ADB:Lübker, Friedrich Heinrich Christian
[WS 1] († am 1. December 1852), bekannt als Mitherausgeber des schleswig-holsteinischen Schriftstellerlexikons. Der Vater hatte diesen einzigen Sohn erzogen nach dem System des Witte (Erziehungsgeschichte etc., 1819, 2 Bde.). Es war ihm gelungen, ihn soweit zu fördern, daß er schon mit 12 Jahren in die Prima des vaterstädtischen Gymnasiums eintreten konnte und mit 16 Jahren Student ward. Als Primaner verfaßte er eine hebräische Ode zum 70. Geburtstage des Generalsuperintendenten Adler 1826, die gedruckt, aber nicht in den Buchhandel gekommen, und eine Abhandlung über den Satirendichter Christ. [332] Ludw. Liscow in den S. H. L. Provinzialberichten, 1827, 3, S. 518, gegen den Dr. H. Schröder, der versucht hatte, den Bruder desselben zum Satirendichter zu machen, darnach aber diese seine Behauptung zurücknahm. 1827 bezog er die Universität Kiel, um Philologie und Theologie zu studiren. Hier erhielt er für eingelieferte Abhandlungen zweimal die Prämie der Schassischen Stiftung. Von 1830 setzte er seine Studien an der Berliner Universität fort, indem er zugleich daselbst eine Hauslehrerstelle übernommen, 1832 promovirte er in Kiel zum Dr. philos., war dann ½ Jahr Hülfslehrer am Gymnasium in Husum und darauf erster Lehrer an dem Burmester’schen Privatinstitut in Bahrenfeld in Altona und nachher in Goldensen (Lauenburg), 1834 ward er ordentlicher Lehrer am Gymnasium in Wismar, 1835 Conrector in Schleswig. 1848 ernannte ihn die provisorische Regierung zum Rector des Gymnasiums in Flensburg, aber die dänische Regierung setzte ihn 1850 ab. Er fungirte nun eine Zeit lang als Rector in Plön, da Holstein noch nicht wieder occupirt war und verlebte den Winter 1850/51 in Kiel, Mitglied der Landesversammlung und einer Commission für ein Unterrichtsgesetz. 1851 wurde er als Gymnasialdirector nach Parchim berufen. 1860 bei der Melanchthonfeier creirte ihn die Universität Göttingen hon. causa zum Dr. theol. 1863 legte er indeß sein Directorat nieder mit der Absicht, sich ganz litterarischen Arbeiten zu widmen und siedelte nach der Stadt Braunschweig über, doch wurde er schon 1864 von der obersten Civilbehörde in Schleswig berufen zur Reorganisirung des Gymnasialwesens und folgte diesem Rufe. Später ward er zugleich als Director des Gymnasiums in Flensburg constituirt. 1867 erfolgte seine definitive Ernennung von der königlich preußischen Regierung, er starb aber schon am 10. October dieses Jahres. L. war ein sehr fruchtbarer Schriftsteller. Zunächst waren es philologische Schriften, die er verfaßte: Zur Grammatik: „De participiis graecis latinisque“, 1833, „Synonymorum libellus“, 1836. „Grammatische Studien“, 1836, „De usu infinitiv. Plautin.“, 1841. Zur Interpretation: Commentar zu Horaz’ Oden, 1841. Im Verein mit Freunden ein „Reallexikon des classischen Alterthums“, 1855, das sich als praktisch für den Gymnasialunterricht bewiesen und wiederholt aufgelegt worden. Dann zur Religion der Alten: „Zum religiösen Bewußtsein bei den Hellenen“, 1849, „Die Sophokleische Theologie und Ethik“, 2 Abth., 1851–55, „Beiträge zur Theologie und Ethik des Euripides“, 1863, „Propyläen zu einer Theologie des classischen Alterthums“, in den Studien und Kritiken, 1861. Ferner über die „Organisation der Gelehrtenschule“, 1843, „Die Gymnasialreform“, 1849. „Gesammelte Schriften zur Philologie und Pädagogik“ gab er 1851 heraus. Zur allgemeinen Pädagogik, außer mehreren Journalaufsätzen: „Grundzüge der Erziehung und Bildung für das deutsche Haus“, 1865, „Vorträge über Bildung und Christenthum“, 1863. Dann hat er eine Reihe von Lebensbildern geliefert, z. B. zum Piper’schen evangelischen Kalender: Rhabanus Maurus, Alcuin, die Märtyrer unter Nero, Dionys Areop., Columban, Bonifacius, Ansverus, Hugo Grotius etc. – „Lebensbilder aus dem letztverflossenen Jahrhundert deutscher Wissenschaft und Litteratur“, 1862, „G. W. Nitzsch nach seinem Leben und Wirken“, 1864, auch „Julian der Abtrünnige“ 1864. Er lieferte zahlreiche Beiträge zu verschiedenen Zeitschriften, u. a. zu der Neuen evangelischen Kirchenzeitung, z. B. „Kirchliche Parteien nach der Darstellung Stahl’s“, 1863, „Die Stellung der Schule zu Kirche, Familie und Staat etc.“, „Die christliche Wissenschaft und das Leben“, 1864, „Die kirchliche Richtung der pädagogischen Litteratur“ daselbst. „Herder als Religionsphilosoph“ etc. Als Gymnasialdirector verstand er es, in hohem Grade seine Schüler für die Wissenschaft zu begeistern und zugleich mit [333] christlichem Geist (fern von aller Uebertreibung) zu erfüllen, sowie er durch seine persönliche Liebenswürdigkeit überhaupt Viele für sich gewinnen mußte.
Lübker: Friedrich Heinrich Christian L., Philologe, war geboren in der Stadt Husum am 18. August 1811, Sohn des Compastors daselbst D. L. L.- Vgl. Lübker-Schröder und Alberti, Schriftstellerlexikon s. v.
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Detlev Lorenz Lübker (1773–1852), Compastor in Husum.