Zum Inhalt springen

ADB:Lützow, Leopold Freiherr von

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Lützow, Leopold Freiherr von“ von Bernhard von Poten in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 19 (1884), S. 722–723, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:L%C3%BCtzow,_Leopold_Freiherr_von&oldid=- (Version vom 16. November 2024, 10:55 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Band 19 (1884), S. 722–723 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Leopold von Lützow in der Wikipedia
Leopold von Lützow in Wikidata
GND-Nummer 117302287
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|19|722|723|Lützow, Leopold Freiherr von|Bernhard von Poten|ADB:Lützow, Leopold Freiherr von}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=117302287}}    

Lützow: Leopold Heinrich Wichard Freiherr von L., gewöhnlich Leo genannt, preußischer Generallieutenant, des vorigen Bruder, wurde am 24. März 1786 zu Berlin geboren und in der académie militaire ausgebildet. Im März 1803 zum Offizier im Regiment Garde Nr. 15 ernannt, focht er bei Auerstädt als Adjutant seines Vaters, welcher dort eine Infanteriebrigade commandirte, und befand sich 1809 bei diesem in gleicher Stellung, als er General-Commissär der Kurmark war. Ein eifriger Theilnehmer an den Vorbereitungen zur Wiedererhebung Preußens nach dem Tilsiter Frieden und eine Hauptmittelsperson der Verbindungen zwischen Stein, Gneisenau, Scharnhorst und den westfälischen Patrioten, nahm er, als Schill losbrach, seinen Abschied und schloß sich diesem an. Durch einen kühnen Handstreich überrumpelte er Köthen, trennte sich aber von Schill, den er vergeblich zum Marsche nach Westfalen zu bestimmen gesucht hatte, in Stralsund, da er das Nutzlose des dortigen Aufenthaltes einsah. Er ging nun in österreichische Dienste, wurde Unterlieutenant[WS 1] im Infanterieregiment Erbach Nr. 42 und bald dem Stabe Kienmayer’s zugetheilt. Als der Friede geschlossen war, ging er, um jede Gelegenheit zum Kampfe gegen Napoleon zu benützen, mit dem gleichgesinnten Grolman und Fabian Dohna nach Spanien, erhielt eine Compagnie in der Fremdenlegion und nahm an der Vertheidigung von Cadix und an verschiedenen, zu Schlachten und Gefechten (Albuera, Murviedro, Niebla, Quarte) führenden Expeditionen in das Innere Theil. Seit Decbr. 1811 gehörte er zu den Vertheidigern von Valencia, gerieth durch die Kapitulation der Stadt am 13. Januar 1812 in Kriegsgefangenschaft und ward nach Autun gebracht. Schon am 18. März gelang es ihm von hier zu entfliehen. Unter vielen Gefahren und Beschwerden ging er nach Rußland, wo der Krieg unmittelbar bevorstand; am 2. Juni traf er im Lager von Drissa ein. Er überreichte Stein eine Denkschrift über die Organisirung eines Nachrichtenwesens, welches sich auf die Ostsee stützen sollte, wurde Capitän im Generalstabe und nahm in russischen [723] Diensten – zuerst in der Suite des Kaisers, dann unter General Dorochow, darauf beim IV. Armeecorps des General Doktorow und seit dem Waffenstillstande von 1813 unter dem General Pahlen – an allen Kämpfen bis zum ersten Pariser Frieden, seit der Schlacht bei Leipzig als Oberst Theil. Dann trat er als Major im 16. Infanterieregiment und mit seiner früheren Anciennetät in preußische Dienste zurück, focht 1815 in Blücher’s Generalstabe bei Ligny und Belle-Alliance, nahm hier an Gneisenau’s Verfolgung thätigen Antheil, brachte die Siegesbotschaft nach Berlin und wurde dann Generalstabschef bei Bülow. Er blieb nun zunächst im Generalstabe, fungirte 1832–34 als Director der Allgemeinen Kriegsschule, erhielt das Commando der 9. Infanteriebrigade und 1836 das der 9. Division, wurde 1843 Commandant von Berlin und Chef der Landgendarmerie und starb am 27. August 1844 zu Gotha auf der Rückkehr von einer Badereise. Lützow’s Persönlichkeit entsprach dem Bilde nicht, welches man nach diesem Lebensgange sich von ihm zu machen geneigt ist. Brandt (Aus dem Leben des General v. Brandt, II, 24, Berlin 1869), welcher ihm im Uebrigen alle Gerechtigkeit widerfahren läßt, schildert ihn als einen Doctrinär von nicht bedeutendem Range, bei welchem eine gewisse pedantische Feierlichkeit des Ausdrucks ab und an habe helfen müssen die Gedankenarmuth zu verdecken, sein Auftreten habe seiner im ganzen stattlichen Erscheinung ein professorhaftes Gepräge aufgedrückt. – Nach seinem Tode erschien eine von ihm verfaßte Monographie über die Schlacht von Hohenfriedberg (Berlin 1845).

Militär-Wochenblatt für 1844, Nr. 42.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Unterlieutennant