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ADB:Ludwig (Erzbischof von Mainz und Magdeburg)

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Artikel „Ludwig, Erzbischof von Mainz und Magdeburg“ von Cornelius Will in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 19 (1884), S. 561–563, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Ludwig_(Erzbischof_von_Mainz_und_Magdeburg)&oldid=- (Version vom 23. November 2024, 16:59 Uhr UTC)
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Ludwig, Markgraf von Meißen und Landgraf von Thüringen, Bischof von Halberstadt (1357–1366) und Bamberg (1366–1373), Erzbischof von Mainz (1373–1382) und Magdeburg (1381–1382), geb. am 26. Februar 1340, war der vierte Sohn des Markgrafen Friedrich des Strengen von Meißen und Mechtildens, der Tochter des Kaisers Ludwig des Baiern, der Oheim Friedrichs des Streitbaren, der 1423 die sächsische Kurwürde erwarb. Er hatte drei ältere und einen jüngeren Bruder sowie zwei Schwestern, von denen die eine einen Burggrafen von Nürnberg heirathete. Kaum sechs Jahre alt, verlor L. seinen Vater durch den Tod (3. Juli 1346). Die Vormundschaft über die jüngeren Geschwister führte längere Zeit deren ältester Bruder. Erst 17 Jahre zählend, ward L. Bischof von Halberstadt, nachdem Albrecht II., Herzog von Braunschweig-Lüneburg, die Regierung dieses Bisthums im J. 1357 freiwillig niedergelegt hatte. Gleich nach seinem Regierungsantritt bestätigte er die Privilegien der Stadt Halberstadt und ertheilte ihr 1363 das von Kaiser Otto II. dem Stift verliehene Münzrecht. Im J. 1365 brachte er an dasselbe das Schloß Horneburg zurück, das bis dahin an die Herzöge von Braunschweig verpfändet gewesen war. Nach neunjähriger Regierung verzichtete auch er, gleich seinem Vorgänger, auf das Bisthum Halberstadt (1366). Da nämlich durch den Tod Friedrichs II., Grafen von Truhendingen, der Bischofsstuhl zu Bamberg vakant geworden war, bewarb sich L. um denselben und erlangte ihn. Am 30. August 1366 zog er mit glänzendem Gefolge in Bamberg ein. Aber auch auf dieses Bisthum verzichtete er nach kaum sieben Jahren (23. April 1373). Am 4. April 1373 war Johann I. von Ligni (oder Linwei), ein Luxemburger und naher Verwandter Kaiser Karls IV., als Erzbischof von Mainz gestorben. Sogleich postulirte das Mainzer Domkapitel den damaligen Bischof von Speier, Adolf von Nassau, der sich schon einmal um den Mainzer Bischofsstuhl beworben hatte. Wie damals so versagte ihm auch jetzt wieder Papst Gregor XI. die Bestätigung. Zu gleicher Zeit strebte auch L. nach der Mainzer Inful. Am 26. November 1372 hatten seine drei Brüder, er selbst und der Burggraf von Nürnberg mit Kaiser Karl IV. zu Pirna ein Bündniß gegen Herzog Otto von Baiern wegen der Mark Brandenburg geschlossen. Er stand daher bei Karl IV. in Gunst und Ansehen, und von diesem nachdrücklich empfohlen, begab er sich persönlich zum Papst nach Avignon, welcher ihn, hauptsächlich durch die kaiserliche Bitte bewogen, im Frühjahr 1374 zum Erzbischof von Mainz ernannte. Bald nach seiner Rückkehr verlieh Karl IV. „yme auch als Romischer Keysir desselben Stiftes (Mentze) Werntlichkeit vnd Regalia.“ Dagegen versprach L., daß er den vom Kaiser errichteten Landfrieden „als ein Ertzbischoff zu Mentze in allen Punkten und Artikeln, als er begriffen ist, unverrucket und gentzlich in halden, volforn, sweren und besiegeln wil.“ Schon am 2. Mai 1374 unterschreibt sich L. in der Urkunde, durch welche Karl IV. das von zwei Pröpsten gestiftete Karthäuserkloster zu Erfurt bestätigte, als Erzbischof von Mainz. Nun entstand zwischen Adolf und L., den beiden Prätendenten des Erzstifts Mainz, eine mehrjährige Fehde, aus der Adolf als Sieger hervorging. Bald nach seiner Erwählung durch das Mainzer Domkapitel nahm Adolf Besitz vom Erzstift und ließ sich huldigen. Nachdem aber Gregor XI. ihn zurückgewiesen und L. bestätigt hatte, zog Adolf im August 1374 mit Bewaffneten nach Hessen und Thüringen und besetzte dort die befestigten Orte des Erzstifts. Die beiden Gegner bekämpften sich mit allen Mitteln und L. ließ an den Kirchen die zu seinen Gunsten erlassenen päpstlichen Schreiben anheften, um damit seine Sache als gerecht, die seines Gegners als ungerecht hinzustellen, ein Mittel, das Viele vom Kampfe gegen L. abschreckte. Im October 1374 fiel Adolf