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ADB:Mailáth von Székhely, Johann Graf

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Artikel „Majláth, Johann Graf“ von Franz von Krones in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 20 (1884), S. 101–105, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Mail%C3%A1th_von_Sz%C3%A9khely,_Johann_Graf&oldid=- (Version vom 25. November 2024, 06:38 Uhr UTC)
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Band 20 (1884), S. 101–105 (Quelle).
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Majláth: Johann Graf M., Schriftsteller, insbesondere Geschichtschreiber, geb. am 3. Oct. 1786 zu Pest, † den 3. Jan. 1855. Die Majláth’s, mit dem Prädicate Székhelyí, zu unterscheiden von den bereits Ende des 16. Jahrhunderts erloschenen Majláth von Szunyogszeg, tauchen im 17. Jahrhundert deutlicher auf als heimisch im westungarischen Berglande und verschieden bedienstet. Niklas M., 1646–1673, Geheimschreiber des Oberstlandrichters Csáky, dann des Cardinalprimas Lippay, endlich Anwalt der Krone, begründet das Emporkommen dieses Adelsgeschlechtes. Sein Enkel Joseph († 1757) erscheint als Septemvir oder Mitglied des obersten Gerichtshofes, und seine drei Söhne Joseph (II.), Georg und Franz wurden angesehene Männer im Staatsdienste und Väter von Zweigfamilien, deren stärkste die des Erstgeborenen Joseph (II.), geb. 1735, Staatsministers und ersten „Grafen“ d. N. (1783), † 1810, wurde. Ihr entsprossen in zwei Ehen I. mit Maria Bossányi 13, II. mit Gfin. Anna Sándor 5 Kinder. Söhne der ersten waren Joseph (III.), † 1820 als Hofkammerpräsident und Karl (Kammerrath). Ein Sohn der zweiten Ehe ist Johann, der Gegenstand unserer biographischen Skizze. Bildung und Beruf machten ihn zum deutschen Literaten, und seine schriftstellerische Thätigkeit, so recht das Spiegelbild seiner Lebensverhältnisse und der Zeitströmungen, ein [102] charakteristisches Stück vormärzlichen Schriftthums Oesterreichs, nimmt wie sein Leben selbst unser Interesse in Anspruch, welches durch den tragischen Abschluß desselben noch erhöht wird. M. verbrachte die akademischen Lehrjahre als Studirender der Philosophie in der erzbischöflichen Stadt Erlau und als solcher der Rechte an der Raaber Akademie. Dann trat er in den Staatsdienst, mußte jedoch diese Laufbahn als königl. ungarischer Statthaltersecretär bald aufgeben, da ihn ein gefährliches Augenleiden, der sich entwickelnde Staar, nöthigte, Lesen und Schreiben durch nahezu drei Jahre aufzugeben und sich der bewährten Kunst des seiner Zeit berühmten Augenarztes, Dr. Beer in Wien, anzuvertrauen. Begabt, vom Hause aus sorgfältig erzogen, voll Thätigkeitsdrang und ausgestattet mit einem außerordentlichen Gedächtniß, warf sich M. nach seiner Genesung von jenem schweren Leiden dem schriftstellerischen Leben ganz in die Arme. Mit der Gräfin Anna Révay vermählt, Vater einer Tochter und eines Sohnes, besaß M. weder die Anlage zum Reichwerden, noch das Talent zum Rechnen. Ideologe in den praktischen Dingen, vielseitig, aber ohne Genialität und Tiefe, halb Dichter und halb Historiker und deshalb weder in der einen noch andern Richtung ausgezeichnet, unbestechlich in seinen politischen und religiösen Ueberzeugungen, aber auch wieder nicht so unanfechtbar in seiner persönlichen