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ADB:Langsdorff, Karl Christian von

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Artikel „Langsdorf, Karl Christian von“ von Siegmund Günther in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 17 (1883), S. 691–692, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Langsdorff,_Karl_Christian_von&oldid=- (Version vom 24. November 2024, 19:14 Uhr UTC)
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Langsdorf: Karl Christian v. L., Mathematiker und Technolog, geb. den 18. Mai 1757 in Nauheim, † den 10. Juni 1834 in Heidelberg, Sohn eines Salinenarchivars. Die Erinnerungen der Jugend waren für ihn ebenso maßgebend wie für seinen älteren Bruder Joh. Wilhelm (s. o.), der sich auf dem Gebiete der Salzwerkskunde einen Namen machte; denn nachdem er das Gymnasium zu Idstein absolvirt und von 1774–76 in Göttingen, 1776–77 in Gießen studirt hatte, sehen wir ihn ebenfalls in Nidda sich dem Studium der Salinen widmen. Ebenso prakticirte er kurze Zeit in Salzhausen. Die akademische Laufbahn, welche er als Privatdocent in Gießen betrat, vermochte ihn nicht lange zu fesseln, vielmehr trat er bald als Gerichts- und Verwaltungsbeamter in eine praktische Carrière ein und war zuerst als Landrichter in Mühlheim a. d. R., sodann als Salineninspector zu Gerabronn im württembergischen Franken (damals zur Markgrafschaft Ansbach gehörig) thätig. Von 1796–1804 wirkte er als Professor der Maschinenkunde in Erlangen, wo er sich entschiedene Verdienste um die Verbesserung des technologischen Cabinets erwarb. In Wilna, wohin er von Erlangen berufen wurde, lehrte L. Mathematik und Technologie, doch verblieb er daselbst nur zwei Jahre und ging 1806, mit dem russischen Adelsprädikate versehen, als Ordinarius nach Heidelberg. Diese Berufung scheint nicht ohne Schwierigkeit vor sich gegangen zu sein, und in der That war Langsdorf’s Concurrent, Bürmann, ein weit besserer Mathematiker, vom theoretischen Standpunkt aus betrachtet. Als Technologe ausgezeichnet, ließ es Ersterer, sobald es sich um die Anwendung der Mathematik auf praktische Fragen handelte, häufig an der erforderlichen Strenge fehlen und selbst sein bestes, nach vielen Richtungen neue Wege eröffnendes Werk, das „Lehrbuch der Hydraulik“, leidet unter diesem Gebrechen. Dagegen sind seine zahlreichen Schriften über Salinenwesen, besonders das fünfbändige Handbuch „Vollständige auf Theorie und Erfahrung gegründete Anleitung zur Salzwerkskunde“ (Altenburg 1784–96) sehr verdienstlich zu nennen. Als jene beiden mathematischen Leistungen Langsdorf’s, welche zu seinen besten zählen und auch heute noch der Berücksichtigung werth erscheinen, seien noch die „Erläuterung der Kaestner’schen Analysis endlicher Größen“ (Mannheim 1776–1778) und die „Grundlehren der Photometrie“ (Erlangen 1803–1805) genannt. Die Philosophie der Mathematik war dagegen des in erster Linie praktisch angelegten Mannes starke Seite nicht: wären z. B. die in dem Universitätsprogramm „Ueber die Unstatthaftigkeit des Principes der unendlichen Theilbarkeit“ (Erlangen 1804) niedergelegten Grundsätze allgemein adoptirt worden, so wäre allerdings der gordische Knoten der höheren Analysis gelöst gewesen, aber doch wol in etwas [692] gar zu bequemer Weise. Von Jugend auf sann L. mit Vorliebe über religiöse Fragen nach; auch litterarisch bethätigte er seine Vorliebe hierfür („Gott und Natur, Religion Christi und Religion der Christenheit“, 1828. „Einfache Darstellung des Lebens Jesu“, 1831), und seine Biographen Paulus und v. Reichlin-Meldegg rühmen ihm nach, daß er mit Ernst und Eifer nach Klarheit über die theologischen Principien gestrebt habe, mochten auch die Ergebnisse seines Forschens von den staatlich anerkannten Bekenntnissen nicht unerheblich abweichen.

Meusel, Gelehrtes Teutschland, 4. Bd. – Voigt, Neuer Nekrolog der Deutschen, 10. Bd., S. 461.