ADB:Naso, Ephraim Ignatius
Jacob Böhme, geerbt zu haben. Er trieb aber auch historische Studien und erreichte es bei seinen Beziehungen zum Oberamt, daß er auf dessen „ansehnliche Beförderung“ mehrere Jahre die einzelnen Fürstenthümer Schlesiens bereisen und Materialien zu anscheinend groß angelegten schlesischen Jahrbüchern sammeln konnte. Als Vorbild schwebte ihm nach eigenem Geständniß Herodot vor. Aber der „Discursus politicus seu famularis prodromus novorum chronicorum ducatus Silesiae“, den er 1665 als Vorläufer des größeren Werkes erscheinen ließ, ist ein dreistes Plagiat aus Dan. Rapold’s, ein Jahrhundert früher geschriebener, aber damals noch ungedruckter „Historia de Silesiae ducatu“, nur ein panegyrischer Bischofskatalog ist angehängt. Und die 1667 erscheinende größere Beschreibung der Fürstenthümer Schweidnitz und Jauer, Phoenix redivivus, in deutscher Sprache, für die er am 21. December 1667 in den böhmischen Adelsstand mit dem Prädicat von Loewenfels erhoben wurde, ist zwar viel gelesen worden, entbehrt aber aller Kritik. Alle Fabeln, die der Verf. auf seinen Reisen sich hatte erzählen lassen, wiederholt er gläubig. Seinen katholisch-kaiserlichen Standpunkt bekundet er nicht sowohl durch Polemik gegen die Reformation, sondern durch die möglichste Ignorirung derselben. Das Buch läßt nicht erwarten, daß, wenn er sein Vorhaben ausgeführt hätte, schlesische Jahrbücher in mehreren Bänden, die er theilweis schon druckfertig liegen hatte, herauszugeben, diese Jahrbücher die älteren Arbeiten von Curaeus, Schickfus u. s. w. übertroffen hätten. Der Druck unterblieb, und die Manuscripte des Verf. scheinen verloren gegangen zu sein. Als letztes Werk ist von ihm bekannt „Monimentum historico-panegyricum stemmatis ab Herberstein“, Wrat. 1680, 2°, dem Glogauer Landeshauptmann Joh. Bernh. v. Herberstein gewidmet. Bald darauf scheint er gestorben zu sein.
Naso: Ephraim Ignatius N. war der Sohn eines evangelischen Geistlichen aus dem Bunzlauer Kreise in Schlesien, der 1629 zum Katholicismus übertrat, dann Prorector und Rector der Schule in Schweidnitz ward, und als 1637 das Stadtregiment daselbst katholisch eingerichtet wurde, in den Rath kam und 1642 als Bürgermeister starb. Der Sohn, bei den Jesuiten erzogen, studirte Jurisprudenz, ward zuerst Advokat in Schweidnitz und dann Concipist bei der Oberamtsregierung in Breslau. In dieser Stellung lebte er bis nach 1680. Von jener Gewandtheit in der lateinischen Dichtung, die damals die Jesuitenschulen eifrig ausbildeten, geben neben den in den allerkünstlichsten Formen sich bewegenden Gelegenheitsgedichten auch seine geistlichen Poesien wie die „Infulatae triginta pyramides“ Wrat. 1658, 4° und die „Trophaea coelitum et puri amoris“, Francof. 1665, 12° Zeugniß; letztere besingen ausschließlich Heilige im Versmaß der geistlichen Lieder des Mittelalters. Die Neigung zur Mystik, die freilich auch in der Zeit lag, scheint er schon vom Vater, einem Verehrer des