Geltung, um gegen die Zeitströmung als Conservativer mit Erfolg ankämpfen zu können, – stellt sich M. als ein talentvoller, ehrenwerther Cavalier von grunddeutscher Bildung dar, den ein feindliches Geschick immer zwang, einen Lebenserwerb daraus zu machen, was freie, mußevolle Arbeit bleiben sollte. Die materiellen Opfer, die er seiner litterarischen Bildung und Selbstthätigkeit in besseren, jüngeren Lebenstagen gebracht, fanden da keinen auch nur annähernden Ersatz. Diese trüben Verhältnisse beherrschten allerdings erst den Abend seines Lebens, während wir es hier zunächst mit den besseren Zeiten Majláth’s, mit dessen litterarischem Wirken in den Tagen des vormärzlichen Oesterreichs zu thun haben. Es waren die beginnenden „Friedensjahre“ nach dem Wiener Congresse, welche uns die ersten größeren Pulikationen Majláth’s vorführen. Bezeichnend ist es für seine damalige Richtung, daß er 1818 (Pest) mit seinem Freunde J. K. Küffinger einen für die Germanistik werthvollen Codex der Kalocsaer erzbischöflichen Bibliothek herausgab, worin wir beispielsweise den mittelhochdeutschen Dichtungen: „Der arme Heinrich“ von Hartmann von der Aue, „Pfaff Amis“ von Stricker, „Reinhard Fuchs“ in der älteren und jüngeren Bearbeitung des 12. und 13. Jahrhunderts, Konrad von Würzburg „goldener Schmiede“ und der Erzählung „Crescentia“ begegnen. Der gleichen Richtung, weil durch jenen Fund veranlaßt, gehört die nächste Publikation: „Altdeutsche auserlesene Gedichte, neudeutsch bearbeitet“ (Stuttgart 1819, Cotta) an. Darf M. in der damals erst auftretenden deutschen Sprach- und Literaturforschung auch nur als Dilettant gelten, so bleibt ihm das Verdienst ungeschmälert, im damaligen Oesterreich zu den wenigen gezählt zu haben, die der Germanistik ein werkthätiges Interesse entgegenbrachten. Als Dichter trat M. 1824 mit einem Bändchen Poesien („Gedichte“, Wien) hervor, die wohl nicht ohne frische Empfindung und Formgefühl sind, aber über das starkverbreitete Mittelmaß der Lyrik nicht hinausreichen. Größeren Anklang fand seine Bearbeitung „Magyarische Sagen und Mährchen“ (Brünn 1825; 2. erweiterte Ausgabe 1837, Cotta, 2 Bd.), wobei er eine geschickte Hand und guten Geschmack bewährte. Die blumige Ausdrucksweise und sentimentale Verbrämung des einen und anderen muß man dem damaligen Zeitcharakter, insbesondere der österreichischen, auch in der Geschichtschreibung von Majláth’s Zeitgenossen, Hormayr und dessen Schule, cultivirten Manier zu Gute halten. Sonst tritt in allen anderen Prosanovellen Majláth’s mehr die ungeschmückte, einfache Darstellung zu Tage, wie er überhaupt auch im [103] Verkehre ein Feind des Scheins und der Phrase war. – Von nun an wandte sich M. immer entschiedener dem Geschichtsleben und der Litteratur seines Heimathlandes zu, dessen nationaler Aufschwung sich vorzugsweise an das Jahr 1825 knüpft, in welchem die ungarische Akademie erstand, Széchényi’s patriotische Reformideen um Verwirklichung zu ringen begannen und der beschwingte Wettkampf der politischen Parteien Ungarns, andererseits die staatsrechtliche Opposition der liberalen Autonomisten anhub. Man würde allerdings irren, wenn man M. mit dieser nationalen Regeneration Ungarns in irgend eine engere Verbindung setzen wollte; weder mit der magyarischen Fortschritts- noch mit der