Zum Inhalt springen

ADB:Mader, Georg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Mader, Georg“ von Ignaz Vinzenz Zingerle in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 20 (1884), S. 30–31, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Mader,_Georg&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 21:22 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Maddersteg, Michael
Band 20 (1884), S. 30–31 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Georg Mader in der Wikipedia
Georg Mader in Wikidata
GND-Nummer 120051524
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|20|30|31|Mader, Georg|Ignaz Vinzenz Zingerle|ADB:Mader, Georg}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=120051524}}    

Mader: Georg M., Maler, wurde am 9. September 1824 im Weiler Wolf bei Steinach (Nordtirol) geboren, wo sein Vater Müller war. M. ward auch zum Müllerhandwerke bestimmt, zeigte aber schon als Knabe eine leidenschaftliche Vorliebe für das Zeichnen. Hatte er doch M. Knoller’s Ruhm und Bilder vor Augen, den Steinach mit Stolz seinen Sohn nennt. M. mußte aber Müller werden und erst in seinem 16. Lebensjahre durfte er nach Innsbruck, um bei seinem Namenscollegen Mader malen zu lernen. Professor Flir nahm sich des talentvollen Jungen an, der bedeutende Fortschritte im Zeichnen machte, aber nach einem Jahre ward M. aus seinem schönen Streben gerissen und mußte zur väterlichen Mühle zurück, um das Geschäft des Vaters fortzuführen. Auf [31] der Mutter Befehl wanderte er später als Müllergeselle in die Fremde bis Ungarn, von wo er unerwartet heimkehrte und der Mutter energisch erklärte, er könne kein Müller, er müsse ein Maler werden. So kam er nun 1844 nach München, wo er sich unter W. Kaulbach, Storch und Joh. Schraudolf bildete. Auf seine Entwickelung übte die Glyptothek einen entscheidenden Einfluß. Die antike Schönheit ergriff ihn so, daß er Bildhauer werden wollte und obgleich er dem Pinsel treu blieb und religiöser Historienmaler wurde, sieht man seinen Werken an, daß der Künstler auch bei Griechen gelernt habe. Sein erstes größeres Gemälde „St. Magdalena“, das noch Kaulbach’s Schule zeigt, befindet sich in der Burg zu Gufidaun. Im J. 1851 kam er als Joh. Schraudolf’s Jünger nach Speier, um am Kaiserdome zu arbeiten. Von ihm sind dort gemalt: „Abrahams Vision“, „Die Vision Davids“, „Maria findet Jesus im Tempel“, „Simeons Weissagung“. Im Herbste 1852 verließ er Speier und kehrte nach längerem Aufenthalte in München nach Tirol zurück, wo er in Innsbruck sich niederließ und seine Kunst der Heimath widmen wollte. Seine Hoffnungen betrogen ihn aber allwegs. Gemeine Intriguen wirkten gegen den jungen Künstler. – Erst 1858 erhielt er auf Hallweger’s Vermittlung den Auftrag, die Pfarrkirche in Bruneck mit Fresken zu schmücken. Acht Jahre, 1858–1866, arbeitete er dort und schuf den Freskencyklus „Das Leben Mariens“, der wie mit einem Zauberschlage M. zum verdienten Ruhme erhob. (Photographien der Cartons zu den Freskogemälden in der Pfarrkirche zu Bruneck. Innsbruck, Verlag der Glasmalereianstalt.) Während seines Brunecker Aufenthaltes fällt die Gründung der Tiroler Glasmalerei, 1861, zu der sich M. mit Albert Neuhauser und Architekt J. v. Stadl vereinigt hatte. Er zeichnete dafür eine reiche Folge Skizzen und Cartons, die wol die Zahl 150 erreichten. 1867–1873 schmückte er die Kirche seiner Heimath Steinach mit Fresken, welche das Leben und das Erlösungswerk Christi darstellen. Zu gleicher Zeit fertigte er zwei Freskobilder in der Kirche zu Kematen, „Jesus erscheint der heiligen Magdalena“ und „Das Martyrium des heiligen Victor“ und die Freske „Christi Himmelfahrt“ im Friedhofe zu Innsbruck. Nach Vollendung der Steinacher Kirche wollte M. sich der historischen Genremalerei zuwenden und auch Wolfram v. Eschenbach’s Parzival illustriren. Da bekam er den ehrenvollen Auftrag, die Pfarrkirche zu Ischl im Presbyterium mit den Sakramenten, das Gewölbe und Schiff mit der Legende des heiligen Nicolaus v. Myra zu schmücken. Er folgte, denn die Aufgabe war zu verlockend und schuf ohne Rast und Ruhe. Es war ja ein neuer, dankenswerther Stoff voll Wechsel und Romantik, und wie von Poesie triefend sind diese Scenen aus der Legende des St. Nicolaus entworfen und mit unübertroffener Technik ausgeführt. Das große Werk war bis auf Weniges im Herbste 1879 vollendet, aber müde kehrte der Künstler heim. „Noch zehn Wochen werde ich im nächsten Sommer zu malen haben, dann werfe ich aber alle Pinsel, die ich zur Freskomalerei gebraucht habe, in den nächstbesten Bach, – ich bin übersatt“, sprach er oft. Am 7. Januar 1880 lähmte ein Schlaganfall seine linke Seite. Man war um sein Leben besorgt. Doch erholte sich der Künstler, machte Entwürfe z. B. zu einem Gemälde „Margaretha Maultasche übergibt Tirol an Herzog Rudolf von Oesterreich“, und war für die Glasmalereianstalt sehr thätig, – aber die riesige Kraft war gebrochen. Im Wildbad Gastein hoffte er Hilfe, verschied aber dort nach dem ersten Tage seiner Ankunft am 31. Mai 1881. Seine Jugendgeschichte habe ich in der Novelle „Wie ein Müller Maler wurde“ (Einsiedeln 1871) darzustellen versucht.