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ADB:Lubinus, Eilhard

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Artikel „Lubinus, Eilhardus“ von August Mutzenbecher in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 19 (1884), S. 331, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Lubinus,_Eilhard&oldid=- (Version vom 14. Dezember 2024, 10:18 Uhr UTC)
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Lubinus: Eilhardus L. (Eilert Lübben)[1], geb. am 24. März 1565, war der Sohn des Pastors Friedrich Lübben zu Westerstade im Herzogth. Oldenburg, studirte, durch ein Stipendium des Grafen Johann XVI. von Oldenburg unterstützt, von 1588–94 auf den Universitäten zu Leipzig, Köln, Helmstädt, Straßburg, Jena, Marburg und Rostock, wurde 1595 Professor der Dichtkunst in Rostock, 1605 Professor und Doctor der Theologie und Consistorialassessor daselbst und starb dort am 2. Juni 1621. L. gehörte zu den bekanntesten Gelehrten seiner Zeit; J. A. Fabricius sagt von ihm: „Orator, poeta et mathematicus insignis, discentium studiosissimus, in rebus inveniendis acer, in memorandis firmus et expeditus, in judicandis acutus, in academiae dignitate tuenda magnanimus, in dicenda veritate intrepidus, vir vere aristocraticus, lectionibus, disputationibus scriptisque suis adeo ornavit lyceum Rostochiense, ut prae aliis eo tempore aestimaretur“. Von seinen Schriften haben vorzugsweise die philologischen seinen Ruf begründet. Sein „Antiquarius“ ist die erste Zusammenstellung obsoleter lateinischer Wörter; seine „Clavis graecae linguae“ fand solchen Beifall, daß sie 11 Auflagen erlebte; seine Ausgabe und Paraphrase des Horaz stand gleichfalls in hohem Ansehen, und seiner Ausgabe des Anacreon war die erste lateinische Uebersetzung im Metrum des Originals beigegeben. Unter den theologischen und philosophischen Arbeiten ist nur etwa noch zu erwähnen sein „Phosphorus sive de prima causa et natura mali tractatus hypermetaphysicus, in quo multorum gravissimae et dubitationes tolluntur et errores deteguntur“, eine Schrift, welche gegen den Verfasser den Verdacht des Crypto-Calvinismus erregte. L. widerrief im J. 1607 die im Phosphorus ausgesprochenen Grundsätze, raro inter eruditos exemplo, qui errores gravissimos defendere, quam confiteri malunt, wie Reimann bemerkt.[2]

L. W. C. v. Halem in der Oldenb. Zeitschrift, Bd. IV. S. 277.

[Zusätze und Berichtigungen]

  1. S. 331. Z. 15 v. o. Eilhard Lubinus war zugleich ein ausgezeichneter Mathematiker und praktischer Topograph. Im Auftrage der Lübischen Behörden verfertigte er eine Landkarte des Lübischen Gebietes. Von Pommern lieferte er eine kolossale, treffliche Wandkarte, 12 Blätter von je 420 mm Höhe und 548 mm Breite; die leeren Flächen füllen gute Städtebilder, Städteverzeichniß, Fischverzeichniß, Geschichtsabriß, Wappen aller Adelsfamilien, Stammbaum der Pommerherzoge und die Bilder der lebenden Fürsten. Danach ist die Karte vor 1618 erschienen. Auch das Bild Eilhard’s mit Zirkel etc. steht darauf. Das Manuscript einer wichtigen „Geographischen Beschreibung des Pommerlandes“ besitzt die Bibliothek der vaterländischen Gesellschaft in Stettin. Eine Rostocker Chronik nennt ihn einen „erfahrenen Mann in Beschreibung der Landtafeln“. Docent wurde er 1595, Professor der Dichtkunst 1596, Professor der Theologie 1604, Dr. theol. 1605. Er starb während des Rectorats der Universität. Auch Krabbe, der seine theologische Stellung des weiteren würdigt und die Quellen angibt, kennt jene wichtige Seite von Lubinus’ Thätigkeit nicht. Vgl. Krabbe, „Aus dem kirchlichen u. wissenschaftl. Leben Rostocks. Zur Gesch. Wallensteins und des dreißigjähr. Krieges“, S. 285 ff. Ztschr. f. Lübeck. Gesch. und Alterth. 2, S. 13. F. W. Paul Lehmann in Ztschr. der Ges. für Erdkunde zu Berlin, 19. Bd., 4. 5. Heft, S. 332 ff. Wöchentl. Rostock. Nachr. u. Anz. 1841, S. 390. – L. wird auch Eigarhus, Lublinus und Lubing genannt. [Bd. 20, S. 747]
  2. S. 331. Z. 13 v. u.: Auf Befehl und auf Kosten der Herzoge Philipp II. und Philipp Julius von Pommern verfertigte Lubinus auf Grund eigener Vermessungen eine große Karte von Pommern. Nach sehr umfangreichen Vorarbeiten (Friedeborn gedenkt Lubin’s pommerscher chorographischer Tabellen) begab er sich am 19. August 1612 von Stettin aus auf die Reise und kehrte am 13. October wieder dahin zurück, nachdem er nach dem noch vorhandenen Tagebuch seines Reisegefährten 5907 loca vermessen hatte. Die Karte selbst, auf 12 Kupferplatten in Royalfolio von Nicolaus Geilkerckius gestochen, ist reichlich 4 Fuß hoch und 7 Fuß breit, bildete lange Zeit die Grundlage späterer Karten des Landes und wird immer dauernden Werth behalten durch das auf derselben angebrachte Beiwerk. Dasselbe besteht zunächst aus einem Stammbaum der pommerschen Herzoge und den Bildnissen von fünf derselben: Herzog Philipp II., Philipp Julius, Ulrich, Franz und Bogislav XIV., nebst dem pommerschen Wappen. Darunter kommt eine lateinische Beschreibung des Landes, ein Verzeichniß seiner Städte sowie ein anderes sämmtlicher in pommerschen Gewässern lebender Fische. Das Werthvollste aber ist die doppelte Randeinfassung der Karte, welche die Wappen von 353 namentlich benannten pommerschen Adelsgeschlechtern und die Ansichten von 49 pommerschen Städten, Klöstern und Städten enthält. Die Karte war 130 Jahr nach ihrem Entstehen so selten geworden, daß kaum noch Exemplare davon existirten, als J. C. C. Oelrichs 1757 die Kupferplatten wieder entdeckte und an sich brachte. Von da werden die jetzt vorhandenen verhältnißmäßig gut erhaltenen Exemplare stammen.
    Joh. Carl Conr. Oelrichs, Histor.-geogr. Nachricht von Pommern etc., insbes. Gesch. u. Beschreibung der Lubinischen Land Charte von Pommern. [Bd. 21, S. 796]