Zum Inhalt springen

ADB:Löwenberg, Siebert von

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Löwenberg, Siebert von“ von Max Lenz in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 19 (1884), S. 314–316, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:L%C3%B6wenberg,_Siebert_von&oldid=- (Version vom 21. November 2024, 14:10 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Nächster>>>
Löwenhardt, Emil
Band 19 (1884), S. 314–316 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Kein Wikipedia-Artikel
(Stand März 2020, suchen)
Siebert von Löwenberg in Wikidata
GND-Nummer 137854455
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|19|314|316|Löwenberg, Siebert von|Max Lenz|ADB:Löwenberg, Siebert von}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=137854455}}    

Löwenberg: Siebert v. L., Dr. jur. und Professor in Köln, politischer Agent Hermanns von Wied und Philipps des Großmüthigen. Geburts- und Todesjahr sind ungewiß, das erste sichere Datum die Immatriculation in Köln, 10. September 1526. 1532 (15. October) erhielt er das Licentiat, 1533 (25. Juli) den Doctorhut. Seit 1537, wo er in den Dienst Philipps trat, ohne doch den des Kölner Erzbischofs zu verlassen, läßt sich seine Thätigkeit Jahr für Jahr verfolgen. Sie bestand vornehmlich darin, die Versuche eines Ausgleiches zwischen den protestantischen und persönlichen Interessen der Fürsten und denen des Kaisers zu vermitteln. Schon 1538 und 1539 reiste er zwischen dem hessischen und burgundischen Hof hin und her. Die Niederwerfung des braunschweigischen Secretärs Stephan Schmidt, die den Bruch zwischen dem Landgrafen und Herzog Heinrich dem Jüngeren vollendete, mußte er in Brüssel entschuldigen. Bald darauf war er in Frankfurt a. M. bei den Verhandlungen hierüber und über den „Anstand“ zwischen beiden Religionsparteien. Schon der braunschweigische Handel mußte Philipp zur Versöhnung mit dem Kaiser geneigt machen, mehr aber noch die Angelegenheit seiner Bigamie und die ihr folgenden Verwicklungen, welche in Wechselwirkung mit den politischen und kirchlichen Wandlungen dieser Jahre bis zum Regensburger Colloquium und dem Separatbündniß des Landgrafen mit Karl V. führten. L. hat in allen diesen Verhandlungen eine bedeutende Rolle gehabt. So überbrachte er im Frühjahr 1540 neben dem Grafen von Manderscheid vom burgundischen Hof die Vergleichsvorschläge an die in Schmalkalden versammelten Stände und Theologen des protestantischen Bundes, welche die Religionsgespräche einleiteten. Philipp sandte ihn schon im April wieder zurück und noch im Juni finden wir ihn in Brüssel. Dann war er es, der im Herbst die ersten Eröffnungen über den Wunsch des Fürsten nach einem besonderen Vertrage mit dem Kaiser an den Hof trug und danach in Worms neben dem Kanzler Feige und Martin Bucer die Verhandlungen zusammen mit denen über das religiöse Geheimgespräch und den Entwurf des Regensburger Buches fortführte. Recht für ihn geschaffen war die Lage nach dem Abschied des Reichstages von 1541. Die bestimmenden Ereignisse waren seitdem die Reformation des Kölner Stiftes durch Erzbischof Hermann und der mit dem Türken- und Franzosenkrieg verflochtene geldrische Erbfolgekampf: zwei Ereignisse, die parallel liefen und verwandten Zielen zustrebten, mochten sie mit dem Siege oder der Niederlage des Erzbischofs und Herzog Wilhelms enden; beidemal handelte es sich um die Stärkung oder die Schwächung der protestantisch-ständischen gegen die kaiserlich-burgundische [315] und katholische Machtstellung am Niederrhein. Für die Habsburger war es daher unter dem Druck der Weltlage die Aufgabe, zeitweise beide Begebenheiten auseinander zu halten, die Kölner Bewegung zu schonen, um Geldern zu gewinnen. L. aber vertrat die verderbliche Politik, zu der sich die auftraggebenden Fürsten durch Eigennutz oder Beschränktheit bewegen ließen: Cleve Anfangs nur diplomatisch zu vertreten, dann im Stich zu lassen, um die Kölner Reformation durchführen zu können und die Gunst des Kaisers nicht zu verscherzen. Diese zu erhalten mußte Philipp und später auch seinen