Zum Inhalt springen

ADB:Marx, Karl (Mediziner)

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Marx, Karl Friedrich Heinrich“ von August Hirsch in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 20 (1884), S. 540–541, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Marx,_Karl_(Mediziner)&oldid=- (Version vom 19. Dezember 2024, 02:37 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Band 20 (1884), S. 540–541 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Karl Friedrich Heinrich Marx in der Wikipedia
Karl Friedrich Heinrich Marx in Wikidata
GND-Nummer 116814357
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|20|540|541|Marx, Karl Friedrich Heinrich|August Hirsch|ADB:Marx, Karl (Mediziner)}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=116814357}}    

Marx: Karl Friedrich Heinrich M., Arzt, ist den 10. März 1796 in Karlsruhe geb. Nach Beendigung seiner medicinischen Studien in Heidelberg, wo seine Bearbeitung der von der Facultät aufgestellten Preisfrage „de natura atque vita venarum“ 1817 den Preis erhalten hatte, legte er 1818 in Karlsruhe die ärztliche Staatsprüfung ab und wandte sich sodann zu seiner weiteren wissenschaftlichen Ausbildung nach Wien, wo er wegen Theilnahme an der deutschen burschenschaftlichen Verbindung auf Requisition der preußischen Regierung inhaftirt und erst nach neunmonatlicher Untersuchung aus der Haft entlassen wurde. Er begab sich nun nach Göttingen und habilitirte sich hier 1822 als Privatdocent an der medicinischen Facultät; 1826 wurde er zum außerordentlichen, 1831 zum ordentlichen Professor ernannt und in dieser Stellung ist er bis zu seinem am 2. October 1877 erfolgten Tode verblieben. – Innerhalb dieser 55jährigen akademischen Thätigkeit hat M. über die verschiedensten Gebiete der Medizin (Encyklopädie, med. Anthropologie, Arzneimittellehre, Toxicologie, allgemeine und specielle Pathologie und Therapie, Medicinal-Polizei, gerichtliche Medizin, Geschichte der Heilkunde u. a.) Vorlesungen gehalten und nicht weniger umfangreich ist seine litterarische Thätigkeit gewesen, mit welcher er sich vorzugsweise auf dem Gebiete der medicinischen Ethik und der Geschichte der Medicin bewegt hat; außer zahlreichen selbständigen Arbeiten hat er nach Hunderten zählende Kritiken und Anzeigen medicinischer Schriften der verschiedensten Materie in Hecker’s Annalen der gesammten Heilkunde, in den Göttinger gelehrten Anzeigen und in der Jenaischen und Leipziger Litteratur-Zeitung veröffentlicht. – Von seinen ethischen Schriften mögen hier „Akesios. Blicke in die ethischen Beziehungen der Medicin“, 1844 (ins Englische übersetzt) und „Lassen oder Thuen?“[WS 1] 1872, genannt werden. – Von den medicinisch-historischen Arbeiten, von denen die meisten vor ihrem selbstständigen Erscheinen oder später in den Abhandlungen der königlichen Gesellschaft der Wissenschaften in Göttingen veröffentlicht worden sind, verdienen besondere Erwähnung „Origines contagii“, 1824 [541] (nebst Additamenten, 1826); ferner „Geschichte der Giftlehre“, 2 Abthlgn. 1827. 29; sodann „De Herophili vita, scriptis atque in medicina meritis“ (eine im J. 1833 der Göttinger Gesellschaft der Wissenschaften übergebene, aber erst 1841 von derselben abgedruckte Schrift, von welcher M. inzwischen eine deutsche Uebersetzung unter dem Titel „Herophilus. Ein Beitrag zur Geschichte der Medizin“, 1838, in etwas erweiterter Ausführung veröffentlicht hatte), ferner „Ueber die Abnahme der Krankheiten durch die Zunahme der Civilisation“, 1844 (in englischer Uebersetzung); „Ueber die Verdienste der Aerzte um das Verschwinden der dämonischen Krankheiten“, 1859; „Gottfried Leibnitz in seinen Beziehungen zur Arzneiwissenschaft“, 1859; „Zur Würdigung des Theophrastus von Hohenheim“, 1861 (eine vortreffliche Arbeit, die zu den besten Leistungen Marx’s zählt); „Franz Bacon und das letzte Ziel der ärztlichen Kunst“, 1861; „Ueber das Vorkommen und die Beurtheilung der Hundswuth in alter Zeit“, 1872; „Caspar Hoffmann, ein deutscher Kämpfer für den Humanismus“, 1873 und „Konrad Victor Schneider und die Katarrhe“, 1874. An diese Arbeiten schließen sich mehrere biographische Schriften, so über v. Haller (1837), Blumenbach (1840), Stieglitz (1846) u. a. – Beiträge zur praktischen Medicin lieferte M. in seiner „Allgemeinen Krankheitslehre“ und „Grundzüge der Lehre von der Krankheit und Heilung“, 1838, ferner in „Göttingen in medicinischer, physischer und historischer Hinsicht“, 1824, sodann in „Erkenntniß, Verhütung und Heilung der ansteckenden Cholera“, 1831 (nach eigenen in Hamburg gemachten Beobachtungen) und in einer Schrift: „De paralysi membrorum inferiorum“, welche bereits im J. 1833 der Göttinger Gesellschaft der Wissenschaften eingereicht, aber erst im J. 1841 zum Abdrucke in den Abhandlungen derselben gekommen war und welche der Verfasser inzwischen (1838) in deutscher Uebersetzung veröffentlicht hatte. – M. war, wie aus diesen Anführungen hervorgeht, ein Polyhistor im besten Wortverstande; sein Hauptverdienst um die medicinische Wissenschaft liegt in seinen historischen Arbeiten, welche von seiner Gelehrsamkeit nicht weniger, wie von seiner Gründlichkeit in der Forschung Zeugniß ablegen.

Ueber sein Leben, seine Schriften etc. vgl. Rohlfs’ Geschichte der deutschen Medicin I, 323–479 (ein Panegyrikos).


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: „Lassen oder Thuen“?