conservativ-autonomistischen Partei hielt er gleichen Schritt. Er war zu sehr Oesterreicher und deutsch gebildeter Literat, um einen Vollblutmagyaren und Politiker abgeben zu können, andererseits zu edel angelegt, um Heuchler oder Streber zu werden. Aber das Herz für seine Nation verlor er nie, und in dieser seiner doppelten Eigenschaft, als Magyare von Abstammung und Deutscher durch Bildung, wollte er die Geschichte der Magyaren in einem allgemein faßlichen und gut lesbaren Werke dem deutschen Publikum vorführen. Seine „Geschichte der Magyaren“ (Wien 1828–30, 5 Bde.) steht allerdings an eigentlich historischem Gehalte weit hinter den Werken seiner Vorläufer und Gewährsmänner, Engel und Feßler, zurück, denn M. war vorwiegend Compilator, nur ausnahmsweise Forscher, und ebensowenig darf man in diesem Werke eine geniale oder auch nur originelle Auffassung der Geschichte Ungarns suchen wollen, aber es kam als etwas Ganzes, gut gegliedert und durchsichtig geschrieben, einem Bedürfnisse entgegen, das die unvollendeten Werke Engel’s und die dicken Bände des stilistisch ungefügen Feßler’schen Opus, – wenn es sich blos um pragmatisch-übersichtliche Kenntnißnahme handelte – nicht wohl befriedigen konnten. Diesem Geschichtswerke folgte eine bilingue Ausgabe von „Himfy’s auserlesenen Liebesliedern“, d. i. der lyrischen Dichtungen Alexanders Kisfaludy (Pest 1829, 2. Aufl. 1831), in welchem Bändchen wir dem magyarischen Originaltexte und der ziemlich gerundeten Uebertragung aus Majláth’s Feder begegnen. – Dem historischen Staatsrechte Ungarns gehört die Monographie „Ueber die Krönung der Könige von Ungarn“ (Wien 1830) an, obschon sie mehr den Charakter einer leichtgeschürzten Gelegenheitsschrift an sich trägt, da in diesem Jahre Kronprinz Ferdinand zum Könige von Ungarn gekrönt wurde. Das nächste Buch diente ebenfalls dem Interesse der unmittelbaren Gegenwart, da es den in mehrfacher Hinsicht wichtigen Reichstag i. J. 1830 (Pest 1831) behandelte. Der Aufschwung der magyarischen Sprache bestimmte M. auch unter die Grammatikschreiber zu gehen und eine „Praktische ungarische Sprachlehre für Deutsche in Fragen und Antworten; nebst einer Auswahl deutsch-ungarischer Gespräche für das gesellschaftliche Leben“ herauszugeben; einer der frühesten vormärzlichen Versuche dieser Art, der es zu drei Auflagen (die 3. erschien zu Pesth 1838) gebracht hat. Ein gut gemeintes Handbüchlein, jetzt bereits vergessen, behandelt in Lineamenten die „Geschichte der Stadt Wien von der Gründung derselben bis 1830“ (Wien 1832, Duodezform.). – Bleibendes kunstgeschichtliches Interesse knüpft sich an die nächste Publication: „Leben der Sophie Müller, weiland k. k. Hofschauspielerin, aus nachgelassenen Papieren. Mit dem Bildniß der Verewigten und einer Abbildung des derselben zu errichtenden Monuments“ (Wien 1832). Es ist dies die Biographie beziehungsweise der litterarische Nachlaß einer Künstlerin, die zu Mannheim 1803 geboren, der dortigen Hofbühne, seit 1822 dem Wiener Burgtheater angehörte und schon 1830 (20. Juni) ihrer Laufbahn durch den Tod entrissen wurde. In dieser Zeit beschäftigten M., der nebenher auch Mitarbeiter an den damals florirenden Almanachen: „Aglaja“, „Ceres“, „Huldigung der Frauen“, der Schickh- später Witthauer’schen „Wiener Zeitschrift“ [104] war, auch in