ADB:Oeynhausen, Karl Freiherr von
Hausmann, Blumenbach, Stromeier und Gauß sich den naturwissenschaftlich-mathematischen Studien widmeten. Nach kurzer Unterbrechung durch militärische Dienstleistungen vollendeten sie ihre begonnenen Studien in Göttingen. Karl v. O. wurde sodann 1816 dem schlesischen Oberbergamte zu Brieg zur weiteren Ausbildung zugewiesen und 1817 zum Bergreferendarius ernannt. Er machte sich hier in größtem Eifer mit dem Steinkohlenbergbau von Waldenburg und dem Zinkbergbau von Tarnowitz sehr genau bekannt, besuchte die benachbarten polnischen Steinkohlenwerke und das berühmte Salzwerk Wieliczka, beschäftigte sich aber überdies auch sehr fleißig mit geologischen Aufnahmen und Untersuchungen in Oberschlesien. Seine erste Publication war eine technische Abhandlung über den Effect der Wagen auf Schienenwegen (Karsten’s Arch. IV, 1. Folge). Nachdem O. 1820 das Bergassessorexamen wohlbestanden hatte, erhielt er eine Verwendung in Bochum, wo er sich ganz besonders eingehend mit dem Bergbau und mit der Administration beschäftigte. Mehrere Aufsätze bergtechnischen Inhalts wie „Ueber das bei dem Märkischen Steinkohlenbergbau gebräuchliche Gezähn“, „Ueber die Bestimmung des Capitalwerthes von Steinkohlenzechen“, „Ueber Fördermethoden auf den Steinkohlengruben im Märkischen“ fanden Aufnahme [32] in Karsten’s Archiv für Berg- und Hüttenwesen (Bd. VII). Auch besorgte O. die Ausarbeitung der früher in Schlesien gemachten geognostischen Beobachtungen, welche er unter dem Titel: „Versuch einer geognostischen Beschreibung von Oberschlesien“ nebst Karte 1822 erscheinen ließ. Die Beschäftigung mit dem Steinkohlenbergbau an der Ruhr hatte in O. den Wunsch erzeugt, des Vergleiches wegen auch die großartigen Veranstaltungen der Steinkohlenbergwerke bei Aachen und in Belgien kennen zu lernen. Dieser Wunsch wurde 1822 durch die dienstliche Ermächtigung zu einer Instructionsreise erfüllt. O. war auf diesen Reisen von dem damaligen Bergeleven H. v. Dechen, dem gegenwärtigen Nestor deutscher Geologen, begleitet und blieb fortan mit diesem durch gemeinschaftliche Arbeiten und Verwandtschaftsverhältnisse in innigster Freundschaft verbunden. Auf dieser Reise wurden zunächst die Eifel, dann die Kohlenbergbaue bei Aachen, in Belgien und in Nordfrankreich und auch Paris besucht, um hier für den zweiten Theil der Reise nach den Salinenbezirken von Lothringen, Württemberg und Baden sich vorzubereiten, wobei der damals in Paris sich aufhaltende A. v. Humboldt die Reisenden durch Empfehlungen förderlichst unterstützte. In Saarbrücken gesellte sich der Referendarius v. Roche als Dritter zu den beiden Forschern, welche nun der Reihe nach die Salinen in Lothringen besuchten und, um sich über die Lagerungsverhältnisse des Steinsalzvorkommens zu orientiren, ausgedehnte geologische Untersuchungen am Fuße der Vogesen bis Basel anstellten. Sodann wurden die Studien auf den rechtsrheinischen Salinen, namentlich in Dürrheim und Wimpfen, fortgesetzt und die geologischen Untersuchungen bis in den Thüringer Wald ausgedehnt. Nach Berlin zurückgekehrt, erstattete O. 1823 einen eingehenden Reisebericht, mit Vorschlägen behufs Vornahme von Tiefbohrungen auf Steinsalz in Norddeutschland. Ein Theil dieses Berichtes gelangte in Karsten’s Archiv (VIII, 52) zur Publication. Außerdem erschienen nach und nach mehrfache Mittheilungen über die Ergebnisse dieser Reise, wie: „Barometrisches Nivellement während meiner geognostischen Reise durch Lothringen, Elsaß, Baden und Württemberg im Jahre 1823“ (Hertha I, 1825) und gemeinschaftlich mit v. Dechen und v. Roche „Geognostische Umrisse der Rheinlande zwischen Basel und Mainz mit geognostischer Karte der Rheinlande“ (1825), auf welcher die zuerst von L. v. Buch als Keuper bezeichnete obere Abtheilung der Trias zur Darstellung gebracht wurde. Meist in Karsten’s Archiv abgedruckt finden sich weiter: „Benützung der Hochofengichtflamme zum Kalkbrennen“, „Der Bleiglanzbergbau von Commern“, „Der Steinkohlenbergbau in Belgien und Nordfrankreich“, „Die Dachschieferbrüche von Fumay und Château Salm“, „Die Gewinnung des Alauns bei Lüttich“, „Die Steinbrüche bei Falkenberg und Mastricht“, „Die Marmorbrüche in Belgien“, „Die Feuersteinbrüche zu Nouvelle“. Dazu kommen in Nöggerath’s Rheinland-Westphalen „Allgem. Bemerkungen über Galmei-, Eisenstein- und Bleierzformation in der Gegend von Aachen“ und in Hertha (Bd. II–XIII): „Geognostische Beobachtungen über das Schiefergebirge in den Niederlanden und am Niederrhein“ mit geognostischer Karte. Seit 1824 zum Oberbergamtassessor befördert, wurde O. nunmehr beauftragt, um die für eine