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ADB:O’Reilly, Andreas Graf von

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Artikel „O’Reilly, Andreas Graf von“ von Adolf Schinzl in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 24 (1887), S. 409–411, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:O%E2%80%99Reilly,_Andreas_Graf_von&oldid=- (Version vom 3. Dezember 2024, 19:17 Uhr UTC)
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O’Reilly: Andreas Graf O. von Ballinlough, k. k. General der Cavallerie, Commandeur des Militär Maria-Theresien-Ordens, 1808–1832 Inhaber des Chevauxlegersregiments Nr. 3, jetzt Ulanenregiments Nr. 8, abstammend von den urkundlich vorkommenden irischen Edlen Gelasius Rufus, Fürsten zu Breffni, wurde am 3. August 1742 zu Ballinlough in Irland geboren, erlangte 1787 in Anerkennung seiner Hingebung für Kaiser und Oesterreich, die Erhebung in den deutschen Reichsgrafenstand und ist am 5. Juli 1832 zu Penzing bei Wien gestorben. Wie angenommen wird, trat O. im J. 1763 in das kaiserliche Heer und diente bis 1778 als Lieutenant, Oberlieutenant und Hauptmann im Infanterieregiment Callenberg Nr. 54, 1778 bis 1779 kämpfte er im baierischen Erbfolgekriege als Major und Flügeladjutant; 1780–1784 befand er sich in dem Carabinierregiment Nr. 1, 1784–1788 war er als Oberstlieutenant im Kürassierregiment Hohenzollern Nr. 8, jetzt Dragonerregiment Nr. 8, 1789 stand er mit dem Chevauxlegersregiment Modena, welches 1798 in das leichte Dragonerregiment Nr. 5 umgewandelt, 1801 aufgelöst wurde, bei Belgrad gegen die Türken, 1790–1795 befehligte er das letztgenannte Regiment als Oberst, 1795 avancirte er mit dem Range vom Jahre 1794 zum Generalmajor. Leider erst von dieser Zeit an finden sich eingehendere Daten über seine aufopferungsvollen, die besten militärischen Tugenden und Fähigkeiten bekundenden Leistungen und gilt als solch eine von O’Reilly mit Geschick und Entschlossenheit am 23. August 1796 bewirkte Recognoscirung des Gegners nächst Amberg. Denn er beschränkte sich hiebei nicht blos auf die Aufklärung der feindlichen Streitkräfte, sondern drängte noch desselben Tages die ihm gegenüber gestandenen Abtheilungen aus ihrer Stellung, worauf er dieselben am Schlachttage von Amberg, am 24. August bis Teining trieb. Anerkennend verzeichnet ferner die Geschichte sein Verhalten in den ersten Tagen des Monats September bei Ingolstadt, wo er einen Theil der französischen Angriffstruppen in ihren Bewegungen behindert und so der Besatzung unter dem Generalmajor [410] Wilhelm Freiherr von Kerpen die Durchführung von wirksamen Ausfällen wesentlich erleichtert hat. Seine hiebei bethätigte Dispositionsfähigkeit nebst sicherem Urtheil bewährte er auch Ende September bei Ulm, indem er dortselbst Dessaix’ Bedrohung der vorrückenden Armee mit vollem Erfolge durchkreuzte und zurückwies, dann am 9. October bei Rottweil, aus welchem Orte er den Feind verjagte und durch ein gut geleitetes Artilleriefeuer die beabsichtigte Wiederbesetzung desselben unmöglich machte. Endlich gelang es noch seiner verdienstvollen Beharrlichkeit während zweier blutigen Kampfestage Mitte October 1796 Moreau Stand zu halten, als dieser mittelst Eindringens in das Kinzigthal und den Simonswald den Erzherzog Karl in der linken Flanke anzugreifen suchte. Daß aber O. auch unter den ungünstigsten Gefechtslagen weder die Geistesgegenwart noch den persönlichen Muth verlor, zeigte sein Verhalten im Gefechte bei Diersheim und Honau am 21. April 1797 zur Zeit des nothwendig gewordenen Rückzugs, während welchem die zur Deckung der Infanterie bestimmte Cavallerie plötzlich in Unordnung gerieth und die eigene Infanterie niederritt. In diesem ernsten Augenblicke trat O. entschieden den fliehenden Reitern entgegen und vermochte er es auch nicht, Alle zum Halten und Sammeln zu bringen, so fällt ihm doch das Verdienst zu, mit einem Theile derselben das scharfe Drängen des Gegners abgeschwächt und auf diese Weise den bedrohten Artilleriepark gerettet zu haben. Er selbst gerieth aber hiebei gegen Schluß des Kampfes, als sein Pferd gänzlich ermattet gewesen und er verwundet worden war, in feindliche Gefangenschaft. Nach seiner Genesung und Auswechselung commandirte O. am 4. Juni 1799 umsichtig bei Zürich; im J. 1800 wurde er als Feldmarschalllieutenant zur Uebernahme des Commandos von Piacenza beordert. Die