das Stuttgarter „Morgenblatt“ (red. von Wolfg. Menzel) schrieb und Aufsätze dem Hormayr’schen „Archiv“ und „Taschenbuche für vaterländische Geschichte“ zuwandte, – die Vorarbeiten zu einem größeren Werke, mit dem er sich in die von Heeren und Ukert redigirte „Geschichte der europäischen Staaten“ (Hamburg, Perthes) als Oesterreichs Geschichtsschreiber einführen sollte. In der That war das Bedürfniß nach einer umfassenden Bearbeitung der Geschichte des österreichischen Staates auf quellenmäßiger Grundlage und in organischer Gesammtdarstellung vorhanden, da weder Schneller’s gern schwülstig raisonnirende „Staatengeschichte des Kaiserthums Oesterreich“ etc. (1817–19), noch die vom militärischen Standpunkte aus erzählende „Geschichte der Länder des österreichischen Kaiserstaates“ von Major Schels (1819–1828) einem solchen Bedürfnisse entsprachen. Wir würden nur ungerecht sein, wenn wir Majláth’s innerhalb der Jahre 1834–54 in 5 Bdn. bearbeitete „Geschichte des österreichischen Kaiserstaates“ (10. 12. 19. 23. 25. Thl. der Heeren-Ukert’schen Sammlung) als veraltetes Werk compilatorischer Natur aus der Feder eines Dilettanten abfertigen wollten, denn es war für seine Zeit nicht blos das relativ beste Werk für die Gesammtgeschichte Oesterreichs, welchem Meynert’s 6bändige Concurrenzarbeit (1842–1850) durchaus nicht den Rang ablaufen konnte, – sondern noch jetzt darf der dritte und vierte Band (bis 1740 reichend) zufolge archivalischer Quellenaufschlüsse brauchbar genannt werden. Der erste Band (reicht bis 1526) läßt allerdings die ganze Vorgeschichte und die ältere Epoche bis auf die Habsburger bei Seite, ist aber wie auch größten Theils der zweite Band an sich eine Compilation, und will auch nicht mehr sein. Der fünfte (Schluß-) Band von 1740–1850 ist inhaltlich jetzt auch schon weit überholt und fällt auch in der Darstellung stark ab, denn sein Erscheinen knüpft sich an den von materiellen Sorgen schlimmster Art gedrückten Lebensabend Majláth’s. Zwischen die einzelnen Bände dieses Hauptwerkes aus Majláth’s Feder fällt eine Reihe anderer Publicationen. 1838 (Pesth) erschien „Das ungarische Urbarialwesen oder des Grundherrn und des Bauers Wechselverhältniß in Ungarn“. Damals wurde nämlich in Ungarn eine durchgängige Urbarialreform geplant und bildete einen Hauptgegenstand des langen Reichstages (1832 bis 1836). M. gliedert sein Werk in zwei Haupttheile. Der I. beschäftigt sich mit dem „theresianischen Urbarium“, der II. mit der bezüglichen Gesetzgebung der Jahre 1790, 1825, 1832, 1836, indem das Urbariale des Jahres 1836, das sind die bezüglichen reichstäglichen Gesetzesbestimmungen, nach der Uebersetzung des Publicisten P. Orosz, des Verfassers der vielgelesenen Terra incognita, Notizen über Ungarn (Leipzig 1835), den Schwerpunkt ausmacht. – Ein Werk, das den Verhandlungen des Reichstages von 1843/44 in der Sprachen- und Religionsfrage die wesentlichste Anregung verdankte und noch immer brauchbar genannt werden kann, ist die zweibändige Monographie über „Die Religionswirren in Ungarn“ (Regensburg 1845/6). Der I. Bd. behandelt das Thema bis zum Reichstage 1843/4, der II. den Reichstag selbst aus dem Gesichtspunkte der confessionellen Gegensätze. Das Datarische überwiegt. – M. war zugleich Mnemotechniker und hat in manchen bekannten Kreisen Proben