ADB:Metsu, Gabriel
G. Dow ihn unterrichtet hätte, bleibt also fraglich. Jean Steen, van Mieris, van Slingelant sind ebenfalls Leydener Künstler. In der Zeit, da M. anfing thätig zu sein, fand er überall Schulen und Meister, wo ein aufgewecktes Talent Nahrung und Anregung fand. Daß er sich nach Dou und Terborch gebildet hatte, beweist schon die Wahl ähnlicher Vorwürfe; das Spiel mit feinen Lichteffecten mag er dem Rembrandt abgelauscht haben. Bei alledem war er kein Nachtreter, sondern durch und durch selbständig, in der Wahl des Gegenstandes, in der Form wie in der Farbe und Durchführung. Seine Stoffe holt er sich aus den freundlichen Stuben holländischer Patrizierhäuser, führt uns aber zuweilen auch in die Küchen- und [520] Kellerräume. Die Wohnräume mit ihrer Stille, Behäbigkeit und Gemüthlichkeit hat er so treu geschildert, daß wir uns ohne Schwierigkeit in die Scenerien seiner Bilder versetzen können. Hier belauschen wir dann die Bewohner, wenn sie Besuch bekommen, die Dame des Hauses bei der Toilette, in häuslicher Thätigkeit oder die Correspondenz besorgend, zuweilen auch Musik treibend oder mit dem Papagei spielend. Auch kleine Gesellschaften bei Tafelfreuden oder beim Spiel und Gesang führt uns der Künstler vor; Alles geht so gemüthlich, behäbig vor sich, die ungestüme Leidenschaft, die tolle Ausgelassenheit, die stürmische Lebenslust hat in Metsu’s Bildern keinen Raum; gemessen, still, sozusagen fein aristokratisch ist selbst die Freude in den bürgerlichen Kreisen jener Zeit und M. ein trefflicher Schilderer derselben. Läßt uns dieser einen Blick in die Küche thun, so ist auch hier wieder alles so rein, geordnet, die Köchin so nett, daß man mit Freuden ihre culinarischen Erzeugnisse verkosten möchte. Der Meister scheint auch ein großer Freund des Jagdvergnügens gewesen zu sein, da er oft einen Jäger anbringt, der seine Frau mit erlegtem Wild überrascht. Ueberhaupt ist er ein Meister im Darstellen todten Wildes, aber auch des Geflügels, der Fische. Mit Vorliebe stellt er den Jagdhund dar. Auch die Straße, besonders der Markt, bieten ihm gleichfalls ergiebigen Stoff für seine Bilder. Selten nur wählte er ein großes Format; er fühlte sich bei großen Figuren nicht recht zu Hause. Ein solches größeres Bild befindet sich im Trippenhuis zu Amsterdam. Ein alter Reicher und ein junger Lebemann suchen ein dralles Landmädchen ihrem ländlichen Liebhaber abspenstig zu machen, ersterer mit Geld, letzterer mit dem vollen Weinglas. Beide werden vom Liebespaare ausgelacht. Das Bild, schnell gemalt, war vielleicht nur als Decoration für den Kamin bestimmt. Die volle Kraft seiner Kunst offenbart sich in seinen kleinen Bildern, die er miniaturartig bis ins Kleinste fleißig durchführte. Smith zählt etwa 150 Bilder des Meisters auf, Parthey in Deutschland allein 43, doch sind diesem noch manche entgangen. Im Louvre befinden sich acht Bilder des Meisters, darunter sein Hauptwerk, „Der Gemüsemarkt zu Amsterdam“ (gestochen von David), „Die Apfelschälerin“ (gestochen von Daullé), „Der Morgenbesuch“ (gestochen von Audouin); im Haag drei, eine Allegorie auf die Gerechtigkeit, „Ein Jäger“ (gestochen von David), den man für des Künstlers Bildniß hält, und „Die musicirende Gesellschaft“ (gestochen von Watson); in Berlin ebenfalls drei: „Die Familie des Kaufmanns Gelfing“, das Bildniß einer Frau (angeblich die Mutter des Künstlers) und „Eine Köchin“. Das Belvedere in Wien besitzt „Eine Spitzenklöpplerin“, die Pinakothek in München zwei: „Das Fest des Bohnenkönigs“ und „Die holländische Köchin“ (gestochen von J. Watson). In Dresden befinden sich sieben Bilder, die den Künstler trefflich charakterisiren, darunter „Geflügelhändler“, „Die Spitzenklöpplerin“, „Die junge Frau mit dem Briefe“, „Der Handel um den Hasen“, „Das fröhliche Pärchen“, das uns lebhaft an Rembrandt’s gleichinhaltliches Bild in derselben Gallerie erinnert und das gewiß durch dieses angeregt wurde; in Kassel ist eine „Geflügelhändlerin“, eine „Lautenspielerin“, in Petersburg „Ein musicirendes Paar“, „Eine Mahlzeit“ und in Braunschweig „Eine jugendliche Wirthin“, die Bier oder Wein ausschenkt. Neben den öffentlichen Gallerien besitzen auch Privatsammlungen Gemälde des Meisters, und nicht die schlechtesten. Es haben auch gute Stecher in reicher Anzahl die Bilder Metsu’s veröffentlicht; außer den genannten Stechern nennen wir noch Burnet, J. P. de Frey, Greenwood, Hodges, Ingouf, Levesque, Massard, Ribault, Tellier, J. G. Wille. Wenn in Auctionen Bilder unseres Meisters vorkamen, so haben sie stets sehr hohe Preise erzielt; ein Beweis, daß man stets den hohen Werth des feinen Genremalers zu schätzen verstand.
Metsu: Gabriel M., berühmter Genremaler, geb. zu Leyden um 1630, † zu Amsterdam im October 1667 (begraben am 24. October). Ueber die Lebensschicksale desselben waren die Angaben bis in die neueste Zeit ebenso spärlich als ungenau. Zwar weiß man auch jetzt noch über seine Lebensverhältnisse nicht viel mehr, aber einzelne Daten konnten genau fixirt werden. Sein Vater Jacob, auch ein Maler, soll von Geburt ein Flamländer gewesen sein. Früher galt 1615 als sein Geburtsjahr; auf seinem Trauschein vom 1658, der vorhanden ist, steht: Gabriel Metsu aus Leiden, Maler, alt 28 Jahr. Festgestellt ist noch, daß er 1648 in die Malergilde in Leyden aufgenommen wurde, daß er 1658 vom Stein operirt wurde. Daraus wollte man schließen, daß er in diesem Jahre starb. Das Gegentheil beweisen weitere Nachrichten, nach denen er 1658 in Amsterdam lebend erscheint. Das Jahr darauf wurde er Bürger daselbst und starb, wie oben gemeldet, 1667 kurz vor dem 24. October. In der Kunst wird er den ersten Unterricht vielleicht noch von seinem Vater erhalten haben; wer dann sein Lehrmeister gewesen ist, wird nicht gesagt. Daß