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ADB:Moller, Bartold

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Artikel „Moller, Bartold“ von Karl Ernst Hermann Krause in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 22 (1885), S. 122–123, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Moller,_Bartold&oldid=- (Version vom 19. November 2024, 15:24 Uhr UTC)
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Moller: Bartold M., auch Molre, Molitor, † am 12. März 1530 als Rector der Universität Rostock, war einer der bedeutendsten katholischen Theologen Norddeutschlands aus dem Anfange des 16. Jahrhunderts, von großer Geschicklichkeit und Lehrgabe, dessen Kraft sich aber im vergeblichen Kampfe gegen die Reformation aufrieb. M. stammte aus der Hamburger Bürger- und Rathsfamilie der Moller (vom Baum), die unter dem Namen Möller noch fortlebt, sein Vater war Lutke M., sein Bruder der Dr. jur. Johann Moller zu Hamburg. Er wird um 1460, vielleicht früher, geboren sein; ob er der in Schröder’s papistischem Mecklenburg 2, 2304 zu St. Johannes in Rostock im J. 1480 genannte Bartoldus Molre sei, ist fraglich; er wäre dann Dominicaner gewesen. 1485 im Frühling wurde er an der Rostocker Universität immatriculirt, sein Lehrer war Albert Krantz; 1502–1504 vertrat er seinen mit Herzog Erich in Italien weilenden Freund Dr. theol. Boger (A. D. Biogr. III, 39) im Rostocker Domdecanate, 1505 wurde er zum ersten Male Rector in der Würde eines Mag. art. et theol. baccalarius. Mit dem berühmten Drucker Hermann Barkhausen (A. D. B. II, 67) stand er in näherem Verkehr, bei ihm wurde 1505 sein seltener großer Donat gedruckt; ebenfalls überwachte er hier 1506 die Herausgabe von Albert Krantz’ „Culta et succincta grammatica“ etc. und vom „Spirantissimum opusculum in officium missae“. Zwischen 1506 und 1508 wurde er Boger’s Nachfolger als Domdechant zu Rostock und Rath der Herzoge von Mecklenburg; den von Greifswald flüchtenden Hutten hatte er wohlwollend mit aufgenommen; jener dankte durch ein Tetrastichon (Opp. Vol. I. p. 12 ed. Boecking), ebenso lobte ihn Johannes Hadus (A. D. B. 10, 307) in seinen „Camene“. 1516 war er zum päpstlichen Ablaßcommissarius in Rostock ernannt und so von vornherein Gegner der Reformation. Zu seinen Schülern in dieser Zeit gehören die Hamburger Reformatoren Steffen Kempe und Johann Fritze, dem M. als „Pfaffenkinde“ einen Freitisch gab und seine Aufnahme in den Klerus ermöglichte. Dessen persönliches Auftreten gegen ihn 1528 in Hamburg empfand M. daher bitter. 1519 wurde er als Dr. theol. in zwiespältiger Wahl zum lector primarius am Dom zu Hamburg erkoren, lehnte aber ab. 1523 untersiegelte er mit den anderen Mecklenburger Prälaten und der Ritterschaft ein Unionsbündniß, um sich gegenseitig zu schützen, und 1525 wollte er das Präsidium einer Disputation übernehmen, in der Antonius Becker den Rostocker Reformator Joachim Slüter zu besiegen hoffte, die aber der Rath verbot. Das Festhalten am Papstthum verödete indessen die Universität völlig, als daher 1526 M. wiederum zum lector prim. in Hamburg gewählt wurde, folgte er dem Rufe auf den schon wankenden Boden, verzichtete aber auf seines Bruders Rath vorsichtig noch nicht auf das Decanat. In Hamburg trat er fest, aber in versöhnender Form auf, geachtet auch bei den Gegnern, denen er die Richtigkeit des Kelches zugab, doch sei er unnöthig, da im Fleische (Leibe) auch Blut sei, und so solle man bei den Satzungen der Kirche und der Concile bleiben. Die Heftigkeit anderer Priester, namentlich des Nicolaus Bustorp, verflocht ihn schon 1527 in den Streit und trieb 1528 die Sache zum Bruche und die Reformation zum Siege. Vorsichtig hatte M. wieder nur drei Sätze durchzubringen gesucht: Das Abendmahl sei auch in einerlei Gestalt recht und wahrhaft; der Canon der Messe könne auch nach der heiligen Schrift bestehen; der englische Gruß (Ave Maria) sei nicht allein als Gruß, sondern auch als Gebet zu brauchen. Davon wollte er nicht weichen; so wurde er mit Bedauern entlassen; er ging nach Rostock in sein Decanat und Lehramt zurück. Der Hamburger Rath bat ihn vergeblich um eine [123] Zusammenkunft mit Bugenhagen, der mit Moller’s Einwilligung auf dem Lecturhofe untergebracht war. 1529 wurde M. wieder zum Rector der Universität gewählt, 1530 starb er in diesem Amte. Zum Leichenbegängniß strömte ein großer lärmender Haufe zusammen und verhöhnte fast den Todten, wie sein Freund der Karthäuser Johann Kruse (A. D. B. XVII, 265) klagte. Auch sein Bruder, der Dr. jur. Johann M., war Domherr in Hamburg, scheint aber nach dem Tode eines älteren Bruders Ludolf (1509) wieder in den Laienstand zurückgetreten zu sein, um die Familie fortzupflanzen, seine Frau war Elsabe von der Hoye. Die von ihm hinterlassenen Nachrichten über die Reformationsjahre 1527 und 1528 hat Lappenberg herausgegeben, der auch einige gegen die Evangelischen gerichteten Hamburger Lieder ihm zuschreibt.

Krabbe, Gesch. der Univ. Rostock. Lappenberg, Hamburger Chroniken in niedersächs. Sprache. Ztschr. f. Hamb. Geschichte 2, 230 ff. Ed. Meyer, Gesch. des Hamb. Schulwesens im Mittelalter, Hamburg 1843. Jahrb. für Meckl. Gesch. und Alterth. Register über 1–30 und Bd. 47 S. 120 ff. Krey, Andenken an die Rostock. Gelehrt., Anhang S. 18. Ueber das Geschlecht der Moller vom Baum s. „Die Hamburgische Familie Moller“ (von Dr. P. U. Möller).