ADB:Pupikofer, Johann Adam

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Artikel „Pupikofer, Johann Adam“ von Gerold Meyer von Knonau in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 26 (1888), S. 710–712, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Pupikofer,_Johann_Adam&oldid=- (Version vom 23. April 2024, 19:23 Uhr UTC)
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Pupikofer: Johann Adam P., geb. am 17. März 1797 zu Unter-Tutwil, einem Dorfe der Kirchgemeinde Wengi, Kanton Thurgau, † am 28. Juli 1882 zu Frauenfeld, schweizerischer Geschichtsforscher. Zugleich mit dem zwei Jahre jüngeren Landsmanne Mörikofer (s. A. D. B. XXII, 258–260), studirte P. in Zürich Theologie, worauf er 1817 ordinirt wurde und in der Heimat in amtliche Function trat. Den größten Theil seines Amtslebens verbrachte P. im Städtchen Bischofszell, an dessen Kirche er 1821 die Stellung eines Helfers übernahm und bis 1861 beibehielt. Dann siedelte er nach Frauenfeld über und trat da in die [711] Besorgung des Kantonsarchives und der Bibliothek ein. 1880 hatte er sich ganz in das Privatleben zurückgezogen. Neben seinen geistlichen Verpflichtungen widmete er sich mit großem Eifer dem Erziehungswesen und den Bestrebungen der 1821 gegründeten kantonalen „Gesellschaft zur Beförderung des Gemeinnützigen und Guten“; in der kirchlichen Gliederung war er 1846 zum Decanate des Capitels Oberthurgau und zur Würde eines Kirchenrathes emporgestiegen. Eben aus jener Gemeinnützigen Kantonsgesellschaft wuchs, zuerst als Section derselben sich betrachtend, der historische Verein des Kantons Thurgau heraus, als dessen erster Präsident P. 1859 bis 1880 wirkte. – Schon in jungen Jahren begann P., sich auf dem Felde der Topographie und Geschichte seiner engeren Heimath zu bethätigen. Seine ersten Arbeiten – geographisch-historische Darstellungen thurgauischer Städte, Schlösser, Klöster – legte er von 1824 an theils in den „Neujahrsblättern der Gemeinnützigen Gesellschaft“, theils seit 1828, in dem Sammelwerke: „Die Schweiz in ihren Ritterburgen und Bergschlössern“ nieder. Aehnlich führte er noch später in einzelnen Veröffentlichungen die Einzelschilderungen der Gemeinden Wengi (1844), Bußnang (1857), Züge aus der Geschichte von Bischofszell (1857) vor; ganz besonders aber war die „Geschichte der Stadt Frauenfeld“ (1871) eine letzte größere Leistung dieser Art. In der Reihe der „Gemälde der Schweiz“ (s. A. D. B. XXI, 618) gab er 1837 in sehr anerkennenswerther Weise die Darstellung des Kantons Thurgau. Aber schon 1828 und 1830 hatte er sein Hauptwerk erscheinen lassen, die zweibändige „Geschichte des Thurgaus“, ein für die Zeit seiner Bearbeitung höchst beachtenswerthes Werk, das die Befähigung Pupikofer’s für historische Forschung und Erzählung ganz unleugbar darlegte, wenn es auch an das etwas ältere, vielfach zur Vergleichung herausfordernde Werk von I. v. Arx „Gechichten des Kantons St. Gallen“ (s. A. D. B. I, 615), nicht ganz hinanreichte. Zu den durch Th. v. Mohr edirten „Regesten der Archive in der schweizerischen Eidgenossenschaft“, Bd. II, steuerte P. 1853 diejenigen des Stiftes Kreuzlingen bei. Ebenso betheiligte er sich als Mitarbieter an der „Amtlichen Abschiede-Sammlung“ und ließ als solcher 1867 die erste Abtheilung von Bd. VI, über die Jahre 1649 bis 1680, erscheinen. Eine „Geschichte der schweizerischen gemeinnützigen Gesellschaft“ schrieb er 1860. Andere Arbeiten liegen auf dem Felde der Biographie, theils schon in jenen „Neujahrsblättern“, dann vorzüglich 1857 in dem Buche über einen verdienten Pädagogen aus v. Fellenberg’s Schule: „Leben und Wirken J. J. Wehrli“ und 1859 in dem „Biographischen Beitrage“ über den Zürcher Staatsmann J. J. Heß (s. A. D. B. XII, 289-292), welcher durch den Biographen vielleicht überschätzt worden ist. Für die Mittheilungen der zürcherischen antiquarischen Gesellschaft lieferte P. in Bd. XIII, „Thurgauische Städte und Landessiegel“ (1858) und in bd. XVI, „Geschichte der Burgfeste Kyburg“ (1869). Ganz vorzüglich enthielten seit 1861 die „Thurgauischen Beiträge zur vaterländischen Geschichte“ zahlreiche größere und kleine Arbeiten Pupikofer’s, darunter in Heft II als Denkschrift zur Erinnerung eine „Geschichte der Landgrafschaft Thurgau vor und bei ihrem Uebergange an die Eidgenossenschaft im Jahre 1460“, in Heft VII „Thurgauische Kriegsgeschichte“, in Heft VIII und X genealogische Untersuchungen: „Geschichte der Herren von Hohen-Landenberg und ihrer Besitzungen im 14. und 15. Jahrhundert“ und „Geschichte des Freiherrn von Klingen zu Altenklingen und Hohenklingen“, sowie manches Kürzere. 1872 hatte die philosophische Facultät der Zürcher Hochschule dem unermüdlichen fleißigen Forscher den Doctortitel honoris causa ertheilt, zugleich mit seinem Freunde Mörikofer. Allerdings war nicht zu verkennen, daß P. in seinen späteren Jahren, in der Art zu arbeiten oft ein Stillestehen, auch ein mehr oder weniger absichtliches Sichverschließen zeigte, während sein fast gleichalteriger [712] Landsmann im höheren Alter immer reifere Arbeiten hervorbrachte. So muß auch gesagt werden, daß die erst nach Pupikofer’s Tode, seit 1886, aus seinem Nachlasse erscheinende „Geschichte des Thurgau“ in der „zweiten, vollständig umgearbeiteten Ausgabe“, wenn sie auch ein gut lesbares Buch ist, als wissenschaftliche Leistung für die Zeit ihres jetzigen Erscheinens im Verhältniß nicht jenem Maßstabe entspricht, der vor mehr als einem halben Jahrhundert getrost an das Werk in seiner früheren Gestalt gelegt werden durfte.

Vgl. den Nekrolog in der Thurgauer Zeitung, 1. bis 13. August 1882, und denjenigen (von Christinger) in der Schweizer Zeitschrift für Gemeinnützigkeit von 1882.