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ADB:Laet

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Artikel „Laet“ von Jakob Franck in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 17 (1883), S. 510–511, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Laet&oldid=- (Version vom 23. November 2024, 04:11 Uhr UTC)
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Band 17 (1883), S. 510–511 (Quelle).
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Laet: niederländische Familie von Astrologen und Kalenderschreibern, im 15. und 16. Jahrhundert. Die Kalender oder Almanache (Prognostica) mit ihren bald auftauchenden Prophezeiungen über Wind und Wetter, politische Ereignisse, die Constellation der Gestirne und deren directen Einfluß auf das Leben der Menschen etc. gehörten in Niederdeutschland sogut als in Oberdeutschland zu den ersten Erzeugnissen der xylographischen und typographischen Kunst. Der schöne 1439 vollendete Kalender des Johann von Gamundia (nicht aus Gmünden in Oesterreich, sondern aus Schwäbisch-Gmünd) ist eines der hervorragendsten Produkte der Holzschneidekunst, Gutenberg druckte schon (Aretin, Die frühesten Folgen d. Erf. d. Buchdr., 1808, 4) 1455 einen Kalender, einen zweiten 1457 (Fischer, Notice du premier monum. typogr., 1804, 4) und man schreibt ihm (das. 69–78) noch einen dritten für das Jahr 1460 zu. Zu den Verfassern solcher Kalender im 15. Jahrhundert zählt auch Johannes L., der Stammvater einer zahlreichen Sterndeuterfamilie, über dessen äußeres Leben man zwar fast nichts weiß, doch wenigstens das, daß er zu Borchloen, der Hauptstadt der Grafschaft Looz, eines Theiles des lütticher Landes, geboren war und ziemlich lange zu Löwen sich aufgehalten hat. Bekanntlich wurden zu jener Zeit Medicin, Astronomie und Sterndeuterei als fast unzertrennliche Wissenschaften angesehen und auch L. betrieb sie, wie sein späterer Zunftgenosse M. Laensbergh (s. o.), alle drei und vererbte sein Prophetenthum, ein Handwerk, das, weil es auf die Leichtgläubigkeit der Menge speculirte, immerhin nicht uneinträglich war, sogar auf Kind und Kindeskinder. Seine ersten Kalender erschienen bereits im J. 1477 und 78 und sind, wie alle späteren, seinem Landesherrn, dem Fürstbischof Ludwig von Bourbon, dedicirt, dem er auch, wie er in dem letzten sagt, schon früher ein anderes bis jetzt unbekanntes Werk gewidmet hatte. Der erste, nur noch in einem einzigen Exemplare erhaltene Kalender führt den Titel: „Pronosticatio anni praesentis LXXVII. per Joannem Laet de Borchloen … Impressa Parisii … per Richardum blandin et guillermum freuier …“ 4. und darf als der erste niederländische Almanach angesehen werden, um so mehr, als er sehr wahrscheinlich der Wiederdruck einer zu Löwen oder Antwerpen erschienenen und jetzt verlorenen Ausgabe ist. Der erste in vlämischer Sprache aber gedruckte Kalender datirt aus dem Jahre 1481, von welchem jedoch nur wenige Blätter sich erhalten haben; er ist betitelt: „Pronosticatie Johannis Laet, des jaers LXXXI“ und trägt die Unterschrift: „Hier zijn pronosticaten Johannis Laet, van Borchloen, vutghegeven des iaers LXXXI. Gheprendt Taudernaerde“ mit der Marke des Buchdruckers Arnold de Keysere (Bd. III. 688). Um das Jahr 1487 legte Johannes L. in einem sehr vorgerückten Alter das Wahrsagerhandwerk nieder. Uebrigens ist die Mehrzahl der Produktionen des Stammvaters, weil Volkslitteratur, ohne Zweifel verloren gegangen, aber nach Sanderus hinterließ er eine große Zahl von Manuscripten, von deren einem die königl. Bibliothek zu Brüssel im Besitze ist. Nun übernahm sein Sohn Kaspar (Jaspar) L., der ältere das Geschäft und setzte es mit ebenso vielem Glück bis 1523 fort, wo sein letzter Almanach erschien, sei es, um auf seinen Lorbeeren auszuruhen oder weil er um diese Zeit starb. Gleichfalls zu Borchloen geboren, debütirte er 1488 mit: „Pronosticatie van Jaspar Laet …“, aber auch hiervon ist nur ein Fragment auf unsere Zeit gekommen, das aber insofern Interesse hat, als der Verfasser in demselben auf seinen Vater Bezug nimmt. Der Kalender ist dem Bischofe von Lüttich, Johannes v. Horne, gewidmet und L. sagt u. a., sein Vater Joh. L. habe seit langen Jahren Vorhersagungen publicirt und zwar auf Verlangen mehrerer großer Herren. Diese Prophezeiungen hätten dargethan, daß er stets die Wahrheit gesagt habe, denn die Ereignisse seien pünktlich so eingetroffen, wie er sie vorausgesagt. Weil nun [511] aber sein Vater alt geworden, habe er selbst, den sein Vater in dieser Kunst unterrichtet, sich der Mühe unterzogen, dem Verlangen verschiedener großer und mächtiger Herren zu genügen und unternehme es auf Grund der Wissenschaft der Astronomie, die Ereignisse für das Jahr 1488 vorauszusagen, sowol gute als böse, z. B. was Theuerung, Krieg und Pest anbelange. Wie sein Vater, erfreute auch er sich einer großen Berühmtheit und aus seinem Kalender für das Jahr 1503 geht hervor, daß er sogar mit dem König von Schottland (Jakob V.) in Briefwechsel stand. Sein Nachfolger war sein Sohn Kaspar (Jaspar) L. der jüngere, von 1524–59, dessen äußeres Leben nicht ganz so unbekannt ist, als das seines Vaters und Großvaters. Zwar, seine Heimath scheint nicht die seiner Vorgänger gewesen zu sein, weil er sich nicht mehr „van Borcheloen“ nennt, eher ist sie Antwerpen, in welcher Stadt sein Vater einen großen Theil seines Lebens zugebracht hatte, aber man weiß, daß er anfänglich die mathematischen Wissenschaften und später Medicin auf der Universität Löwen studirte, wo er 25. Mai 1512 auch doctorirte. Seine erste Schrift ließ er unter dem Titel erscheinen: „Almanach en prognosticatie voor ’t jaer M.CCCCC.XXIV, Jaspaer Laet de jonghe, in medicinen doctoer. Gheprint t’ Antwerpen in die rape, bi mi Michiel Hillen van Hoogstraten“, Fol. Auf ihn folgte Alfons L., den man als einen Sohn des vorigen betrachtet und der seine Prognosticationen von 1551–57 ausgehen ließ. Ein Johann L., Buchdrucker zu Antwerpen im 16. Jahrhundert, sowie Johann v. L., Philolog und Historiker, † 1649 (vgl. Biographie Univers. T. XXXIII, p. 106–108) entstammen sehr wahrscheinlich gleichfalls dieser Prophetenfamilie.

Les plus anciens calendriers et almanaches belges imprimés: Le Bulletin du Bibliophile belge 1857, 209–20 et 1858, 12–16. Panzer, Ann. II. 346. Hain, Rep. III. 228.