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ADB:Kreyßig, W. A.

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Artikel „Kreyßig, W. A.“ von Carl Leisewitz in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 17 (1883), S. 158–160, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Krey%C3%9Fig,_W._A.&oldid=- (Version vom 18. Dezember 2024, 22:46 Uhr UTC)
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Kreyßig: W. A. K., ostpreußischer Landwirth und landwirthschaftlicher Schriftsteller mit wechselndem Domicil (Pachtwirth auf den Gütern Gottesgabe bei Mohrungen, Neuhof bei Heilsberg, Spittelhof und später Karlsruhe auf den Hufen bei Königsberg in Ostpreußen, zuletzt als Litterat in dieser Stadt selbst domicilirt), Ehrenmitglied verschiedener in- und ausländischer ökonomischen Societäten bezw. landwirthschaftlicher Vereine, † am 25. Mai 1854. – In der Grafschaft Schlobitten am 2. Oct. 1780 geboren und von Jugend auf dem landwirthschaftlichen Berufe zugethan, war K. nach Aneignung einer guter Schulbildung hauptsächlich für die landwirthschaftliche Praxis vorbereitet worden und hatte auch anfänglich in entsprechenden Functionen auf den Gütern des Grafen von Dohna-Schlobitten Verwendung gefunden. Er wußte sich indeß durch erfolgreiche Benutzung der gediegeneren Fachlitteratur, durch den Verkehr mit gebildeten Berufsgenossen soweit zu informiren, um sich selbst auf den Standpunkt eines theoretisch unterrichteten Landwirths erheben und als Litterat auftreten zu können. Die erste Anregung dazu hatte er wol durch das Studium der Schriften des Staatsrathes A. Thaer erhalten und mit der aus denselben entnommenen Belehrung eine weitere Ausrüstung gewonnen, so daß er sich in späteren Jahren, als er durch Mißgeschick in seinen Pachtunternehmungen zur vorübergehenden Sistirung dieser Wirksamkeit genöthigt war, die Aufgabe stellen mochte, seine intellectuellen Fähigkeiten mit Benutzung der von ihm in mehreren Decennien gesammelten Erfahrungen und gleichzeitig eingezogenen Mittheilungen im Dienste der landwirthschaftlichen Interessen öffentlich wirken zu lassen. Dabei befolgte er zwar die Tendenz, im Bereiche seines durch vielseitige Privatstudien erweiterten Gesichtskreises, sowie an speciell von ihm zu Forschungszwecken eingerichteten Kulturversuchen prüfende und vergleichende Betrachtungen anzustellen, aus denselben Resultate zu ziehen und darauf Lehrsätze oder Regeln zu gründen; allein es gebrach ihm ungeachtet seiner großen Beobachtungs- und Combinationsgabe dennoch an wissenschaftlicher Reife und Objectivität, um seinem Ideendrange stets schöpferische Kraft verleihen und selbst dem vorgerückten Standpunkte seiner Zeit in allen Beziehungen gerecht werden zu können. Seine Schriften, die fast das ganze vielgestaltige Gebiet der Landwirthschaft umfaßten, haben theils wol allgemeinere, theils mehr lokal eingeschränkte Beachtung gefunden, zum Theil aber auch abfällige Beurtheilung erfahren. – Nachdem K. seine litterarische Thätigkeit mit einer Schrift: „Ueber die bevorstehende Regulirung der ländlichen Besitzungen im kgl. preußischen Staate“ (Danzig 1823), behufs Erörterung der dadurch veranlaßten Aufgaben der Landwirthe eröffnet hatte, schritt er zur Ausarbeitung seines aus drei Theilen bestehenden „Handbuchs zum naturgemäßer Betriebe der Landwirthschaft“ (Königsberg 1825), in welchem er den Feldbau, die Thierzucht nebst Thierheilkunde und die technischen Nebengewerbe behandelte. Obwol in diesem Werke die landwirthschaftlichen Verhältnisse Ostpreußens vorwiegend berücksichtigt waren, so wurde dessen Werth doch durch weitere Beleuchtung der Grundsätze Thaer’s und auch Hermbstädt’s über lokale Bedeutung gehoben. Durch günstige Aufnahme dieses Buches animirt, gab er [159] schon 1828 eine Ergänzung dazu unter dem Titel heraus: „Erfahrungstheorie der Pflanzen- und Thierproduktion nebst Anwendung derselben zur Feststellung sicherer Grundregeln für den Feldbau und die landwirthschaftliche Thierzucht“. Außer seinem schon früher herausgegebenen und inzwischen zur Erneuerung der Auflage wiederholt bearbeiteten „Rathgeber für den preußischen Bauernstand“ schrieb er 1829 das Buch: „Der Futterbau in seinem ganzen Umfange auf Feldern und Wiesen“, worin betreffende Regeln zur Anwendung im nördlichen und mittleren Deutschland aufgestellt waren. Dieselben beruhten freilich nicht mehr sämmtlich auf Beobachtungen und Erfahrungen, sondern waren zum Theil durch Combinationen unter Berücksichtigung der Eigenschaften des Bodens und der Kulturpflanzen, sowie der klimatischen Verhältnisse inductorisch gebildet worden. Einzelne später erschienene Schriften