seiner Gedächtnißkunst abgelegt. Das Ergebniß langjähriger Studien und Uebungen in dieser Richtung legte er in seinem Buche „Mnemonik oder Kunst, das Gedächtniß nach Regeln zu stärken und dessen Kraft außerordentlich zu erhöhen“ (Wien 1842) nieder, das in 14 Abschnitte zerfallend über Theorie, Praxis und Geschichte der Mnemonik handelt. – Selbst im Bereiche des, starke Selbsttäuschungen wachrufenden „animalischen Magnetismus“ versuchte sich M. als Theoretiker und Praktiker, ohne jedoch in die „metaphysischen“ Ueberschwänglichkeiten seiner Zeitgenossen: Ennemoser und Freih. v. Reichenbach, zu verfallen. M. behandelt die alte und neue „Streichmethode“ [105] und flicht lange Behandlungsgeschichten ein. Das Buch „Der animalische Magnetismus als Heilkraft“ (Regensburg 1852) fällt allerdings schon in die trübe Schlußzeit seines Autorlebens. Man kann sagen, daß vom J. 1848 an, bis zu welcher Zeit M. auch die Herausgabe des deutschen Almanachs „Iris“ (seit 1840–41 mit Saphir, von 1842 an allein) besorgte, der 62jährige Kavalier und Literat, antirevolutionär und doch nicht reaktionär, mittellos und doch nicht geschaffen, mit der Feder reich zu werden, in eine wachsende Nothlage gerieth, die durch seine Uebersiedelung aus dem theuer gewordenen Wien nach München, wohin schon längst – allerdings unter günstigen Berufs- und Lebensbedingungen – sein Zeit- und Fachgenosse Freih. von Hormayr den Weg eingeschlagen hatte, keineswegs behoben werden konnte. In diese Tage wachsender verschämter Armuth, die ihm nur durch die liebevolle Hingabe seiner Tochter erträglich gemacht wurden, fällt auch, abgesehen von dem Schlußbande seiner ausführlichen Geschichte Oesterreichs die „Gedrängte Geschichte des österreichischen Kaiserstaates bis auf die neueste Zeit. Zum Gebrauche für Realschulen und Gymnasien“ (Wien 1850; 2. Aufl. 1852; 3. umgearb. Aufl. 1858, posthum), ein jetzt ziemlich verschollener Leitfaden. In den ersten Tagen 1855 reifte der schon lange erwogene Gedanke, sich dem hoffnungslosen Elend durch Selbstmord zu entziehen, zur tragischen That. Die Tochter wurde von dem nahezu siebenzigjährigen Vater in seinen düsteren Entschluß eingeweiht und war bereit mit ihm zu sterben. Sie begaben sich an dem bezeichneten Tage von München an den Starnberger See und stürzten sich hier, die Hände aneinandergebunden und die Taschen mit Steinen beschwert, in die winterliche Fluth. Bei Ammerland wurden Tags darauf die Leichen aufgefunden. Wie es kam, daß der Abkömmling eines so bedeutend gewordenen Geschlechts und Verwandter zahlreicher Magnaten in solcher Hülflosigkeit verkümmerte, bleibt ebenso wie die frühere Geschichte seines häuslichen Lebens und die Angaben des magyarischen Biographen, Danielik, – einige Augenblicke nach dem Verschwinden des Paares aus München sei der reiche Bräutigam der Tochter mit Geldhülfe angelangt, – noch ziemlich räthselhaft.

Oesterr. Nat.-Encyclop. von Gräffer u. Czikann (1858, III). Wiener Conversationsblatt (der Theaterzeitung), hrsg. v. Bäuerle, 1855 (zahlreiche Lebenszüge und Anekdoten). Oesterr. Bl. für Litt. u. Kunst, Beil. z. Wiener Ztg. 1855, Nr. 3. Danielik, Magyar irók (Ung. Schriftsteller), 2. erw. Aufl. Pesth 1858. Kertbeny, Silhouetten und Reliquien. Erinnerungen (Prag 1863). Wurzbach, Oesterr. biogr. Lex. XVI. Bd. (1867).