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ADB:Kurr, Johann Gottlob von

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Artikel „Kurr, Johann Gottlob v.“ von Wilhelm von Gümbel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 17 (1883), S. 416–417, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Kurr,_Johann_Gottlob_von&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 11:09 Uhr UTC)
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Kurr: Johann Gottlob v. K. Oberstudienrath und Professor in Stuttgart, wurde am 15. Jan. 1798 zu Sulzbach an der Murr geboren. K. besuchte zuerst die Dorfschule, später zwei Jahre lang die Lateinschule zu Besigheim, um so vorbereitet bei seinem Onkel Epting in Calw als Apothekergehülfe in die Lehre zu treten, wo er mit großem Eifer sich auch botanischen Studien widmete. Nachdem er in verschiedenen Apotheken Dienste geleistet, trat er 1828 dem naturhistorischen Reiseverein näher und besuchte in dessen Auftrag im Sommer 1828 [417] Norwegen, von wo er mit reicher Ausbeute an Pflanzen und Mineralien zurückkehrte. Dem Drange nach höherer Bildung folgend, entschloß K. sich hierauf zu weiteren Universitätsstudien, um sich der Medicin zu widmen. Auf der Universität Tübingen erwarb er sich durch die Lösung der Preisaufgabe über die Bedeutung der Nektarien in den Blumen eine öffentliche Belobung und erlangte 1832 die Doctorwürde in Medicin und Chirurgie. Nach Stuttgart als Lehrer der Naturgeschichte an die dortige Gewerbeschule 1832 berufen, wurde er 1838 zum Professor an diesem Institut ernannt und mit der Vorstandschaft dieser 1841 zur polytechnischen Schule erhobenen Lehranstalt betraut. Auch übte er bis 1850 neben seinem Lehrberuf die ärztliche Praxis aus und befaßte sich außerdem vielfach mit botanischen, mineralogischen und geognostischen Studien, zu welchem Zwecke er zahlreiche kleinere und größere Reisen und Ausflüge machte. Vor Allem war es die schwäbische Alb, in welcher er zum Theil in Gemeinschaft mit v. Buch, Schübler u. A. erfolgreiche Untersuchungen ausführte. Auch durchforschte er viele Gegenden Deutschlands und besuchte die Umgegend von Paris, den Schweizer Jura, die Alpen, das Albanergebirge, Somma, den Vesuv während eines großartigen Ausbruch desselben und 1849 England. Hierbei fand er reichlich Gelegenheit, mit zahlreichen Fachgenossen in persönlichen Verkehr zu treten und aus allen Zweigen der Naturwissenschaften Gegenstände zusammen zu bringen, theils um die Sammlung des Polytechnikums, theils seine eigene großartige Naturaliensammlung zu vermehren. Zudem war K. auch nach anderen Richtungen thätig, als Mitglied vieler wissenschaftlicher Vereine und Commissionen, als Mitbegründer und eifriges Mitglied des Vereins für vaterländische Naturkunde in Württemberg und seit 1844 als Conservator der geognostisch-paläontologischen Sammlung. K. begann seine wissenschaftlichen Publicationen mit der Verfassung des Textes zu Mann’s Arzneipflanzen und Deutschlands wichtigsten Giftpflanzen (1829–33). Seine „Grundzüge der ökonomisch-technischen Mineralogie“ erschienen 1835 und wurden zweimal neu aufgelegt, 1843 und 1851. In einem Schulprogramm lieferte er 1846 Beiträge zur fossilen Flora der Juraformation Württembergs. Am bekanntesten ist sein Werk: „Das Mineralreich in Bildern“ mit 22 colorirten Tafeln, in welchem K. den kühnen Versuch wagte, die Mineralien in ihren natürlichen Farben darzustellen. Das Buch erlebte mehrere Auflagen und wurde ins Englische und Französische übersetzt, obwol es einen eigentlichen wissenschaftlichen Werth nicht beanspruchen kann. Es ist für Dilettanten bestimmt. Auch bearbeitete K. zu Vollrath-Hoffmann’s bekannten Werken die naturwissenschaftlichen Abschnitte. Von Jussieu’s Botanik und Beudant’s Mineralogie und Geologie lieferte K. 1848 Uebersetzungen. Dazu kommen zahlreiche Abhandlungen und Aufsätze in den Jahresheften des württembergischen Vereins für Naturwissenschaften, in Balz’: Beschäftigung für die Jugend, in Dr. v. Barth’s Jugendblättern, in der Beschreibung des Königr. Württemberg (Schilderung der naturhistorischen Verhältnisse von 20 Oberämtern), welche von Kurr’s umfassender und mittheilsamer, aber minder tiefgehender und strengwissenschaftlicher Thätigkeit Zeugniß ablegen. Von zahlreichen wissenschaftlichen Vereinen des Auslandes war K. theils Ehren-, theils correspondirendes Mitglied. Sein König Wilhelm zeichnete ihn schon 1853 durch die Verleihung des Kronenordens und persönlichen Adels, sowie 1857 beim Rücktritt von der Vorstandschaft am Polytechnikum durch die Verleihung des Ranges und Titels eines Oberstudienrathes aus. Ein langjähriges Lungenleiden setzte am 9. Mai 1870 seinem Leben ein Ende.

Poggendorff, Biogr., I. 1333. Württemb. naturw. Jahreshefte, 1871, 134.