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ADB:Leopold V.

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Artikel „Leopold V. (VI.), Herzog von Oesterreich“ von Heinrich Ritter von Zeißberg in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 18 (1883), S. 385–388, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Leopold_V.&oldid=- (Version vom 24. November 2024, 06:59 Uhr UTC)
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Leopold V. (VI.), Herzog von Oesterreich (1177–94), Sohn Herzog Heinrichs (II.) Jasomirgott, wurde 1157 geboren, zu Pfingsten des J. 1174 gleich seinem Bruder Heinrich mit dem Schwerte umgürtet und mit Helena, der Schwester König Bela’s III. von Ungarn vermählt. 1176 nahm er mit seinem Bruder an den Kämpfen gegen Böhmen Theil, 1177 folgte er seinem Vater in der Regierung Oesterreichs, und begab sich nach Italien, um sich, obgleich schon bei Lebzeiten des Vaters (1174) zu Regensburg vom Kaiser belehnt, zu Candelare (24. Februar) die Belehnung erneuern zu lassen. An dem damals entbrannten Kampfe zwischen den Premysliden Friedrich und Sobieslav II. nahm L. für den ersteren Theil und erlangte dafür die Beilegung eines langwierigen Grenzstreites mit Böhmen, den der Kaiser (1179) zu Eger entschied. 1181 wohnte er dem Reichstage zu Erfurt bei, wo sein Sohn Friedrich mit Oesterreich belehnt wurde. Im Januar oder Februar 1182 brach L. mit dem Abte Ulrich III. von Göttweig nach dem hl. Lande auf. Er zog über Ungarn und [386] Constantinopel und wurde von dem Könige Bela von Ungarn und dem Kaiser Alexius ehrenvoll behandelt. Abt Ulrich starb bei Akkon, während der Herzog zu Weihnachten desselben Jahres mit einem Stücke des hl. Kreuzes und einem goldenen geweihten Becher (aus Ulrichs Vermächtniß) über Apulien heimkehrte. Bald darnach begannen die wichtigen Verhandlungen Leopolds mit seinem Verwandten, dem unheilbar erkrankten und kinderlosen Traungauer Ottokar VIII., dem ersten Herzoge von Steiermark, welche zur Erwerbung dieses Landes durch die Babenberger führten. Wir sind über dieselben leider nicht näher unterrichtet. Jedenfalls müssen nach zwei Richtungen hin Verhandlungen stattgefunden haben, zwischen den Herzogen selbst und zwischen diesen und dem Kaiser, abgesehen davon, daß auch die Ministerialen der Steiermark ein Wort mitzusprechen hatten. Die ursprüngliche Absicht Ottokars ging dahin, sein Land an Herzog L. zu verkaufen. Später kam man jedoch davon ab. Wir treffen Herzog L. auf dem glänzenden Hoftage zu Mainz (1184). Er erscheint hier als Zeuge in einem Schutzbriefe des Kaisers für das steierische Kloster Admont. Dies und die gleichzeitige Anwesenheit zweier steierischer Ministerialen in Mainz, von denen der eine Leutwin von Sonnberg sich auch unter jenen Männern befand, welche der Herzog Ottokar (unbekannt, wann) zu einer Besprechung nach Fischau einlud, als er damit umging, wegen seines Landes mit L. zu verhandeln, dürfte nicht ein zufälliges Zusammentreffen sein. Auch im Mai 1185 treffen wir Herzog L. zu Mailand und Crema im Lager des Kaisers. 1186 endlich stellte Ottokar die berühmte St. Georgenberger Urkunde aus, in welcher er den Herzog L. und dessen Sohn Friedrich zu Erben seines Landes einsetzte und zugleich bestimmte, daß die beiden Herzogthümer Oesterreich und Steiermark immer unter einem Herrscher vereint bleiben sollten, jedoch unter Wahrung der Rechte und Freiheiten der steierischen Landesangehörigen. 