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ADB:Levezow, Konrad

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Artikel „Levezow, Konrad“ von Karl Ludwig Urlichs in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 18 (1883), S. 504–505, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Levezow,_Konrad&oldid=- (Version vom 4. November 2024, 19:04 Uhr UTC)
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Levezow: Dr. Jakob Andreas Konrad L., geb. in Stettin am 3. September 1770, † in Berlin am 13. October 1835. – Nachdem der talentvolle Jüngling an dem Gymnasium seiner Vaterstadt unter der Leitung des Rectors Walther und seines Vaters, der dort als Prorector angestellt war, seine Studien vollendet hatte, bezog er die Universität Halle, um sich dort der Theologie zu widmen. Aber die vor Allen durch F. A. Wolf glänzend vertretene Philologie zog ihn so mächtig an, daß er sich ihr ganz zuwandte. Nachdem er sodann mehrere Jahre in Pommern als Hauslehrer thätig gewesen war, wurde er auf Grund einer lateinischen Abhandlung „De causis neglecti studii litterarum inprimis philosophiae apud antiquiores Romanos“, 1795, von dem Director des Berlinischen Gymnasiums, Oberconsistorialrath Gedike, in dessen philologisch-pädagogisches Seminar einberufen und nach zweijähriger Beschäftigung als Hülfslehrer am Friedrich-Wilhelms-Gymnasium als ordentlicher Lehrer angestellt. Der vertraute Umgang mit den begabten Künstlern Gilly und Genz verstärkte seine Neigung zur bildenden Kunst; es gelang ihm neben seinem Amte die Professur der Alterthümer an der Akademie der bildenden Künste zu erlangen, 1821 als Aufseher des Kunstcabinets, endlich bei der Gründung des Museums 1828 als Vorstand des Antiquariums angestellt, ausschließlich mit den Berliner antiken Kunstschätzen sich zu beschäftigen. Seine anderen Stellen hatte er aufgegeben. An dem Museum fand er eine lohnende Wirksamkeit, schon 1822 hatte er in Böttiger’s Amalthea ein Verzeichniß der antiken Denkmäler Berlins geliefert, die Erwerbung der ansehnlichen Koller’schen Vasensammlung 1828 selbst vermittelt und auch seine letzte Arbeit galt den Schätzen des Antiquariums. Seine schriftstellerische Thätigkeit als Archäologe begann 1801 mit einer Abhandlung über den Raub des Palladiums auf geschnittenen Steinen und wurde einige Jahre lebhaft fortgesetzt. In rascher Folge erschienen Schriften über die Familie des Lykomedes 1804, eine wichtige Publikation, worin die verschiedenen Statuen, welche unter diesem falschen Namen vereinigt waren, sorgfältig unterschieden, Apollo und die Musen meist richtig bestimmt werden, der Aufsatz über den betenden Knaben „De iuvenis adorantis signo“, 1808, worin freilich die Vermuthung, die schöne Erzfigur sei nach einem Werke des alten Kalamis gearbeitet, auf schwachen Füßen steht, die interessante Abhandlung „Ueber die Frage, ob die mediceische Venus ein Bild der knidischen von Praxiteles sei“, 1808, in demselben Jahre „Ueber den Antinous“. Nach diesen Schriften, welche dem Verfasser ein wohl begründetes Ansehen verschafften, beschäftigten ihn allerlei dramatische, ästhetische, auch philologische Vorwürfe. Erst nach einem längeren Zwischenraume lieferte er 1822 ein Verzeichniß der Berliner Antiken, 1828 einen verfehlten Aufsatz „Ueber Jupiter Imperator in einer antiken Bronze“, eine Abhandlung „Ueber die Entwicklung des Gorgonen-Ideals“, 1833, und zuletzt 1834 ein wegen der Fülle von Material schätzbares „Verzeichniß der antiken Denkmäler im k. Antiquarium zu Berlin I“, worin über Herkunft und Bedeutung der Vasen ausführlich gehandelt wird. L. fehlte zu einer den Fortschritten der Wissenschaft [505] entsprechenden Behandlung der Archäologie eine umfassendere Kenntniß der Denkmäler: außer Berlin und Dresden hat er keine Originale gesehen. Aber er besaß eine gute philologische Bildung, natürlichen Geschmack und ein gesundes Urtheil, Vorzüge, die ihn innerhalb jener Beschränkung Tüchtiges leisten ließen. In Methode und Darstellung hatte er sich besonders Heyne zum Muster genommen; seine schöne Abhandlung über die knidische Venus vertheidigt eine von diesem Gelehrten und Visconti aufgestellte Behauptung, daß Praxiteles’ berühmtes Werk nicht in der mediceischen Venus zu erkennen sei, sondern in mehreren wesentlich gleichartigen Statuen, welche mit Münzen von Knidos übereinstimmen, gegen Meyer mit siegreichen Gründen. Obgleich der Bestand und die Zahl dieser Copien, welche die Göttin darstellen, wie sie im Begriff ins Bad zu steigen ihr Gewand über oder in ein Gefäß gleiten läßt, nicht so genau vorgetragen wird, wie vor wenigen Jahren von Michaelis (Archäol. Ztg. Bd. 34) geschehen ist, läßt Levezow’s Ausführung, die Vergleichung der Stile, die Erklärung der alten Zeugnisse, die Würdigung der Münzen als Quellen der Deutung wenig zu wünschen übrig. Seine belletristischen und historischen Arbeiten sind unbedeutend.

Preuß. Staatszeitung 1835, Nr. 292. Neuer Nekrolog der Deutschen XIII, 2 S. 865 ff. Meusel, Gel. T. Goedeke, Grundr. III. S. 156, 932.