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ADB:Neuenahr, Adolf Graf von

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Artikel „Neuenar, Adolf Graf von“ von Pieter Lodewijk Muller in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 23 (1886), S. 484–485, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Neuenahr,_Adolf_Graf_von&oldid=- (Version vom 25. November 2024, 20:04 Uhr UTC)
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Neuenahr: Adolf, Graf v. N. und Mörs, Statthalter von Gelderland, Utrecht und Overyssel, geb. in der ersten Hälfte des sechszehnten Jahrhunderts aus einem protestantischen niederrheinischen Grafengeschlecht, war durch Heirathen mit den Nassauern und Brederode’s verwandt und selber mit der Wittwe des 1568 enthaupteten Grafen v. Horn vermählt. So ward er schon früh in die niederländischen Wirren hineingezogen, während die Lage seiner Besitzungen, hart an den niederländischen und namentlich an den geldrischen Grenzen, ihn nicht weniger mit denselben in Berührung brachte. Dazu ergriff er die Partei des Kurfürsten Gebhard von Köln gegen dessen von den Spaniern unterstützten baierischen Nebenbuhler. Kein Wunder, daß er schon bald nach der Utrechter Union von mehreren Seiten als Statthalter von Gelderland vorgeschlagen ward, als Graf Johann von Nassau diese Stelle aufzugeben im Begriff war. Doch wurde ihm 1581 Graf Wilhelm v. Berg, Oraniens Schwager, vorgezogen, doch als der sich 1584 unmöglich gemacht, wurde er zu diesem freilich schwierigen Posten erwählt. Zu spät allerdings um zu verhindern, daß ein ansehnlicher Theil dieses noch sehr katholischen Landes sich den Spaniern zuwandte. Das gewaltthätige Regiment Johanns und das schwache Wilhelms v. Berg trugen damals böse Früchte; die Katholiken waren vom ersteren arg bedrückt, während das letztere ihnen die freie Hand ließ, ihren Uebertritt vorzubereiten. Nur die Hauptstadt Arnhem und einige kleinere Städte gelang es N. zu behaupten, sonst war 1585 fast die ganze Provinz spanisch. Auch mangelte es ihm durchaus an politischer Befähigung und was ärger war, an Charakterfestigkeit, wenn er auch ein aufrichtiger Patriot und Protestant war. Im Felde hatte er kaum größeres Glück. Gelang es ihm auch Neuß in seine Gewalt zu bringen und den gefürchteten Condottiere Martin Schenk auf seine Seite zu ziehen, so erlitt er dafür zusammen mit diesem neuen Alliirten und dem Utrechter [485] Statthalter Villiers eine gewaltige Niederlage bei Amerongen in der Provinz Utrecht. Ihm selbst brachte diese Schlappe freilich Gewinn, weil er an Stelle des gefangenen Villiers provisorisch zum Statthalter erkoren wurde. Die Wahl hatte er den demokratischen Calvinisten der Stadt zu verdanken, die ihn zu ihrem Führer und Werkzeug ausersehen hatten, um die alten mit Holland und dem nassauischen Hause befreundeten libertinischen Regenten zu stürzen. Sie hatten ganz richtig gewählt. Als Graf Leicester ins Land gekommen war und sich ihnen angeschlossen hatte, trat N. gänzlich auf ihre Seite und lieh seinen Namen zu allen Gewaltthätigkeiten jener rührigen Partei, wenn er sich auch hütete sich persönlich zu betheiligen. Als jedoch Leicester nach England zurückgegangen war, sieht man N. im Laufe des Jahres 1587 allmählich seine Stellung ändern. Es wird das wol dem Einfluß seiner mit den Engländern zerfallenen Frau zugeschrieben. Mit einer gewissen Mäßigung und unter Wahrung der gesetzlichen Formen brachte er eine, wenn auch rein formelle, Versöhnung der Parteien in Utrecht zu Stande, die ihm die Anerkennung seiner Würde eintrug, der er auch die overysseler Statthalterschaft zufügen konnte. Er war damals meist am Niederrhein thätig, wenn auch sein zahlreiches Reitercorps nicht viel anders that, als das Land verwüsten und das Geld der Staaten aufzehren. So konnte er ohne zuviel Aufsehen zu erwecken im Herbste des Jahres 1588 durch einen friedlichen Staatsstreich die Utrechter Demokraten, die er bis jetzt beschützt hatte, mit Hülfe freilich einiger ihrer ehemaligen Häupter, aus dem Regiment in Stadt und Provinz entfernen. Ein Jahr später, im October 1589 kam er bei einem artilleristischen Versuche ums Leben, einen etwas zweifelhaften Namen hinterlassend, wenn auch seine Treue an der niederländischen und protestantischen Sache nie in Zweifel gezogen ist.

Vgl. außer Bor, van Meteren und van Reidt, Groen van Prinsterer, Archives de la Maison d'Orange. 1. Serie T. VII–VIII; auch Motley, History of the United Netherlands. v. I–II. – Fruin, Tien Jaren, und mein Staat der Ver. Nederlanden.