Bundesgenossen noch wegen des braunschweigischen Conflictes angelegen sein. Als Herzog Heinrich im Sommer 1542 vertrieben war, richtete sich ihr Hauptaugenmerk darauf, seine Wiederhebung zu verhindern, den Kaiser also von ihm abzuziehen und die Bundesexecution in den Formen des Reichsrechtes zu legalisiren. Auch hierfür machte L., der mit dem Landgrafen nach dem Siege in Braunschweig war, seinen Einfluß geltend. Im Herbst arbeitete er mit anderen kölnischen und hessischen Räthen am Niederrhein an einem Frieden oder Stillstand zwischen Wilhelm von Cleve und der burgundischen Regierung. Während dann doch der Krieg fortging, wagte der Erzbischof die Reformation. Man war damit im besten Zuge, als Karl V. das Heer herbeiführte, mit dem er Cleve niederschlagen und König Franz gegenübertreten wollte. Jetzt mußte L. im Auftrage Hermanns dem Kaiser entgegen ziehen, um den Erzbischof zu entschuldigen, dann aber sogleich die Gewaltthaten der spanischen Soldateska gegen die evangelischen Landsleute erleben. Damals waren die Schmalkaldener von Neuem in großer Sorge vor Heinrich von Braunschweig, der den Kaiser auf dem Kriegszug begleitete und danach strebte, dessen Heer nach der Niederwerfung Cleve’s für sich zu gewinnen. An den Missionen, die sie deshalb an den kaiserlichen Hof schickten, nahm auch L. wieder Theil. Noch konnte er mit Genugthuung über die antipäpstlichen Auslassungen der kaiserlichen Minister an den Landgrafen schreiben; bis zum Herbst 1544 schienen die Ereignisse seine vermittelnden Bestrebungen zu rechtfertigen. Als sich aber König Franz zum Frieden von Crespy bequemt hatte, begann man am kaiserlichen Hof andere Saiten aufzuspannen und bald hatte es dann selbst bei L. mit der Vertrauensseligkeit ein Ende. Schärferblickende, wie M. Bucer, hatten längst mit besonderem Hinweis auf L., dem dieser Unzuverlässigkeit im Dienst und Bekenntniß vorwarf, die Schädlichkeit der Vermittlungspolitik erkannt; jetzt mußte das L. am eigenen Leibe erfahren. Schon auf einer Gesandtschaft an den Hof im Herbst 1544 hatte er sich über die wegwerfende Behandlung zu beklagen, welche ihm Granvella früheren Liebenswürdigkeiten entgegen hatte zu Theil werden lassen. Als dann im Mai 1545 Karl V. auf der Reise zum Wormser Reichstag durch Köln kam und Universität und Rath zum Einschreiten gegen die Neuerungen aufmahnte, erreichte die Verfolgung unter den ersten L., der jetzt aus der Facultät ausgestoßen wurde. Seine Thätigkeit richtete sich nun darauf, die schmalkaldischen Stände für die bedrohte Stellung des Kölner Erzbischofs zu interessiren. Im August und September reiste er an den sächsischen und den brandenburgischen Hof, dann nach Frankfurt zu dem Bundestage, auf dem eine zu Gunsten Hermanns demonstrirende Gesandtschaft an den Kaiser beschlossen wurde. Danach entsprach es wieder seiner früheren Haltung, wenn er in den von Naves und Graf Wilhelm von Neuenahr eingeleiteten Vorverhandlungen zu der Zusammenkunft des Kaisers und des Landgrafen in Speier (März 1546) als Zwischenträger fungirte. In den Anfängen des schmalkaldischen Krieges erschien er mit Aufträgen des Erzbischofs bei dem Landgrafen und kam im Herbst auf den Tag der confessionsverwandten Stände, der während des Krieges an der Donau in Ulm zusammentrat. Der für die Schmalkaldener unglückliche Ausgang des Kampfes war auch für L. verhängnißvoll. Als im Januar 1547 die kaiserlichen [316] Bevollmächtigten in Köln erschienen, die Absetzung Hermanns und die Einführung Adolfs von Schaumburg als Erzbischof durchsetzten, mußte L. auf ihren ausdrücklichen Befehl die Stadt verlassen. Er begab sich zum alten Erzbischof nach Buschhofen, im Sommer nach Kassel und richtete von hier bewegliche Bittgesuche an den Kaiser, in denen er seine Unschuld betheuerte und für welche er sogar die Fürsprache des gefangenen Landgrafen erlangte. Doch ward er erst im November 1549 begnadigt. Im J. 1553 erscheint er in neuer Zwistigkeit mit dem Kölner Rath, der ihn wegen eigenmächtiger Ehescheidung belangte.

Ennen, Gesch. der Stadt Köln, IV. Varrentrapp, Hermann von Wied. Marb. Arch.