähriges Jubelgedächtniß alß 1) von der A. 1522 zu Husum durch Herrmann Tasten angefangenen evangelischen Reformation, 2) dem A. 1522 von Luthero übersetzten und in solchem Jahr zweimal zu Wittenberg edirten Neuen Testamente. Nebst einer zulänglichen Kirchen- und Schulhistorie der Stadt Husum“, 1723. Sein Hauptwerk ist aber: „Ausführliche Historie vom Exorcismus“, 1750. Er hatte, wie der gedruckte Katalog ausweist, sich eine ausgezeichnete Bibliothek gesammelt.

Vgl. Autobiographie in zweihundertjähr. Jubelgedächtniß, S. 209 ff. Molleri Cimbria litt. II. 431. Laß, Husumsche Nachr. 1. Forts. 243.