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ADB:Meyer von Knonau, Gerold (Archivar)

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Artikel „Meyer von Knonau, Gerold Ludwig“ von Gerold Meyer von Knonau in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 21 (1885), S. 618–619, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Meyer_von_Knonau,_Gerold_(Archivar)&oldid=- (Version vom 25. November 2024, 15:13 Uhr UTC)
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Meyer von Knonau: Gerold Ludwig M. v. K., schweizerischer Geschichtsforscher und Geograph, geb. am 2. März 1804, † am 1. November 1858 in Zürich. Der ältere Sohn des Ludwig M. v. K. (s. d. Art.), wurde M. v. K. auf den zürcherischen Schulen gebildet und ging im Frühjahr 1824 mit seinem höchst talentvollen, 1865 nach längerer völliger Zurückgezogenheit in das Privatleben verstorbenen Bruder Konrad zur Fortsetzung seiner – voran cameralistischen – Studien nach Berlin. Aber wie er schon vor seiner Abreise als Stud. juris einen wohlgeordneten und brauchbaren „Abriß der Erdbeschreibung und Staatskunde der Schweiz“ (Zürich 1824) edirt und denselben Joh. Gottfried Ebel (s. Bd. V S. 518 und 519) gewidmet hatte, so trat er auch in Berlin in Fortsetzung seiner geographischen Beschäftigungen in engere Beziehungen zu Ritter. Nach einem längeren Aufenthalte in Frankreich kehrte er 1827 nach Zürich zurück, wo er nunmehr zehn Jahre hindurch, dabei auch verschiedenartigen gemeinnützigen Arbeiten und Zwecken sich hingebend, im Verwaltungsfache der Kanzleithätigkeit sich widmete. Daneben ging eine eifrige schriftstellerische Beschäftigung. Jener frühere „Abriß“ wurde zu einer zweibändigen „Erdkunde der schweizerischen Eidgenossenschaft“ (Zürich 1838 und 1839), einem zu seiner Zeit sehr vielfach beliebten „Handbuche“, erweitert. Vorzüglich aber entwarf M. v. K. für die Buchhandlung Huber & Co. in St. Gallen den Plan für eine umfassende Schilderung der Schweiz, für eine „ausführliche Statistik, die zugleich auch als Anleitung für Reisende zu dienen geeignet sei, eine Statistik, die ein möglichst treues Bild unseres Vaterlandes nicht nur nach seinem jetzigen, sondern auch nach seinem früheren Zustande verschaffe“, und er ging hierin in maßgebender, mustergiltiger Weise voran, wie denn z. B. die bairische Landes- und Volksschilderung in der „Bavaria“ im Ganzen dem für diese schweizerische Sammlung erheblich früher aufgestellten Arbeitsplane entspricht. Er gewann einerseits eine Reihe sehr tüchtiger Mitarbeiter, so für Glarus Blumer und Heer, für Thurgau Pupikofer, für Tessin Franscini, für Waadt Vulliemin; andererseits bearbeitete er selbst 1834 in diesen „Historisch-geographisch-statistischen Gemälden der Schweiz“ zuerst seinen Heimathskanton Zürich, dann 1835 den Kanton Schwyz, und 1844 und 1846 erschien das erste Werk, jetzt zweibändig, als eine durchaus neue [619] Arbeit. Eine reiche Fülle von Materialien war zu einer allseitig belehrenden Beschreibung verwerthet und dabei der allgemein verständliche Ton des „Haus- und Handbuches“ vorzüglich getroffen. Aber noch populärer waren andere gleichzeitige Schriften gehalten, so besonders kleinere biographische Arbeiten, darunter ein Büchlein über Anna Reinhard (Zürich 1835) und eine in jenen Jahren beliebte und verbreitete, von lithographischen Tafeln begleitete Sammlung unter dem Titel „Heldinnen des Schweizerlands“ (Zürich 1833). 1837 aber wurde M. v. K., nachdem einige Zeit hindurch Registratoren ohne höhere wissenschaftliche Bildung das reiche zürcherische Archiv verwaltet hatten, als Staatsarchivar an dasselbe berufen, und im gleichen Jahre verheirathete er sich mit Emer. Meyer von Zürich, einer Frau, welche ächteste Weiblichkeit mit großen geistigen Gaben verband und die Arbeiten ihres Gatten in verständnißvoller Theilnahme förderte und unterstützte († 1871). Neben der Neuordnung des Archivs und Arbeiten für die Benutzung desselben insbesondere wissenschaftlicher Art, die ihn bis zu seinem Tode beschäftigten, ging für M. v. K. eine mit den Jahren stets vielseitiger werdende litterarische Thätigkeit parallel. Schon seit längerer Zeit mit statistischen Studien beschäftigt, nahm er an den durch internationale Anknüpfungen geschehenden Veranstaltungen in den Fünfziger Jahren regen Antheil. Für die allgemeine geschichtforschende Gesellschaft der Schweiz wurde in deren „Archiv“, Bd. I–IV, über die Jahre 1840–1845, Gottl. Eman. v. Haller’s „Bibliothek der Schweizergeschichte“ fortgesetzt, in den „Regesten der Archive in der schweizerischen Eidgenossenschaft“ (in Bd. I) 1850 die Edition des Archivs des Cistercienserklosters Cappel übernommen, nachdem schon 1843 im „Archiv“, Bd. I die Regesten der im Kanton Zürich liegenden Kaiserurkunden, bis 1400, erschienen waren. Als Gabe an einen engeren Kreis wurde 1847 die Schrift „Die Böcke, ein Beitrag zur zürcherischen Familien- und Sittengeschichte“ veröffentlicht. Im Auftrage der Bundesbehörden trat M. v. K. 1852 an die Spitze der neu aufgenommenen Arbeiten für die Veröffentlichung der Sammlung der älteren eidgenössischen Abschiede und gab 1856 selbst, nach dem mit den Mitarbeitern festgestellten Plane, zuerst Bd. VIII, den letzten der ganzen Reihe (über die Jahre 1778–1798) heraus. Auch für die Numismatik interessirte er sich, besonders um die bei der eidgenössischen Münzveränderung 1852 verschwindenden älteren schweizerischen Münzen zu registriren und zu sammeln, und ließ das Verzeichniß der „Schweizerischen Münzen von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart“ erscheinen. Der von J. C. Vögelin begonnene Atlas zur Geschichte der Schweiz wurde fortgesetzt; für den „Geschichtsfreund“ des historischen Vereins der fünf Orte, für das in Gemeinschaft mit dem Freunde Sal. Vögelin für 1858 begründete Zürcher Taschenbuch wurden Beiträge beigesteuert; weitere umfassende litterarische Projecte, für welche mehrfach umfassende Materialien gesammelt waren, beschäftigten den unermüdeten Arbeiter. Da kehrte er von einer größeren Reise, wie denn solche, insbesondere auch durch stete Erweiterung eines ausgedehnten Kreises von Correspondenten und Freunden, ihm zur besonderen Erholung gereichten, krank zurück und erlag der verzehrenden Heftigkeit des typhösen Anfalls.

Vgl. Worte des Andenkens (der Wittwe) vor dem Zürcher Taschenbuch für 1859.