Zum Inhalt springen

ADB:Kreyßig, Johann Gottlieb

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Kreyßig, Johann Gottlieb“ von Heinrich Julius Kämmel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 17 (1883), S. 157–158, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Krey%C3%9Fig,_Johann_Gottlieb&oldid=- (Version vom 20. Dezember 2024, 13:09 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Nächster>>>
Kreyßig, W. A.
Band 17 (1883), S. 157–158 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Johann Gottlieb Kreyßig in der Wikipedia
Johann Gottlieb Kreyßig in Wikidata
GND-Nummer 116535091
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|17|157|158|Kreyßig, Johann Gottlieb|Heinrich Julius Kämmel|ADB:Kreyßig, Johann Gottlieb}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=116535091}}    

Kreyßig: Johann Gottlieb K., Philolog und Schulmann, geb. den 22. August 1779 in Chemnitz, † den 22. Febr. 1854 in Dresden. Sohn des Archidiaconus K., verlebte er im Vaterhause eine glückliche Kindheit, seine wissenschaftlichen Vorstudien aber machte er, da das Lyceum seiner Vaterstadt ziemlich herabgekommen war, in einer Schola collecta, welche der Cand. König leitete, und sein von diesem geweckter Lerneifer, der auch in ausgesprochenster Liebe zu den Büchern sich betheiligte, ließ ihn so rasche Fortschritte machen, daß er bereits zu Ostern 1796 die Universität Leipzig beziehen konnte. Dort widmete er sich zunächst den theologischen Studien, besonders unter Burscher, ging aber bald, von Chr. Daniel Beck angezogen, zur Philologie über, für welche er sich, nachdem er eine theologische Prüfung bestanden hatte, auch Magister geworden war, völlig entschied. Als Theolog und Philolog zugleich, legitimirte er sich durch zwei Gelegenheitsschriften, beide auf die Erklärung des Hiob gerichtet: „Dissertatio philologico-exegetica in Jobi cap. XXVI, 5–14“ (1800) und „Observationes philologico-criticae in Jobi cap. XXXIV, 19–25“ (1802). Anfangs für die akademische Laufbahn entschieden, trat er doch 1803 als Tertius in das Lyceum in Chemnitz ein, das er aus tiefem Verfalle aufzurichten begann, und bereits im nächsten Jahre wurde er Conrector am Lyceum in Annaberg, dem er, namentlich als er 1809 Rector geworden war, durch eingreifende Reformen zu helfen suchte. Der Ruf seiner Tüchtigkeit bewirkte, daß ihm zu Ostern 1814 die zweite Professur an der Fürstenschule zu Meißen übertragen wurde, wo er seinen früheren Lehrer König (Bd. XVI S. 504) als Rector fand. Mit diesem wirkte er seitdem in schönster Eintracht zusammen, bis derselbe, durch unerfreuliche Erfahrungen verstimmt, sein Amt niederlegte. In dieses schien nun freilich K. eintreten zu können; aber das Vertrauen der höchsten Behörde gewann er durch die provisorisch ihm übertragene Leitung der Fürstenschule nicht, und als der sodann ernannte kirchlich strengere Nachfolger sich gar nicht bewährt hatte, wurde K. noch einmal zurückgedrängt, erhielt jedoch in dem neuen Rector Baumgarten-Crusius einen Vorgesetzten, mit dem er sich eng befreunden, auch durch Familienbande in beglückende Verbindung treten konnte. Als Lehrer ein entschiedener Vertreter der classischen Studien im Allgemeinen und ein feinsinniger Pfleger der lateinischen Poesie im Besonderen, wandte er als Gelehrter ausdauernden Fleiß dem Studium und der Kritik des Livius zu. Seine bedeutendsten Leistungen beziehen sich auf den großen Pataviner. Nachdem er 1823–27 die Drakenborch-Ernestische Ausgabe in fünf Octavbänden in neuer Bearbeitung, freilich mit zahlreichen Druckfehlern, hatte erscheinen lassen, gab er den ganzen Livius 1828 noch einmal in sechs Duodezbänden heraus. Das 33. Buch des Livius erschien als besonderes Document seines gründlichen Fleißes 1837 und 1839. Seine letzte Arbeit auf diesem Gebiete sind „Annotationes ad T. Livii libros XLI–XLV ex codice Laurishemensi, nunc Vindobonensi, a Sim. Grynaeo editos“ (1849). Daneben hat er auch eine Stereotypausgabe des Cäsar (1826) besorgt und mit Sallust und Vellejus mannigfach sich beschäftigt. Auch seine kleineren Schulschriften sind aus diesen Studien vorzugsweise gekommen. Von seinen lateinischen Gedichten sind viele besonders treffliche, 1832 unter dem Titel „Silvulae Afranae“ vereinigt und der Ertrag hat ihm die Möglichkeit zu einer Stiftung für St. Afra gegeben. Sein äußeres Leben ging still dahin. Ein Höhepunkt desselben war das Jubelfest der Fürstenschule im J. 1843, bei welchem er des Camerarius „Narratio de Helio Eobano Hesso neu herausgab. Im folgenden Jahre erhielt er das Verdienstkreuz des königl. sächs. Civilverdienstordens. Der 1845 eintretende neue Rector Fr. Franke ward sein Freund. Daß die pädagogischen Reformbestrebungen von 1848 nicht nach seinem Sinne waren, versteht sich, und so blickte er wol auch [158] auf die sehr lebhaften Verhandlungen, welche noch vor dem Ablauf jenes unruhvollen Jahres in St. Afra stattfanden, ohne rechte Theilnahme. Aber in demselben Jahre hatte er doch auch sein Magisterjubiläum gefeiert. Drei Jahre nachher trat er in den Ruhestand. Die Kreise, in denen er stand, kannten und ehrten ihn als Mann treuer Gewissenhaftigkeir und untrüglicher Geradheit; seine Ordnungsliebe ging bis ins Peinliche; seine Heftigkeit konnte auch sehr derb sich äußern; aber sein biederes Wesen versöhnte leicht.

Friedrich und Kreyßig (sein Sohn), Leben von J. G. Kreyßig (Meißen 1854). Flathe, St. Afra (Leipzig 1879).