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ADB:Lepsius, Carl Peter

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Artikel „Lepsius, Karl Peter“ von Franz Xaver von Wegele in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 18 (1883), S. 418–419, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Lepsius,_Carl_Peter&oldid=- (Version vom 3. Dezember 2024, 18:21 Uhr UTC)
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Lepsius: Karl Peter L., geb. am 25. Juni 1775 in dem damals noch kursächsischen Naumburg a. d. S. als der Sohn des im J. 1797 als Oberbürgermeister dieser Stadt verstorbenen Johann August L. Seine erste Ausbildung hat er am Domgymnasium seiner Vaterstadt, das damals unter der Leitung Ilgens stand, erhalten. Im J. 1793, nach vollendeten Gymnasialstudien, begab sich L. zunächst nach Jena, dessen Hochschule zu dieser Zeit gerade ihre höchste Blüthe erreicht hatte, um sich der Rechtswissenschaft zu widmen. Daneben zogen ihn jedoch im besonderen die Vorlesungen von Fichte und dem älteren Reinhold an; der letztere namentlich fesselte ihn und übte auf ihn einen, für sein ganzes übriges Leben nachhaltigen Einfluß aus. Von Jena wandte sich L. nach Leipzig, wo er seine akademischen Studien beendigte; von da nach Naumburg zurück gekehrt, fand er hier in Anerkennung seiner tüchtigen Kenntnisse im Magistratscollegium zuerst als Assessor, später (1810) als Stadtrichter eine Stellung, die ihn nicht verhinderte, nebenbei als Advokat sich nützlich zu machen. Im J. 1812 wurde er von Dresden aus zum Finanzprocurator (fiscalischer Sachwalter) für den thüringischen Kreis ernannt und sah sich so in einen höchst anziehenden Geschäftskreis eingeführt, der Dank den bewegten Zeitverhältnissen seinen uneigennützigen Pflichteifer, aber auch seine nicht gewöhnliche praktische Gewandtheit in hohem Grade in Anspruch nahm. Der Uebergang des Naumburger Gebietes aus der sächsischen in die preußische Landeshoheit, der Lepsius’ politischen Anschauungen nicht widersprach, eröffnete seiner [419] bewährten Geschäftskunde einen noch weiteren Wirkungskreis. Noch im J. 1815 wurde er zum Director des in Naumburg gegründeten Inquisitoriats und bald darauf des Landrathsamts des Naumburger Kreises ernannt. Seine reiche Erfahrung und die erprobte Kenntniß von Stadt und Land ließen ihn zu einem solchen Amte ganz besonders befähigt erscheinen und er hat durch That und Wort das in ihn gesetzte Vertrauen gerechtfertigt. Die gute Meinung seiner Mitbürger besaß L. in so hohem Grade, daß er neben seinen anderen Pflichten eine Reihe von Jahren hindurch (bis 1832) als Bürgermeister das Naumburger Gemeinwesen zu leiten veranlaßt wurde. Im J. 1841 endlich schied er aus dem öffentlichen Dienste und behielt nur noch das seine Neigungen deutlich genug charakterisirende Amt eines Commissärs für die Abiturientenprüfungen an der Landesschule zu Pforta und am Domgymnasium seiner Vaterstadt bei, ein Amt, das ihm so lieb geworden war, daß er es erst ein paar Jahre vor seinem Tode niederlegte. Er starb am 23. April 1853, 78 Jahre alt, und die allgemeine aufrichtige Trauer seiner Mitbürger, welchen die Arbeit seines Lebens in Wort und That gehört hatte, begleitete ihn zur Ruhe. Es gibt aber noch eine andere Seite der Bedeutung dieses Mannes, die seine praktische Wirksamkeit wesentlich ergänzt und das Gedächtniß seines Namens auch in weiteren Kreisen lebendig erhalten wird, nämlich seine schriftstellerische Thätigkeit. Diese hat sich vor allem auf dem Gebiet der naumburgischen Local- und Landes- und der damit zusammenhängenden Kunstgeschichte bewegt und ihn den größten Theil seines Lebens hindurch begleitet und beschäftigt. Sein Schwiegersohn, A. Schulz in Magdeburg, hat von den bez. kleineren Schriften im J. 1854 eine Sammlung in drei Bänden veranstaltet. Lepsius’ Hauptwerk sollte eine urkundliche Geschichte der Bischöfe von Naumburg werden, aber nur der erste, bis zum J. 1304 reichende Band ist vollendet und (1846) veröffentlicht worden; des Verfassers Absicht war, die Arbeit bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts fortzuführen, und es bleibt um so mehr zu bedauern, daß dies nicht geschehen ist, als sich kein Nachfolger in diesem so höchst verdienstlichen Unternehmen bis jetzt hat finden wollen. L. war ein eifriger und geschickter Forscher, der stets zu den echten Quellen zurückging und nicht ohne kritischen Blick war. Die Kenntniß der sächsisch-thüringischen Geschichte ist durch ihn um vieles gefördert worden, nicht zum geringsten aber durch die von ihm veranlaßte Gründung des sächsisch-thüringischen Geschichtsvereines, dessen Sitz zuerst Naumburg war und aus Zweckmäßigkeitsgründen später nach Halle verlegt worden ist. L. hat es zugleich nicht verschmäht, im Bunde mit anderen gleichgesinnten Männern, durch kleine, populär gehaltene Artikel im Naumburger Wochen- und Kreisblatt für die Belehrung seiner Mitbürger über Tages-, Local- und litterarische Interessen aufklärend zu wirken, und dieses wie seine gesammte praktische und theoretische Thätigkeit hat wol veranlaßt, daß man ihn gerne mit Justus Möser verglich, der ihn freilich an Genialität, Ursprünglichkeit, Vielseitigkeit, Witz und unvergleichlichem Humor und ins weitere reichender Wirksamkeit um vieles übertrifft.

Vgl. die Beilage der A. Allgem. Zeitung vom 25. August 1853 und die Biographie im 1. Bd. der von A. Schulz herausgegebenen „Kleinen Schriften“ von K. P. Lepsius.