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ADB:Kreßler, Carl

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Artikel „Kreßler, Carl“ von Christian Johnen in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 51 (1906), S. 388–389, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Kre%C3%9Fler,_Carl&oldid=- (Version vom 21. Dezember 2024, 16:55 Uhr UTC)
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Kreßler: Carl Gottlob K., Vorsteher des stenographischen Bureaus im preußischen Abgeordnetenhause, wurde geboren zu Berlin am 14. Januar 1804. Nach dem Besuch des Gymnasiums widmete er sich naturwissenschaftlichen Studien an der Berliner Universität und übernahm im J. 1831 die chemische Fabrik seines Vaters bei Charlottenburg. Aber schon im J. 1833 trat er in die Leitung der chemischen Fabrik von Heyl & Cie. in Berlin ein, während er die Charlottenburger Fabrik durch seinen Bruder verwalten ließ und im J. 1846 verkaufte. Er gründete dann mit seinem Freunde Karl Witte eine neue Fabrik in Berlin, die bis zu Witte’s Tode im J. 1863 bestand. In Berlin entfaltete er als Schriftführer der Polytechnischen Gesellschaft eine vielseitige Wirksamkeit; auch hat er in dieser Eigenschaft die erste Industrieausstellung in Berlin im J. 1844 angeregt und hauptsächlich durchgeführt.

Die Stenographie erlernte K. im J. 1841 von Wilhelm Stolze selbst, und zwar zur gleichen Zeit wie Jaquet. Nachdem er diesen in der Polytechnischen Gesellschaft im J. 1844 kennen gelernt hatte, wußten beide der neuen Kunst in dieser Gesellschaft eine Heimstätte zu bereiten und veranlaßten Stolze, der schon an einen Erfolg seiner Erfindung nicht mehr glaubte, zur Abhaltung von Lehrcursen in der Gesellschaft und zur Herausgabe eines kurzen und billigen Lehrbuches, der sog. „Anleitung“. Am 24. Juni 1844 erfolgte auf Betreiben beider die Gründung des „Stenographischen Vereins“ in Berlin. So dürfen K. und Jaquet als die ersten Apostel Stolze’s und die eigentlichen [389] Begründer seiner Schule bezeichnet werden. Mit Witte gab K. dann 1849 die erste stenographische Zeitschrift des Continents, das „Archiv für Stenograpbie“, heraus und entwickelte eine rege Thätigkeit für die Verbreitung der Stolze’schen Stenographie, deren Pflege er sich zur Lebensaufgabe machte. Vom Jahre 1848 an war er auch als amtlicher Stenograph in parlamentarischen Körperschaften thätig, und zwar zuerst im April 1848 im Braunschweigischen Landtage, dann in der preußischen Nationalversammlung und im preußischen Landtage, in dessen Dienst er bis 1885 blieb. Seit November 1868 war er zweiter Vorsteher des stenographischen Bureaus im preußischen Abgeordnetenhause. Daneben widmete K. seine Fürsorge dem stenographischen Vereinswesen, namentlich dem Kränzchen für stenographische Wett- und Prämienschreiben, und wußte die stenographischen Feste durch hübsche Lieder zu würzen, wie er denn neben der Dichtkunst auch die Musik und das Malen pflegte. Auch das Archiv für Stenographie hat seiner Autographie und seiner Mitarbeiterschaft viel zu danken. Ebenso hat er andere stenographische Werke durch Autographie oder Herausgabe gefördert; so hat er den „Stenographischen Almanach“ im J. 1854 begründet und bis 1868 herausgegeben. Durch einen regen Briefwechsel und viele Reisen trat er in enge Beziehungen zu den meisten Stolze’schen Vereinen, sodaß „Papa Kreßler“ nach dem Tode Stolze’s immer mehr die Verehrung und Zuneigung aller Stolzeaner auf sich vereinigte und sein achtzigster Geburtstag im J. 1884 ein Fest der ganzen Schule war.

K. war in erster Ehe 1884 mit Auguste Wehring, in zweiter Ehe 1875 mit Wittwe Kayser verheirathet. Er starb in der Nacht vom 19. zum 20. December 1901 in Berlin.

Er schrieb eine Stolze-Biographie (Wilh. Stolze, 2. Aufl. Berlin 1890) sowie zahlreiche Aufsätze im Archiv für Stenographie, Almanach und Stenographischen Erzähler, u. a. „Beiträge zur Geschichte des Archivs für Stenographie“ (im 32. Jahrgang, 1880, desselben), „Ueber die Ausbildung zum Parlamentsstenographen“, „Zur Geschichte der Mysterien der Stenographie“, „Ueber Stolze’s Reden, erste Ansprache und seine Handschrift“ (Arch. f. Stenogr. 1878), „Aus vorparlamentarischer Zeit“ (Arch. f. Stenogr. 1879).

Vgl. Käding, Stolze-Bibliothek Bd. 1, 1888, S. 46. – Magazin f. Stenographie 1892, S. 19 (m. Bild), S. 52. – Archiv f. Stenographie 1892, S. 33; 1884, S. 33, 182, 213.