1187 erhielt L. in Regensburg die Belehnung mit Steiermark durch den Kaiser. Doch gelangte L. nicht ohne Kampf in den Besitz der schönen Erwerbung. Es entstanden Grenzstreitigkeiten mit König Bela III. von Ungarn, welche den Herzog L. trotz des eindringlichen Schreibens, das der Vorsteher der Hospitaliter in Jerusalem Hermenger an ihn gerichtet hatte und nachdem der Kaiser jenen Zwist vergeblich beizulegen versucht hatte, hinderten, dem Zuge seines Herzens zu folgen und sich dem großen Kreuzheere (1189) anzuschließen. Doch wird er unter denjenigen Fürsten genannt, welche sich zu Nürnberg den griechischen Gesandten für die Lauterkeit der Absichten des Kaisers verbürgten. Auch bereitete er in Wien dem Kaiser und dem Kreuzheere die gastlichste Aufnahme und widmete eine bedeutende Geldsumme für das Unternehmen. Er beobachtete aus der Ferne den Verlauf des Kreuzzuges mit der größten Spannung. Von Philippopel richtete Bischof Diepold von Passau ein Schreiben an ihn über die bisherigen Ergebnisse der Kreuzfahrt und bald darauf langte ein Schreiben vom Kaiser aus Adrianopel an, worin der Herzog angegangen wird, Briefe an den Papst zu befördern, indem Friedrich überzeugt ist, „daß kein anderer Mann tauglicher ist, als der Herzog, einen derartigen Auftrag auszuführen“. Als aber die Kunde von dem Ableben des Kaisers eintraf und neue Schaaren sich zum Zuge rüsteten, nahm auch L. das Kreuz und obgleich König Heinrich VI. zu seinem ersten Zuge nach Italien die Reichsvasallen und vorzüglich auch unsern Herzog aufbot, zog es L. doch vor, „lieber dem ewigen als dem zeitlichen Könige seine Dienste anzubieten“. Am 15. Aug. 1190 brach er von Wien mit einem ziemlich zahlreichen Gefolge – darunter seinem Bruder Heinrich I. von Medling – nach Venedig auf. Auf der Ueberfahrt nöthigten ihn die Herbststürme, in Zara zu landen und daselbst zu überwintern. Hier sammelten sich auch andere Kreuzfahrer, die dasselbe Loos getroffen hatte. Mit diesen segelte L. im nächsten Frühjahr nach Palästina [387] hinüber. Hier soll er sich in einem Gefecht bei Sidon ausgezeichnet haben und nahm er an den letzten Entscheidungskämpfen bei der Belagerung von Akkon Theil. Hierbei zerfiel er mit König Richard Löwenherz, der ihn mehrfach beleidigte und das herzogliche Banner schmählich beschimpfte. Wahrscheinlich verließ in Folge dessen L. bald darnach das hl. Land. Am 10. Januar 1192 treffen wir ihn bei Kaiser Heinrich zu Regensburg, wo er vermuthlich über König Richard Klage führte, dem er nicht nur wegen jener persönlichen Beleidigung zürnte, sondern auch wegen der Gefangennehmung seines Verwandten, des Kaisers Isaak von Cypern, und wegen der Ermordung des ihm ebenfalls verwandten Markgrafen von Montferrat[WS 1], einer That, deren Anstiftung man Richard vielfach beschuldigte. Am 9. Mai 1192 starb Herzog Ottokar von Steiermark; schon am 24. Mai empfingen L. und sein Sohn Friedrich zu Worms die kaiserliche Belehnung mit diesem Herzogthum. Den Rest des Jahres füllte eine erbitterte Fehde des Herzogs mit den Grafen von Ortenburg aus, wobei besonders das Kloster Osterhofen durch ihn Schaden litt. Zu Ende des Jahres nahm er den englischen