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ADB:Nethenus, Samuel

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Artikel „Nethenus, Samuel“ von Friedrich Wilhelm Cuno in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 23 (1886), S. 455–456, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Nethenus,_Samuel&oldid=- (Version vom 23. Dezember 2024, 01:15 Uhr UTC)
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Nethenus: Samuel N., des Vorgenannten Bruder, asketischer Schriftsteller und Bahnbrecher des Conventikelwesens in der reformirten Kirche des Niederrheins, geb. am 18. Mai 1628 zu Rees, † um 1700 zu Amsterdam. Seine gelehrte Bildung empfing er in Wesel und Harderwyk, worauf er einige Zeit Rector zu Batenburg im Gelderlande ward. Im J. 1650 wurde er Adjunct seines Großvaters Neomagus zu Baerl in der Grafschaft Mörs, und dessen Nachfolger. Mit großer Verehrung hing er an Lodenstein, auch an Labadie, ohne des letzteren Separatismus zu billigen. In seiner Frömmigkeit innig, für das Heil der ihm anvertrauten Seelen unermüdlich thätig, war er jedoch nicht frei von allerlei Extravaganzen. Seine allzuscharfe Handhabung der Kirchenzucht zog ihm 1683 seine Entlassung zu. Hierauf war er einige Jahre in Gulpen bei Mastricht thätig, von wo er 1690 zum Hofprediger und Inspector der oberen Grafschaft Ysenburg von dem Grafen Wilhelm Moritz nach Birstein berufen wurde. Auch hier suchte er in reformatorischer Weise aufzutreten und die todten Kirchenformen zu beleben. Als er aber die Episcopalrechte des Landesherrn verletzte, wirkte dieser ein Gutachten von der Marburger theologischen Facultät aus, wonach ihm das Recht zugesprochen wurde, N. abzusetzen. Aufs [456] tiefste verletzt, zog N. mit seiner Familie im J. 1697 nach Amsterdam, wo er privatisirte und seine Apologia gegen die Cäsareopapie des genannten Grafen, sowie gegen alles Unrecht schrieb, welches man ihm in Birstein angethan. Von den Schriften Nethen’s, welche heute noch theilweise in der Grafschaft Mörs in gutem Andenken sind, nennen wir hier seine „Apologia Netheniana“, 1697, und besonders diejenige, in welcher er einer Reformation des christlichen Lebens und der kirchlichen Sitte das Wort redet: „Lux in tenebris, van de Nootsakelikheyt der geheyligde Kennisse“, 2 Thle. 1671.

Apol. Nethen.Max Goebel, Gesch. des christl. Lebens in der rhein.-westph. ev. Kirche. II. Cobl. 1852. S. 367 ff. Vgl. auch Ritschl und Heppe, Gesch. d. Piet. in d. reform. Kirche. Cuno, Gedächtnißbuch deutscher Fürsten und Fürstinnen reform. Bekenntnisses, Lief. II, S. 91 ff.