ADB:Männling, Johann Christoph
Lohenstein’schen Schule und Hymnograph. Geboren den 14. October 1658 zu Wabnitz im Fürstenthum Oels, studirte er zu Breslau und Wittenberg, erhielt auch von letzterer Hochschule den poetischen Lorbeerkranz sowie die Magisterwürde. Im J. 1688 wurde er Prediger zu Creutzberg in Schlesien. Hier sah er sich jedoch genöthigt die Kirche, an welcher er 12 Jahre Pastor gewesen war, den Katholiken abzutreten, doch erhielt er nach Verlauf eines Jahres das Diaconat zu St. Johann zu Stargard in Pommern, wie er auch daselbst Pastor zu St. Augustin und Garnisonsprediger ward. Hier starb er, nachdem er noch Mitglied der deutsch-gesinnten Genossenschaft geworden war, den 4. Juli 1723. Ein Anhänger des Dichters Lohenstein (Bd. XIX, S. 123) und glühender Bewunderer seines Bombastes, unterzog er sich nicht nur der Mühe, die Gleichnisse, Anspielungen und Bilder aus dessen Trauerspielen zusammenzustellen, sondern er unternahm es auch, eigene Arbeiten im Geiste seines Vorbildes zu dichten, sowie durch Anleitungen zur Herstellung eben solcher schwülstiger Verse dem Bedürfnisse jener entarteten und sittenlosen Zeit nach Möglichkeit entgegen zu kommen. Zu dem Ende veröffentlichte er folgende Schriften: „Arminius enucleatus, das ist: Des unvergleichlichen Dan. Casp. Lohenstein herrliche Realia, köstliche Similia … Sententien etc. aus dessen deutschen Taciti oder Arminii 1. und 2. Theil zusammengetragen“, Stargard 1708. 8°; „Lohensteinius Sententiosus, das ist: Des (wie vorhin) … Sinn-reiche Haupt-kluge Staats- und Lebens-Regeln … aus dessen sowohl Poetischen Schriften und Tragoedien, als auch Lobreden … zusammen colligiert … von M. Johann Christoph Männling B. S. P. L. C. P. p. t. S. T. A.“ (?) Breßlau 1710. 8°. Das Buch ist dedicirt den Söhnen des Freiherrn v. Lichnowsky und unterzeichnet M. P. L. C. Illustr. Colleg. Teuton. Cons., worauf eine Vorrede folgt. In der Widmung hofft der Verfasser, daß das Buch „nur Leitstern und Wegweiser zur Tugend und angenehmen Weißheit abgeben werde“, in der Vorrede aber versichert er in Lohenstein’schem Pathos, „die edlen Gemüther, sie werden hier antreffen einen reichen Kram der angenehmsten Reden, klügsten Lehr-Sätze, galantesten Realien, womit sie ihren Verstand und Schreiben prächtiger sollen ausschmücken, als Persien seine Zimmer mit kostbahren Tapezereyen, und eine Königliche Braut in Franckreich mit Jubelen (sic) …“ und er lebt der festen Zuversicht, es werde „wo nicht besser, doch eben so angenehm sein, als einem Alexandro Magno ein Homerus“. Zu seinen eigenen Dichtwerken zählen: „Die beliebte Tabea“ (Roman?); „Des Jephtä Tochtermord“; „Der leidende Jesus“; „Der gerechte Abel“ u. A. m. Außerdem ließ er ausgehen: „Poetischer Blumen-Garten, Oder Teutsche Gedichte …“ (geistliche Gebete, Glückwünschungs-Carmina, Hochzeits- und Leichengedichte, Arien und geistliche Oden), Breßl. 1717. 8° (charakteristisch für M. ist [210] die Vorrede); „Der Europäische Helicon, Oder Musenberg, Das ist Kurtze und deutliche Anweisung … Innerhalb weniger Wochen ein zierliches deutsches Gedichte zu machen“, Alten Stettin 1704, 1719, 8° (unter anderem Titel schon: Wittenberg 1689, 8°). Von seinen zahlreichen anderen, jetzt größtentheils zu den Seltenheiten gehörigen Schriften führe ich noch an: „Denkwürdige Curiositäten derer sowohl Inn- als auch Ausländischer Abergläubischer Albertäten …“, Frankf. u. Leipz. 1713, 8°; „Traum-Tempel, oder Curiositäten von allerhand sonderbaren Träumen“, Liegnitz 1714, 8°; „Expediter Redner, oder deutliche Anweisung zur galanten teutschen Wohl-Redenheit“, Frankf. a. O. 1718, 8°; „Curiositäten-Alphabeth, d. i. angenehme Schau-Bühne histor. Ergötzlichkeiten“, 3 Theile, Breslau 1720, 1738, 8°. Ob ein C. Mennling, der einen „Bußfertiger Zöllner und rechtschaffener Christ“, Bresl. 1691, 12° verfaßte, identisch mit unserem M., ist fraglich, doch soll der letztere auch einen „Dapperus exoticus“ und einen „Judas der Verräther“ geschrieben haben. Von größerem Werthe sind seine geistlichen Lieder, die sich zum Theil bis auf unsere Zeit in Gesangbüchern erhalten haben, obgleich auch diese von Lohenstein’schem Schwulste nicht ganz freizusprechen sind. Als die besten darunter gelten: „Mein Jesus der ist todt“, und „Gottlob, es ist nunmehr zu Ende“.
Männling: Johann Christoph M., Dichter aus der