ADB:Latomus, Bernhard
*): Bernhard L., eigentlich Steinmetz, ist in Wismar geboren, wo sein Vater, Heinrich L., 1560–66 als Prediger vorkommt. Er wurde 1594 in Rostock Magister artium, und bald darauf Conrector scholae in Neubrandenburg, 1595–1600 war er dort Rector, 1600–1604 hatte er das Rectorat in Flensburg, kehrte aber 1604 in seine alte Stelle nach Neubrandenburg zurück bis 1613; am 13. März dieses Jahres wurde er als Schulrector in Parchim eingeführt, starb aber schon im August d. J. Er hat sich als Schulmann durch mehrere Schriften bekannt gemacht: „De numeris bene supputandis“ und eine „Grammatica latina“. Die historischen Studien des Neubrandenburger Bürgermeisters Tetze, der eine Registratur über die Urkunden und aus den alten Acten der Stadt zusammenstellte, brachten ihn 1604 nach seiner Rückkehr zum Entschlusse, eine mecklenburgische urkundliche Geschichte, natürlich nach dem Geschmacke der Zeit, zu verfassen. Er wandte sich deshalb an die beiden Herzoge Adolf Friedrich und Johann Albrecht II., welche ihm aus den Archiven das urkundliche Material, anscheinend auch Ernst v. Kirchberg’s Reimchronik, zur Verfügung stellen ließen, nach denen er sein großes, erst 1745 von v. Westphalen herausgegebenes „Genealochronicon Mecklenburgicum“ bis 1611 in 7 Jahren fertig stellte. Nebenher schrieb er ein „Chronicon Episcoporum Suerinensium“, ebenfalls erst 1745 gedruckt, und eine ungedruckt gebliebene „Chronologia mundi“. Noch am 31. August 1610 machten die Herzoge bekannt, daß L. damit umgehe, ein Universalchronicon Mecklenburgicum zu schreiben, worin er auch die Herkunft und die Wappen des mecklenburgischen Adels darstellen wolle; letzteres wol nach dem Vorbilde des Eilhard Lubinus auf seiner Karte von Pommern. Der Adel wurde aufgefordert, Nachrichten dazu beizutragen. Ohnfraglich sollte das der Abschluß des Genealochronicon werden. Es erwuchsen daraus drei Bücher der Stammlinien des mecklenburgischen Adels, 1) des mecklenburgischen, 2) des wendischen, 3) des stargardischen Kreises. Die beiden ersten sind nicht gedruckt bis auf die von v. Westphalen herausgegebenen „Origines Plessiacae Megapolitanae“; das dritte Buch aber gaben seine Erben 1619 in „Altenstettin“ heraus, nach einer schlechten Handschrift, voller Druckfehler. Danach ist es 1881 ohne alle Correctur, aber um eine stattliche Zahl neuer Fehler vermehrt, in Neubrandenburg wieder abgedruckt. Latomus’ Bedeutung beruht auf dem Versuch, nach Urkunden Geschichte zu schreiben, von historischer Kritik aber weiß er nichts. Seine Zeitgenossen staunten über sein griechisches, lateinisches, arithmetisches und astronomisches Wissen, Petrus Bambanius feierte dieses in einer Anzahl Gedichten in seinem „Alcaeus“, Rostock 1608.
Latomus- v. Westphalen, Mon. inedit. III u. IV (hier praef. p. 194 f.). – Krey, Beitr. zur Mecklenb. Kirchen- und Gelehrtengesch. I. 144, II. 122. – Franz Boll, Chronik der Vorderstadt Neubrandenburg (1875), S. 84 f.
*) Zu Bd. XVIII, S. 14. Der Name war leider seines Ortes übersehen worden.