Verhältnisse, welche er bei seinem Eintreffen am 5. Juni dortselbst vorfand, waren höchst bedenklich. Der Gegner operirte bereits im Rücken Piacenza’s, die im Marsche dahin befindliche Artilleriereserve stand in großer Gefahr abgeschnitten zu werden, Piacenza selbst zu halten, lag im Hinblicke auf die geringe Zahl der Besatzungtstruppen außer dem Bereiche der Möglichkeit. Und so verließ denn O. nach harten Gefechten am 5. und 6. Piacenza und erreichte mittelst eines wohlgeleiteten Marsches, wie es heißt, „wunderbar genug“, mit sämmtlichen Truppen und der Artilleriereserve Broni. Hiedurch trat er mit dem von Genua heranrückenden Corps des Feldmarschalllieutenants Ott in Verbindung, dessen Vorhut er nun am Tage von Casteggio (Montebello) am 9. Juni zu bilden hatte und wobei er sich und seinen höchst ermüdeten Truppen trotz des nachtheiligen Verlaufes der Schlacht neue Ehren errang. Denn er überließ S. Giulietta und Rivetta nach zähem Kampfe den an Zahl stärkeren Franzosen und hielt überdies Casteggio ungeachtet außerordentlicher Verluste in so lange, bis alle Abtheilungen des Corps sich in gesichertem Rückmarsche befanden. Ueberhaupt entfaltete O. in diesen Tagen des Mißgeschickes jene nie schwankende Befehlgebung und beispielgebende Kaltblütigkeit, welche Eigenschaften vor Allem geeignet erscheinen, Disciplin und Unverzagtheit in den Reihen der Truppen zu erhalten. Und daß er in dieser Hinsicht mit voller Sicherheit auf seine Division zählen konnte, ließ die Schlacht von Marengo am 14. Juni erkennen, in welcher er als Commandant der rechten Colonne anfänglich die Hauptcolonne bestens deckte, und später General Gardanne durch nachhaltige Angriffe in der linken Flanke zum Rückzuge über Frugarolo nöthigte. Hierbei nahm O. ein Bataillon gefangen. Seine mächtige Einflußnahme auf Ordnung und Kampfesausdauer in den Reihen seiner Abtheilungen bewährte sich aber selbst dann, als die Schlacht eine ungünstige Wendung genommen, denn O. führte nun seine Division längs der Bormida geschlossen bis zum Brückenkopf, welchen er in so überlegener Weise vertheidigte, daß der Feind nicht gleichzeitig mit den [411] retirirenden Truppen vordrängen konnte. Später focht O. noch mit Auszeichnung 1800 in der Schlacht am Mincio am 25. und 26. December und ganz besonders 1805 bei Caldiero am 29., 30. und 31. October, in welch letzterer Schlacht er am 30. einen anerkannt bedeutungsvollen Antheil an dem schwer errungenen Erfolge des Tages genommen. Seiner Ruhe und seiner Ausnützung jedes Kampfmomentes gelang es nämlich im Vereine mit unausgesetzt bethätigter Todesverachtung die Stellung unmittelbar vor Caldiero zu behaupten, als Marschall Massena nach verschiedenen vergeblichen Unternehmungen zur Bewältigung der k. k. Truppen Nachmittags und in der Abenddämmerung das Centrum mit allem Nachdruck zu durchbrechen versuchte. Nun sorgte O. noch 1809 als Stellvertreter des Erzherzogs Maximilian d’Este für eine hartnäckige Vertheidigung Wiens, welches er jedoch nach dem Abmarsche des Erzherzogs mit der Garnison umsomehr am 12. Mai den Franzosen überlassen mußte, als das Bombardement immer heftiger wurde und O. vom Erzherzoge die schriftliche Erlaubniß erhalten hatte, die Residenzstadt um jeden Preis zu schonen. O., welcher für seine hervorragenden Leistungen in den Feldzügen 1796 und 1797, dann bei Zürich 1799 und Marengo 1800 des Ritterkreuzes des Militär-Maria-Theresien-Ordens und für sein entscheidendes Mitwirken bei Caldiero 1805 des Commandeurkreuzes dieses Ordens für würdig befunden wurde, trat 1810 als General der Cavallerie in den wohlverdienten Ruhestand. Er war seit 1784 mit Maria Barbara Gräfin von Sweerts und Spork verehelicht und nahm, da seine Ehe kinderlos geblieben, den Sohn Johann des britischen Baronets Sir Hugh O’Reilly of Ballinlough an Kindesstatt an. – Alles, was O. in treuer Pflichterfüllung und opferbereiter Hingebung für Kaiser und Vaterland vollführte, beruhte vornehmlich auf seinem allseits durchgebildeten, ehrenvollen festen Charakter und der Befähigung, sich unter allen Umständen durch Energie und Consequenz die gebührende Autorität zu wahren.

Wurzbach, Biogr. Lex. d. Kaiserth. Oesterr. 21. Th., Wien 1870. – Hirtenfeld, Der Milit. Maria-Theresien-Orden etc., Wien 1857. – Thürheim, Geschichte d. k. k. 8. Uhl.-Rgts., Wien 1860. – Heller, Feldzug von 1809 in Streffl. östr. milit. Ztschr., Wien 1863.