ADB:Mylius, Arnold

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Mylius, Arnold“ von Johann Jakob Merlo in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 23 (1886), S. 138–139, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Mylius,_Arnold&oldid=- (Version vom 29. März 2024, 09:39 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Band 23 (1886), S. 138–139 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Arnold Mylius in der Wikipedia
Arnold Mylius in Wikidata
GND-Nummer 100225594
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|23|138|139|Mylius, Arnold|Johann Jakob Merlo|ADB:Mylius, Arnold}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=100225594}}    

Mylius: Arnold M., Buchhändler und Drucker, geb. am 16. October 1540 in der Stadt Moers oder in dem zur Grafschaft gehörigen Dorfe Friemersheim, wo sein Vater Statthalter war, † am 17. November 1604 zu Köln. Er bestimmte sich für den Buchhandel und begab sich zu dessen Erlernung nach Antwerpen, wo er aller Wahrscheinlichkeit nach in dem Filialgeschäfte, welches die Birckman’sche Buchhandlung von Köln daselbst errichtet hatte, seine Ausbildung erhielt. Er wurde der Geschäftsführer und unentbehrliche Vertrauensmann der Erben Birckman und hat viele Jahre der Antwerpener Filiale vorgestanden. Religiöse Vorfälle wurden die nächste Veranlassung, daß er nach Köln übersiedelte. Eine Tochter des Birckman’schen Hauses, mit dem Taufnamen Barbara, wurde seine Gattin, und er brachte es dahin, daß die Mitbetheiligten ihm das elterliche Geschäft zum Alleinbesitze übertrugen. Er verband zuerst eine Druckerei mit der Verlagshandlung. In seiner gründlichen wissenschaftlichen Bildung und Gelehrsamkeit war ihm der richtige Maßstab für seine buchhändlerischen Unternehmungen an die Hand gegeben. Sein Verlag ist reich an gediegenen, auch für die Nachwelt werthvoll gebliebenen Werken. Gemäß dem Codex nundinarius beläuft sich die Gesammtzahl der von 1586–1604 bei ihm erschienenen Bücher auf 201. Auch auf dem schriftstellerischen Gebiete ist er nicht unthätig geblieben. Schon 1573 betheiligte er sich an dem Theatrum orbis terrarum des Abraham Ortelius, indem er den Abschnitt „Locorum geographicorum nomina antiqua et recentia“ bearbeitete. Ferner ist er der Verfasser des 1594 in Folio erschienenen Werkes „Principum et regum Polonorum effigies cum commentario“. Hartzheim erwähnt einer „Historia sui temporis et praesertim motuum Belgicorum ob inquisitionem“, die er als Manuscript hinterlassen hat. Sehr umfangreich und von litterarhistorischer Bedeutsamkeit war der Briefwechsel des überaus thätigen Mannes. In den benachbarten Niederlanden stand er mit fast allen wissenschaftlichen Celebritäten in Verbindung, den lebhaftesten Verkehr unterhielt er mit dem gelehrten Franz Rapheling, dem Schwiegersohne des berühmten Antwerpener Buchhändlers Christoph Plantin. Noch zu Hartzheim’s Zeit (1747) war ein „Volumen literarum ad varios illustres viros sui aevi“ aus seiner Feder vorhanden. [139] Der Tod des hochgeachteten Mannes wurde in den weitesten Kreisen tief beklagt und von vielen namhaften Gelehrten erhielt die trauernde Familie den Ausdruck des Schmerzes und der Theilnahme in poetischer Form zugesandt. Diese Trauergedichte wurden gesammelt dem Drucke übergeben mit dem Titel „Lachrymae, quas in obitum viri clarissimi Arnoldi Mylij miserunt ad posteros amici superstites“. Alle wetteifern in dem Bestreben, die geistigen sowol wie die ethischen Vorzüge des Hingeschiedenen zu preisen und seinen Verlust zu beklagen. Besonders hervorzuheben ist die Betheiligung des größten Gelehrten jener Zeit, des Justus Lipsius. Von seinen Nachkommen und Geschäftsnachfolgern sind mehrere zur Bürgermeisterwürde in Köln erwählt worden; er selbst hatte dem Rathe angehört. Kaiser Joseph II. erhob die Familie 1775 in den Freiherrenstand. Noch blüht das Geschlecht in vielen Zweigen fort – in Köln jedoch sind die Freiherren v. Mylius nicht mehr anzutreffen. Unvergeßlich ist hier ihr letzter Vertreter, der am 24. December 1838 als Senatspräsident beim rheinischen Appellationsgerichtshofe verstorbene Freiherr Karl Joseph v. M. geblieben, der sich um die Erhaltung der auf dem Princip der Gleichberechtigung vor dem Gesetze und der Oeffentlichkeit des Verfahrens beruhenden, während der französischen Herrschaft im Rheinlande eingeführten Gerichtsverfassung, unter schwierigen Verhältnissen und in heißem Kampfe mit finstern Anschauungen, in hervorragender Weise verdient gemacht hat.

Hartzheim, Biblioth. Colon. v. Bianco, Die alte Universität Köln, I. Merlo, Mittheil. d. Ver. v. Geschichtsfr. in Rheinsberg, Heft 1.