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ADB:Mieris, Frans van (Maler)

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Artikel „Mieris, Frans van“ von Joseph Eduard Wessely in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 21 (1885), S. 714–716, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Mieris,_Frans_van_(Maler)&oldid=- (Version vom 23. Dezember 2024, 09:28 Uhr UTC)
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Mieris: Frans van M., Genremaler und Radirer, geb. zu Leiden am 16. April 1635, † ebenda am 12. März 1681. Dessen Vater Jan Bastiaensz, der Goldschmied war, hatte 23 Kinder, unter denen M. ein besonderes Talent für Kunst besaß. Die erste Anleitung in derselben gab ihm Abraham Torenvliet, später trat er in das Atelier von Gerhard Dou ein, der ihn für seinen besten Schüler erklärte. Er eignete sich auch dessen Kunstweise sowohl in der Wahl der Objecte wie in der künstlerischen Durchführung derselben vollständig an, so daß er in der Gruppe der feinen Genremaler Terborgh, Dou und Metsu ebenbürtig seinen Platz einnimmt. In der Feinheit und Miniatur seiner Bilder übertraf er dieselben sogar. Sein Repertoire setzt sich aus denselben alltäglichen Lebenskreisen [715] zusammen, wie wir diese im Artikel „Metsu“ angeführt haben. Es sind Gesellschaftsstücke, Beschäftigungen vornehmer Damen, die nur den Zweck haben, die Zeit auszufüllen, Besuche, Rauch- und Trinkgelage. Auch M. schildert treu die Wohnräume der besseren Gesellschaft seiner Zeit, malt gern seine Dame in Sammet, Atlas oder Seide. Der Hauptreiz seiner Bilder ruht in der vollendeten Ausführung, in der reizender Charakteristik, in der zarten Farbengebung, die doch nie, wie bei seinem Nachahmer van der Werff porzellanartig erscheint. Seine Bilder waren in Mode und wurden bereits von seinen Zeitgenossen sehr geschätzt und sehr hoch bezahlt. So kaufte ein Erzherzog von Oesterreich ein Bildchen von ihm um 1000 Gulden, es stellt eine Seidenhändlerin vor und befindet sich jetzt im Belvedere zu Wien. Man wollte den Künstler nach Wien locken und bot ihm 1000 Reichsthaler Gehalt, aber er folgte dem ehrenden Rufe nicht. Der Großherzog von Toscana besuchte, als er sich in Leyden aufhielt, den Künstler in seinem Atelier und zahlte für ein Bild, das eine Damenunterhaltung darstellt, 1000 Reichsthaler. Auch sonst noch malte er für den Großherzog mehrere Bilder, auch sein Eigenbildniß, das sich jetzt in den Uffizien befindet, das aber schwer in der Farbe ist. Auch die holländischen Kunstliebhaber rissen sich um seine Werke; Professor Silvius hatte sogar das Vorkaufsrecht zu allen Arbeiten für sich ausbedungen. Für Cornelis Paats malte er ein Mädchen, das in Ohnmacht in die Arme einer ältlichen weinenden Frau fällt, während der Urindoctor das Glas consultirt. Der Maler erhielt für jede Stunde Arbeit einen Ducaten, so daß das fertige Bild auf 1500 Gulden zu stehen kam. Das Bild befindet sich jetzt in der Pinakothek in München. M. war mit Jan Steen innig befreundet, dessen Schnurren ihm wohlgefielen. Houbraken, der auch über unseren Künstler allerlei Anekdoten zum besten gibt, läßt M. an den Trinkgelagen seines Freundes thätigen Antheil nehmen. Was an dem Gerüchte, daß er Schulden halber eingesperrt gewesen ist, wahr sein mag, lassen wir unerörtert. Dem Humor ließ der Künstler auch gern in seinen Bildern freien Lauf. Houbraken lobt insbesondere ein Bild, das ein trunkenes eingeschlafenes Mädchen darstellt, dem ein Spaßmacher den Nachttopf auf den Kopf zu setzen im Begriffe steht. Es ist vom J. 1664, Hendrick Bary hat es treffend gestochen, doch ist das Original jetzt nicht nachzuweisen. Die Unterschrift lautet: De wyn is een spotter. Des Meisters Bilder sind in der Welt zerstreut, die wenigsten findet man in seinem Vaterlande; Amsterdam besitzt drei, den Lautenschläger, die Briefcorrespondenz und eine allegorische Vorstellung der Vergänglichkeit. Im Haag ist ein Knabe im Fenster, der Seifenblasen macht. Dieser Gegenstand kehrt in Mieris’ Kunst oft wieder. In der Gallerie Choiseul befanden sich zwei Bilder, eine junge Obsthändlerin und ein Wildprethändler. Im Louvre sind einige Bilder, die aber Waagen nicht recht loben will. In der Eremitage zu Petersburg befinden sich sechs Bilder, darunter ein Hauptwerk: „das Austernessen“. Ziemlich reich sind auch die Uffizien in Florenz an Werken unseres Meisters, da man zehn Stücke zählt. In England sind Mieris’ Bilder auf den Landgütern der Großen zerstreut. Die meisten Werke besitzt aber Dresden und München und in diesen beiden Sammlungen kann man sehr wohl den Meister schätzen lernen. In ersterer Gallerie befindet sich auch das meisterhafte Bild mit dem Bildniß des Meisters und seiner Frau. Ersterer sitzt bei der Staffelei, letztere steht, vom Rücken gesehen, vor ihm. Ihr angefangenes und sicher wohlgetroffenes Bildniß ist auf der Staffelei zu sehen. Ein anderes Bild, das uns gleichfalls in die Arbeitsstube des Künstlers versetzt, zeigt uns einen Kunstfreund, der in Gegenwart des stehenden Meisters ein angefangenes Bild besichtigt. München besitzt vierzehn Bilder unseres Meisters, darunter das „Austernfrühstück“, die „Dame im Negligée“, andere Damen, die mit dem Papagei oder dem Schooßhündchen [716] spielen oder die Laute schlagen, eine „kranke Frau“, einen „Trompeter“, eine „Dame in Atlas vor dem Spiegel“. Viele seiner Bilder haben geschätzte Kupferstecher auf die Platte gebracht, so Basan, Greenwood, Blot, Klauber, der mehrere seiner Bilder trefflich gestochen hatte. Sein Porträt ist von Blooteling geschabt. M. soll sich auch mit der Radirnadel versucht haben; Weigel schreibt ihm ein Blatt zu, das ein schlafendes Bologneserhündchen vorstellt und äußerst selten ist.

S. Houbraken. Immerzeel. Kramm. Gallerie-Kataloge.