Zum Inhalt springen

ADB:Neuss, Heinrich Georg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Neuß, Heinrich Georg“ von Franz Brümmer in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 23 (1886), S. 556, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Neuss,_Heinrich_Georg&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 05:32 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Neusidler, Melchior
Nächster>>>
Neuß, Heribert
Band 23 (1886), S. 556 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Heinrich Georg Neuss in der Wikipedia
Heinrich Georg Neuss in Wikidata
GND-Nummer 120583860
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|23|556|556|Neuß, Heinrich Georg|Franz Brümmer|ADB:Neuss, Heinrich Georg}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=120583860}}    

Neuß: Heinrich Georg N., wurde am 11. März 1654 zu Elbingerode im Harzgebirge im Herzogthum Braunschweig geboren, wo sein Vater Wundarzt war. Dieser siedelte bald darauf nach Wernigerode über, starb aber kurze Zeit danach, und die Mutter, die nun sich und zwei Waisen kümmerlich durch Nähen ernähren mußte, konnte nicht daran denken, den Sohn studiren zu lassen, so sehr dieser auch schon frühe Begabung und inneren Trieb dazu zeigte. Da indessen dem Knaben 1664 ein gräfliches Stipendium in Aussicht gestellt wurde, so setzte er seine Studien unverdrossen fort und entschloß sich in seinem 14. Jahre in das Hospitium zu Blankenburg einzutreten, wo er sich durch die Musik, für welche er große Lust und Begabung offenbarte, weiter fortzuhelfen gedachte. Später besuchte er die höheren Schulen zu Osterwiek, Quedlinburg und Halberstadt, war dann drei Jahre lang Informator der Kinder des Canzleidirectors Dr. Reccius in Wernigerode und bezog 1677, wo er endlich in den Genuß des lange ersehnten Stipendiums treten konnte, die Universität Erfurt. Hier studirte er drei Jahre lang Theologie, war daneben Informator bei Professor Soden und kehrte dann als Hauslehrer nach Wernigerode zurück. 1683 wurde er Conrector in Blankenburg, 1684 Rector daselbst, 1690 Adjunct des Diakonus Christian Schmidt in Wolfenbüttel und bald darauf Diakonus an der dortigen Heinrichsstädtischen Kirche. Hier schloß er sich an den Generalsuperintendenten Barth. Maier und den Hofprediger Justus Lüders an, und diese drei veranstalten mit Bewilligung des Fürsten sogenannte Privaterbauungszusammenkünfte, um durch dieselben bei ihren Zuhörern auf einen thätigen Glauben zu wirken. Bald aber erhob sich Widerspruch gegen solch’ pietistisches Gebahren, besonders auch aus der Mitte des geistlichen Standes, und schließlich wurde diese Sectirerei durch ein fürstliches Edict verboten. Die drei Geistlichen, welche nicht wider ihr Gewissen handeln wollten und sich demnach diesem Edict nicht fügen konnten, verließen nach einander die Stadt. N. kam 1692 als Prediger nach Hedwigsburg, wurde noch in demselben Jahre vom Herzoge Rudolf August zu seinem Reiseprediger und 1695 zum Superintendenten der Asseburgischen Inspection in Remmlingen ernannt. Schon im folgenden Jahre, nachdem er zu Gießen die theologische Doctorwürde erhalten, berief ihn der Reichsgraf Ernst v. Stolberg nach Wernigerode als Hauptpastor zu St. Sylvester und Georgen, Superintendent und Consitorialrath. Hier starb er am 30. September 1716. – N. war als Dichter und Sänger gleich beachtenswerth. Seine geistlichen Lieder, die in pietistischen Kreisen sehr beliebt waren, gab er unter dem Titel „Hebopfer zum Bau der Hütten Gottes“ (1692) heraus. Eine zweite vermehrte Auflage erschien 1703, und diese enthält 134 Lieder mit 86 eigenen Melodien. Die letzteren waren größtentheils Singweisen weltlichen Ursprungs und N. entlehnte sie nicht sowohl aus dem Gebiete des weltlichen Volksgesangs, sondern auch aus deutschen und französischen Opern. Der Satz der Melodien beruht meist auf dissonirenden Accorden, und jegliche Spur eines rhythmischen Wechsels ist von ihnen fern gehalten. Noch besitzen wir von N. eine Sammlung „Brunnenlieder, den Brunnengästen zu Pyrmont mitgetheilet“ (1706).

Koch, Geschichte des Kirchenliedes und Kirchengesangs. 4. Bd., S. 425 und 5. Bd., S. 573 (Stuttgart 1868).[1]

[Zusätze und Berichtigungen]

  1. S. 556. Z. 5. v. u.: Ueber H. G. Neuß ist jetzt zu vergleichen Ed. Jacobs in der Zeitschrift des Harzver. f. Gesch. u. Alterthumsk. XXI (1888), S. 159–189. [Bd. 28, S. 808]