Bohrung nach Steinsalz günstigste Stelle zu ermitteln, erst in der Wesergegend Untersuchungen anzustellen, dann Pommern (1826) geognostisch zu untersuchen, worüber eine Beschreibung (Karsten’s Archiv XIV) erschienen ist. Zur näheren Belehrung besuchte O. 1826 in Begleitung seines Freundes v. Dechen nunmehr auch England und Schottland und machte hier eingehende bergtechnische und geognostische Studien. Auch über diese Reise erstattete O. mehrfache veröffentlichte Berichte, wie: „Effect der Dampfmaschinen zur Wasserhaltung auf den Kupfer- und Zinngruben Cornwall“, „Vorkommen und [33] Gewinnung von Stein- und Kochsalz in England“, „Ueber Schienenwege“ (Karsten’s Archiv XIX), „Der Tunnel unter der Themse in London“ (Verhandl. d. Gewerbevereins VII), „Die Kettenbrücke von Menaistreet“, „Die gußeiserne Drehbrücke von Banarie“ (das. VII–IX). Eine besonders wichtige Abhandlung, „Der Steinkohlenbergbau in England“ (Karsten’s Archiv V, VI neue Folge) und „Geognostische Beobachtungen über mehrere englische Gebiete“ (das. I und II), stammen gleichfalls aus dieser Zeit. 1828 zur Dienstleistung erst auf kurze Zeit nach Bonn und dann nach Dortmund berufen, wurde O. 1827 zum Oberbergrath ernannt und 1830 nach Halle beordert. In dieser Zeit beschäftigte ihn insbesondere der unter seiner Leitung 1830 begonnene Bohrversuch auf Steinsalz bei Rehme, auch nachdem er 1831 wieder nach Bonn versetzt worden war. Bei dieser Bohrarbeit führte O. mehrfache wesentliche Verbesserungen der Bohrapparate ein (Karsten’s Archiv XXI) und erreichte auf diese Weise eine Bohrlochtiefe von 2220 Fuß, ohne aber, wie gehofft wurde, Steinsalz zu finden. Dafür entschädigte aber eine erbohrte warme Salzquelle, welche zur Errichtung eines Bades benutzt wurde. Dieses Bad erhielt O. zu Ehren den Namen Bad Oeynhausen. Von Bonn aus begann O. eine genaue geognostische Durchforschung der Umgegend des Laacher Sees und lieferte später eine geognostische Karte dieser Gegend in 8 Blättern, nachdem er bereits seit 1841 als geheimer Bergrath zur Dienstleistung ins Ministerium nach Berlin berufen worden war. Hier rückte er 1845 zum geheimen Oberbergrath und 1847 zum Berghauptmann vor und wurde als solcher zur Direction des schlesischen Oberbergamtes in Brieg (seit 1850 nach Breslau verlegt) berufen. In dieser Stellung widmete er seine Thätigkeit besonders der Förderung des schlesischen Steinkohlen- und Galmeibergbaus und nahm vielfach an legislatorischen Arbeiten Theil. Bereits 1855 kehrte O. als Vorstand des Oberbergamts wieder nach Dortmund in die Nähe seiner Heimath zurück, wo er sich namentlich des Steinkohlenbergbaus lebhaft annahm. Schon seit 1852 kränkelnd, ließ er sich 1864 in den Ruhestand versetzen und zog sich auf das Familiengut Grevenburg zurück. Bei seiner Außerdienststellung wurde er in Anerkennung seiner großen Verdienste mit der Verleihung des Sterns zum Rothen Adlerorden II. Cl. mit Eichenlaub geehrt. Nur wenige Monate war jedoch dem allgemein geachteten Manne gegönnt, sich seiner Muße zu erfreuen, indem er am 1. Februar 1865 einem asthmatischen Leiden erlag. O. zeichnete sich als Beamter durch seine tiefe, allseitige Fachkenntniß und ein seltenes Geschick, sie auch praktisch zu verwerthen, durch unermüdliche Thätigkeit und strenge Pflichterfüllung, als Gelehrter durch seine scharfe Beobachtungsgabe und rasche Orientirung auf dem Gebiete der Geologie in gleicher Weise aus. Seine zahlreichen bergtechnischen und geologischen Publicationen liefern nur einen schwachen Beweis von dem umfassenden Wissen und Können dieses Mannes.
Oeynhausen: Karl v. O., königl. preußischer Berghauptmann, ausgezeichneter Bergmann und berühmter Geologe, war als jüngerer Zwillingsbruder des gleichfalls im Bergfache thätigen und durch eine geologische Arbeit bekannten Friedrich v. O. auf dem väterlichen Gute Grevenburg bei Steinheim im damaligen Bisthum Paderborn am 4. Februar 1795 geboren und erhielt im elterlichen Hause eine sehr sorgfältige Erziehung. Schon frühzeitig erwachte in beiden Brüdern auf Ausflügen zu Verwandten nach Eisleben, an den Harz und ins Mansfeldische, wo sie durch die dortigen Bergwerke mächtig angeregt wurden, die Neigung, sich dem Bergfache zu widmen. Nach einem späteren Besuche des Lyceums in Mannheim, dann des Gymnasiums in Stuttgart, wo ihr früherer Hauslehrer als Professor lehrte, gingen die Brüder 1811 nach Eisleben, um während des sog. praktischen Jahres die bergmännischen Arbeiten kennen zu lernen. Sie bestanden dann 1812 ihr Examen als Bergeleven und bezogen 1813 die Universität Göttingen, wo sie namentlich unter- Zur Erinnerung an C. v. Oeynhausen, Essen.