des genannten Autors entbehrten theilweise des rechten theoretischen Haltes und „erschienen mehr originell als gediegen“ (Lengerke): so seine „Düngerlehre“ und „Der deutsche Bauernfreund“ (Königsberg 1834 u. 1836); dagegen hatte K. in der um dieselbe Zeit herausgegebenen Schrift: „Berichtigung und Begründung der landwirthschaftlichen Ertragsberechnungen, Güterveranschlagungen und Werthstaxen“, ein von ihm beherrschtes Gebiet wiedergefunden und das fragliche Material zeitgemäß behandelt. Für die landwirthschaftlichen Verhältnisse des nordöstlichen Deutschlands berechnet schrieb er eine „Anleitung zur Sommer- und Winterstallfütterung, sowie zur Weideverpflegung der landwirthschaftlichen Hausthiere“ (Prag 1836), und die „Anleitung zum lohnenden Anbau des Rapses, Rübsens und Leins“ (Danzig 1836); jedoch suchte er in seiner nächstfolgenden Schrift: „Der Fruchtwechsel im Feldbau mit seinen wesentlichen und unwesentlichen Forderungen“ (Königsberg 1838), wiederum allgemeineren Interessen Rechnung zu tragen. K. war zugleich Mitarbeiter für die Mögliner Annalen, für die Oekonomischen Neuigkeiten (herausgegeben von André), sowie für das Universalblatt der gesammten Land- und Hauswirthschaft, in welche Zeitschriften er auch viele Beiträge geliefert hat. – Durch seine fruchtbare litterarische Thätigkeit, welche zwar von sachlichem Interesse und großer Liebe zum Berufe geleitet, aber auch von Erwerbsmotiven getragen war, hatte er sich ferner mehr und mehr Beachtung in den maßgebenden Kreisen des ostpreußischen landwirthschaftlichen Vereins errungen, so daß er seit 1838 mit der Redaction der „Verhandlungen des Vereins zur Beförderung der Landwirthschaft in Ostpreußen“ unter der Direction des jeweiligen Vereinspräsidenten betraut wurde. Diese Function hat er sodann in Verknüpfung mit weiteren eigenen litterarischen Produktionen, welche theils in jenem Organ enthalten, theils selbständig erschienen sind, bis zum J. 1846 geübt und damit eigentlich den Schluß seines öffentlichen Wirkens erreicht. Von seinen aus dieser Periode herrührenden Schriften, welche mehrentheils von reproduktiver, compilatorischer und popularisirender Tendenz waren, mögen noch folgende genannt werden: „Die Vertheilung des landwirthschaftlich nutzbaren Bodens durch Separationen mit ihren Vortheilen und bedingten Nachtheilen und den Mitteln, jene zu sichern und diese zu meiden“ (Braunschweig 1840); ferner „Die Einrichtung der Landgüter nach den Bedingungen ihres höchsten Reinertrags“ (Braunschw. 1841), desgleichen „Experimentalökonomie für die Gegenstände des Feldbaues und der Viehzucht“ (Braunschw. 1843); im weiteren „Die Zucht und Veredelung des Rindviehes nach den Bedürfnissen der gegenwärtigen Conjunctur, sowie nach den Boden- und Lokalverhältnissen der deutschen Landwirthschaft“ (Danzig 1843), desgleichen „Die landwirthschaftliche Pferdezucht“ etc. (Braunschw. 1844), welchen Schriften sich schließlich noch eine Abhandlung über „Die Auszehrung und Bereicherung des Feldbodens durch den Anbau der Feldgewächse“ (Königsberg 1846) angereihet hat. – Schon vor dem [160] Ende seiner Schriftstellerlaufbahn war K. von seiner wirthschaftlichen Thätigkeit auf dem Gebiete der landwirthschaftlichen Praxis zurückgetreten, um den ihm in Königsberg obliegenden Funktionen besser nachgehen zu können. Hier verbrachte er auch den Rest seines Lebens mit Fortsetzung der ihm zusagenden Beschäftigungen bald in gewohnter Thätigkeit am Arbeitstische, bald innerhalb seines zuletzt auf den Garten reducirten Versuchsfeldes. In dieser Zurückgezogenheit ward ihm noch die Genugthuung zu Theil, daß er öfters von höher stehenden Personen aufgesucht und um Rath gefragt, sowie durch andere Beweise der Achtung geehrt wurde. Wenn auch sein Namen heute nur noch selten auf dem Gebiete der landwirthschaftlichen Litteratur citirt wird, so darf derselbe gleichwol mit dem Andenken verknüpft bleiben, daß K. als begabter, anregender und vielseitiger Schriftsteller, wenngleich nicht immer mit glücklichem Resultate, den Interessen der Landwirthschaft nach Kräften zu dienen, dem Fortschritt in der Entwickelung derselben Vorschub zu leisten eifrig bemüht gewesen und als Mensch von lauterem Charakter und aufstrebender Gesinnung einer allgemeinen Achtung theilhaftig geworden war.

Vgl. Meusel, Das gelehrte Deutschland, 1834; Lengerke, Landw. Conversationslexikon, Bd. II; desgleichen Verhandlungen des Vereins zur Beförderung d. Landw. in Ostpreußen, 1838–46; sowie Annalen der Landw. in den kgl. preuß. Staaten, 1845–47, und Archiv der deutschen Landwirthschaft, 1845–46; ergänzt durch Privatmittheilungen aus dem Familienkreise.