König Richard, der auf der Heimkehr vom Kreuzzuge bei Aquileja Schiffbruch gelitten hatte, sich als Kaufmann verkleidet durch das österreichische Gebiet schleichen wollte, aber unfern Wien erkannt wurde, als Reichsfeind gefangen, ließ ihn auf Dürenstein an der Donau in strenge doch ehrenvolle Haft bringen, und lieferte ihn endlich (1193) auf Grund des Würzburger Vertrages gegen die Hälfte des Lösegeldes von 100,000 Mark Silber, welches der Kaiser verlangte, zu Speyer an diesen aus. Jene 50,000 Mark Silber wurden als Ausstattung für Richards Nichte Eleonore bestimmt, die einem von Leopolds Söhnen zur Ehe gegeben werden sollte. Auch mußte König Richard geloben, daß er den Kaiser von Cypern und dessen Tochter an Herzog L. ausliefern werde und für die Erfüllung des Vertrages sich durch Stellung von Geiseln verbürgen. Wol verhängte der Papst über L. und dessen Länder den Bann; doch dieser bestand auf der Erfüllung des Vertrages, als sein plötzlicher Tod dazwischen trat. Bei einem Turnier zu Graz stürzte sein Pferd und er brach den Fuß; der halbe Unterschenkel mußte ihm abgenommen werden, dennoch wurde sein Tod unvermeidlich. Der Pfarrer von Hartberg, Ulrich, war der erste, der ihm geistlichen Beistand leistete. Bald kam auch der Erzbischof von Salzburg, zu welchem man eiligst geschickt hatte. Er fand den Herzog im härenen Mönchskleide, bereit, die Freilassung der Geiseln und Rückzahlung des bereits empfangenen Geldes zu geloben. Erst nach diesen Versprechungen, die auch seinen Nachfolger binden sollten, reichte der Erzbischof dem Büßer das Sacrament. L. starb am 31. Decbr. 1194 und wurde zu Heiligenkreuz begraben. Sterbend ordnete er noch an, daß ihm sein älterer Sohn Friedrich in Oesterreich, sein jüngerer Leopold in Steiermark folgen sollte, ohne daß ersichtlich ist, was ihn zu dieser Verfügung bestimmte, die mit der oben erwähnten Georgenberger Urkunde in Widerspruch stand und anfänglich auch nicht in Leopolds Absicht gelegen zu haben scheint.

Die Urkunden verzeichnet bei Meiller, Regesten zur Geschichte der Babenberger; die verschiedenen österr. Annalen, besonders die Zwetler und Ansbert; Hülfsschriften: über die Erwerbung der Steiermark: Zahn in dem Jahresber. des steiermärk. Landesarchivs, 1876. Krones, Vorarbeiten zur Quellenkunde des Landtagswes. der Steiermark in Beitr. z. K. steir. Geschq. Bd. II; über das Zerwürfniß mit Richard Löwenherz: Albert Jäger, Ueber die Gründe der Gefangennehmung d. Königs Richard von England durch d. Herzog Leopold VI. von Oesterreich. Oesterr. Gymnas.ztschr., VII. Jahrg. 1856 (welcher annimmt, daß nie ein Zerwürfniß stattgefunden habe, daß L. lediglich aus Gefälligkeit für den Kaiser, um den Preis des Herzogthums Steiermark Richard [388] gefangen genommen und ausgeliefert habe). S. dagegen alle folgenden Schriften: C. Lohmeyer, De Richardo I. Angliae rege cum in Sicilia commorante, tum in Germania detento. Regimonti 1857. P. Wallnöfer, Der Antheil des Babenbergers Leopold V. an dem sogen. dritten Kreuzzuge mit besonderer Berücksichtigung des Verhältnisses, in dem Leopold zu dem englischen Könige Richard stand (Progr. des kath. Staatsgymn. in Teschen, 1861). Th. Toeche, Kaiser Heinrich VI., besonders Beil. 7.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Markgraf Konrad von Montferrat