mit bewaffneter Macht in die Länder der Markgrafen von Meißen ein, die ihrem Bruder mit [562] Gewalt zum Besitze des ihm rechtmäßig zugehörenden Erzstiftes verhelfen wollten, sowie in die Länder der Grafen von Schwarzburg, welche im Bunde mit jenen die Mainzischen Schlösser Salza und Bischofsgutern weggenommen hatten. – Im folgenden Jahre schloß er ein Bündniß mit zahlreichen Herrn und Städten, dem sich auch die Sterner unter Herzog Otto dem Quaden und dessen Schwager Gottfried von Ziegenhain als mächtige Genossen zugesellten. Nachdem Adolf mit seinen Verbündeten das Meißener Land stark verwüstet hatte, belagerte er Gebeser (unweit der Mündung der Gera in die Unstrut), aber der Anmarsch des Markgrafen Balthasar mit Heeresmacht zwang die Belagerer zum Abzug und zersplitterte ihre Kräfte. Adolf zog sich nach Erfurt zurück, das von den Markgrafen Balthasar und Friedrich von Meißen längere Zeit hart bedrängt wurde. Als nun gar der Kaiser mit einem starken Heere heranzog, ließ sich Adolf zu einem Vergleiche bewegen. Die Waffen sollten bis zum 24. Juni 1377 ruhen; die Reichsacht über Erfurt ward aufgehoben; gegen Adolf durfte keine päpstliche Bannbulle vorgebracht werden; der Titel „Kurfürst und Erzbischof von Mainz“ verblieb L. Was den Kaiser vor Allem bestimmte, zur Beilegung der Fehde zwischen Adolf und L. thatkräftig mitzuwirken, war die von ihm beabsichtigte Wahl seines Sohnes Wenzel zum deutschen König, die er noch zu seinen Lebzeiten zu Stande gebracht sehen wollte. Bekanntlich wußte er die Kurfürsten und andere Reichsfürsten durch reichliche Geldspenden und Ertheilung großer Privilegien für sich zu gewinnen. Ludwigs Kurstimme für Wenzel war gesichert, weil jener dem Kaiser sein Stift verdankte und durch des Kaisers Hilfe in den ungestörten Besitz des Erzstiftes zu gelangen immer noch die feste Hoffnung hegte. Als am 1. Juni 1376 die Kurfürsten sich zu Rhense versammelten, um über die Erwählung Wenzels zu berathen, kam L. nicht eher, als bis ihm die anderen Fürsten erklären ließen, daß sie ihn als Erzbischof von Mainz ansähen. Pfalzgraf Ruprecht holte ihn in Oppenheim ab und fuhr mit ihm nach Rhense. Am 10. Juni fand die eigentliche Wahl Wenzels zu Frankfurt statt, wobei L. als Erzbischof von Mainz das Scrutinium vornahm. Als im J. 1378 Papst Gregor XI. gestorben war, wollte sein Nachfolger Urban VI. der Spaltung im Mainzer Erzstift ein Ende machen. Er ernannte L. zum Patriarch von Jerusalem und Bischof von Cambrai. Dieser jedoch wollte nicht auf die erzbischöfliche Würde verzichten, weshalb Urban VI. sich genöthigt sah, seine Entscheidung zurückzunehmen. Des Erzstifts Vesten hielt Adolf besetzt; nur Salza in Thüringen verblieb L., welcher zur Verstärkung seines Anhanges dem Landgrafen Hermann die feierliche Bestätigung aller Lehen, die er vom Erzstift hatte, ertheilte. Endlich kam durch die Bemühungen König Wenzels und der Fürsten zwischen L. und Adolf ein Vergleich zu Stande. Am 28. April 1381 wurde der letztere in Mainz feierlich empfangen und im Dom inthronisirt. L. erhielt durch Urban VI. das Erzbisthum Magdeburg, das durch die Abdankung des Erzbischofs Petrus von Brünn erledigt war. Weil aber L. das Pallium nicht hatte, wollten ihm die Städte Magdeburg und Halle nach einer vorgeschützten alten Gewohnheit nicht eher huldigen, als bis er solches vom Papst erlangt haben würde. Uebrigens huldigten ihm die kleineren Städte des Erzstifts, später auch Halle und Magdeburg, nachdem er jener Stadt am 15. März 1381 und dieser am 25. Juli einen Huldbrief gegeben hatte, worauf er mit 1000 Pferden in Magdeburg einzog. Im folgenden Jahre auf Fastnacht hielt L. ein großes Fest zu Calbe a. d. S. und lud dazu seinen Bruder Wilhelm und viele Grafen, Barone und Ritter ein. Während der öffentlichen Belustigungen auf dem Rathhause entstand plötzlich Feuerlärm. Jedermann drängte sich zu den Thüren. L. ward im Gewühl mit fortgerissen, stürzte die Treppe hinunter, brach das Genick und starb. Allgemein hielt man seinen Tod für eine gerechte Strafe Gottes und [563] dies um so mehr, weil er von allen Anwesenden allein das Leben verlor. Sein Leichnam ward nach Magdeburg gebracht und nach Einigen in der Caldaunenkapelle im Dom, nach Anderen in der St. Gangolphskapelle im erzbischöflichen Palast ohne Cerimonien und Vigilien in der Stille begraben.